[17.1] Da zufolge der vorigen Mitteilung über diesen Planeten schon so manches, was seine planetarische Beschaffenheit betrifft, wie dessen Ländereien und Pflanzen und so manche Tiere kundgegeben wurde, und bei den Tieren alldort eine Unterbrechung geschah, als da beendet wurde im kurzen Durchlauf die vorzüglichste Gattung der Schnecken, so wollen wir nun so kurz und so fasslich als möglich von diesem Standpunkt aus unsere erläuternde Fortsetzung beginnen; nur werden wir dabei uns bei den einzelnen Geschöpfgattungen nicht so lange aufhalten, werden daher überall nur das Vorzüglichste herausheben, alles andere aber nur einem allgemeinen Überblick überlassen.
[17.2] Demzufolge wollen wir selbst gleich anfangs, was die ferneren Tiere, die da im Wasser leben betrifft, nur vorübergehend im Allgemeinen berühren und [uns] dann zu den Bewohnern der Luft wenden, da wir ebenfalls uns bei denselben nicht lange aufhalten werden; ebenso auch dann bei den Landtieren, um dadurch desto eher zu den Menschen dieses Weltkörpers zu gelangen. Und sonach wenden wir uns zurück zu unseren Wassertieren.
[17.3] Ihr wisst, welche großen Gewässer und Meere dieser Planet innehat; ihr wisst auch, dass selbst auf Erden die größten und mächtigsten Tiere in den Gewässern sich aufhalten. Dieses Verhältnis bleibt sich auch in dem Saturnus stetig und gleich; nur sind natürlicherweise die Arten und Gattungen sehr verschieden und haben da entweder gar keine oder nur eine sehr geringe Ähnlichkeit mit denen auf eurem Erdkörper. Wir wollen nur einiger erwähnen, und zwar zuerst derjenigen, die da ins ungeheuer zahