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36. Metallindustrie und Handwerk. Vermeidung einer Facharbeitergesellschaft. Handel und Wandel nach dem Willen Gottes und dem Bedürfnis des Nächsten

[36.1] Zur weiteren ordnungsmäßigen Verfassung gehört die Erzeugung der nötigen metallenen Handwerkszeuge, die sie gebrauchen zum Behauen der Bäume, zur Verfertigung der nötigen Hausgerätschaften, zur Auflockerung des Erdreichs und zum Schneiden ihrer Speisen und anderer Sachen.

[36.2] Wo und wer aber verfertigt solche Werkzeuge? Seht, dazu sind auch auf diesem Planeten, besonders an den Füßen der Gebirge, eigene Fabriken vorhanden, in denen ein solches eurem Eisen ganz wohl ähnliches, nützliches Metall zu allerlei solchen Gerätschaften bearbeitet wird.

[36.3] Wer aber sind die Fabrikanten? Seht, damit auf die Erzeugnisse einer solchen Fabrik jede benachbarte allgemeine Familie ihr Recht hat, dieselben nach Bedarf aus der Fabrik zu nehmen, so muss auch jede benachbarte Familie abwechslungsweise Arbeiter dahin senden, welche da das Metall unter der Oberleitung eines Fabrikältesten zu bearbeiten haben. Das Metall aber wird in einer solchen Fabrik nicht schon zu Werkzeugen selbst gestaltet, sondern bloß nur geschmeidig aus den Bergen zu fernerer Verwendung gewonnen, ungefähr so, wie bei euch das Stangeneisen gewonnen und bereitet wird zum ferneren Gebrauch.

[36.4] Hat dann ein oder der andere Arbeiter die bedungene Zeit von hundert Tagen in einer solchen Fabrik gearbeitet und eine solche Fabrik hat z. B. hundert Arbeiter, so wird das gewonnene Metall eben auch in hundert Teile geteilt; nach vollendeter Arbeitsfrist aber dann jedem aus der Arbeit Tretenden sein gerechter Anteil ausgeliefert und von ihm sobald zum allgemeinen Besitz nach dessen allgemeiner Familienwohnung gebracht.

[36.5] Was geschieht denn dann mit einem solchen gewonnenen Metallteil, welcher nach eurem Gewicht nicht selten zwanzig- bis dreißigtausend Zentner beträgt? Dieses Metall wird hier, wenn noch Werkzeuge vorrätig vorhanden sind, mit Laubwerk umwunden und dem Ältesten der Familie zur Verwahrung übergeben. Sind aber die früheren Werkzeuge schon sehr abgenutzt geworden, sodann wird nach der Anordnung des Ältesten sogleich zur Erzeugung neuer Werkzeuge geschritten.

[36.6] Wie aber? Meint ihr auch etwa durch ein Essenfeuer, wie bei euch? O nein, sondern auf eine ganz viel merkwürdigere, aber dabei dennoch viel einfachere Art. Die Saturnusbewohner haben da eine kürbisartige Frucht, die auf der unteren Fläche eine ganz regelmäßige Konkavität besitzt, nicht selten von einem Durchmesser von zwanzig bis dreißig Klaftern. Die äußere Rinde dieser Kürbisfrucht, namentlich aber dieser untere, konkave Teil, ist so glänzend glatt wie ein allerfeinst polierter Stahl. Seht, mit diesem Fruchtunterteil fangen die Saturnusbewohner die Strahlen auf und leiten den Brennpunkt auf die große Stange hin. Und es gehört nicht mehr als ein Augenblick dazu, um einen bedeutend großen Teil der Stange ganz vollkommen weißglühend zu machen.

[36.7] Ist solches geschehen, dann wird das weißglühende Metall nach Bedarf von der Stange herabgeschnitten und vermittels eines vorfindigen Ambosses, der gewöhnlich aus einem diamantartigen, harten Stein besteht und sehr glatt ist, und mittels eines metallenen Hammers zu irgendeinem erforderlichen Werkzeug umgestaltet.

[36.8] Wenn ein Schmied bei euch zur Verfertigung einer Sichel die Zeit einer halben Stunde nötig hat, so verfertigt ein Saturnusmensch wenigstens zehn in dieser Zeit, obschon eine ganz verfertigte Sichel im Saturnus nach eurem Gewicht nicht selten hundert Zentner wiegt. Wenn ihr dieses ein wenig bedenkt, so könnt ihr euch wohl vorstellen, wie gewandt in seiner Kunst ein solcher Saturnusschmied ist!

[36.9] Es fragt sich nun nur noch, wer daselbst dieses Handwerk versieht? Die Antwort wird hier nicht schwer sein, so Ich euch sage, dass bei den Saturnusmenschen solches eine häusliche Verfassung ist, dass da ein jeder Mann muss jedes erforderliche Handwerk können, damit es da keinen Unterschied des Standes gibt und ein Handwerker zum anderen sagen könnte: „Ich bin notwendiger als du, und meine Produkte wichtiger als die deinigen!“ Sondern ein jeder kann das, was sein Bruder kann. Und somit kann einer dem anderen in allem Erforderlichen nützen. Und wann allenfalls an einen oder den anderen die Reihe kommt, dass er wird ein Ältester in der Familie, so kann er dann auch durch seine Leitung derselben in allem vorstehen.

[36.10] Da aber alle also in allem Erforderlichen erfahren sind, so hört dadurch auch aller Schacherhandel auf; namentlich bei den Gebirgsbewohnern. Darum sie dann auch nichts im Überfluss bereiten, damit sie es an einen Nachbarn verkaufen oder vertauschen möchten; sondern alle ihre Produkte richten sich nach dem eigenen häuslichen Bedarf.

[36.11] Kommt aber dessen ungeachtet ein Nachbar, darum er haben möchte etwas Nötiges, das ihm aber abgeht, weil er nicht ist so wohlhabend wie ein anderer – so wird er nicht befragt: „Was gibst du für dieses oder jenes, das du bedarfst?“ – sondern er wird bei einer solchen Gelegenheit nur befragt um den Preis des Willens vonseiten des Großen Geistes. Hat er dieses im Saturnus nur allein gültige Zeugnis und dieses allein gangbare Geld, sodann wird ihm auch sogleich das vollkommen zu eigen eingehändigt, dessen er nach seiner Angabe bedarf, und darf darauf nie von jemandem an irgendeine Entgeltung gedacht werden.

[36.12] Und das zwar zufolge eines politischen Gesetzes unter ihnen, welches also lautet: „Wer ist mehr als der Große Geist? Was aber haben wir Ihm dafür gegeben, darum Er uns gegeben hat zur Benützung die mit so zahlreich vielen Gütern wohlversehene große Welt? Es geziemt sich aber, dass wir dem Großen Geist danken für jegliche Gabe. So wir aber von unserem Bruder auch nur einen Dank annehmen, wie müssten wir da erscheinen vor dem Großen Geist, so wir das von unseren Brüdern verlangen würden, was nur allein dem Großen Geist gebührt! Wehe daher demjenigen, der sich danken ließe von seinem Bruder für eine dargereichte Gabe, da er doch vielmehr dem Großen Geist danken solle, darum ihn dieser eines Dienstes an einem Bruder gewürdigt hatte.“

[36.13] Seht, nachdem der Saturnusmensch aus diesem wohlwürdigen Grund von seinem Nebenbruder nicht einmal den allerleisesten Dank wissentlich annimmt, so nimmt er noch um desto weniger irgendeine andere Entgeltung an. Und sonach ist auch aller Handelsverkehr zwischen den Saturnusmenschen eingerichtet.

[36.14] Es gibt daselbst keine Wechselbuden und auch nirgends Zollämter. Auch gibt es keine Warentaxierer und Warenbeschauer. Und der Wucher ist jedem Saturnusmenschen fremd, namentlich vorzugsweise den Gebirgsbewohnern.

[36.15] Ein Werkzeug, was auf dieser Erde sehr häufig gebraucht wird, ist die Waage. Dieses Werkzeug ist dem Saturnusmenschen ganz fremd; denn er kennt fürs Erste keine andere Waage als den alleinigen Willen des Großen Geistes und fürs Zweite die des Bedarfes seines Bruders.

[36.16] Noch ein zweites Werkzeug, das da bei euch heißt die Elle, ist dem Saturnusbewohner fremd; demzufolge hat er denn auch kein anderes Maß, als wie er hat die Waage, und es wird daher nichts nach der Elle, wie bei euch, gemessen, sondern das Wort des Bruders nach dem Willen des Großen Geistes ist das für die Saturnusmenschen alleruntrüglichste Maß, nach dem sie das bemessen, was ein oder der andere nachbarliche Bruder von ihnen sich erbittet.

[36.17] Ein solcher Handel und Wandel wäre N. B. auf dieser Erde viel besser als die unmenschlichen Korngesetze Englands, und auch viel besser als alle Börsen und Banken und Wechselbuden und Kaufläden und Schankhäuser bei euch – da euch doch schon ein nur einigermaßen reinerer Verstand es sagen sollte: Was haben wir denn Gott für alle die Produkte der Erde gegeben und wie teuer haben wir Ihm denn die Erde selbst abgekauft, darum wir nun auf derselben schalten und walten, als wären wir die unmittelbaren Eigentümer von ihr?

[36.18] Da ihr euch, wie gesagt, nur bei einem ein wenig reineren Verstand solches doch notwendig fragen müsstet, so leuchtet es ja von selbst klar aus allen euren Handlungsweisen heraus, wie unrechtlich in Meiner Hinsicht es ist, auf Meinem Grund und Boden, den Ich allein nur geschaffen und für jedermann gleich eingerichtet habe, sich dessen Produkte oder vielmehr Produkte Meiner Liebehand neidisch, geizig und gewalttätig anzueignen, für einen oder den anderen Zweck zu bearbeiten und sodann dieselben erst um einen unerschwingbar hohen und teuren Preis an seinen Bruder zu geben, so er danach ein Bedürfnis oder ein Verlangen hat.

[36.19] Jedoch lassen wir all das Himmelschreiende auf der Erde und wenden uns wieder zu unserem Planeten, allda die Menschen noch im Besitz solcher Schätze sind, die der Rost nicht angreift und die Motten nicht verzehren, und beschauen da noch durch mehrere Seiten hindurch ihr durchaus nicht großes politisches Gesetzbuch, welches da geschrieben ist in ihren Herzen.

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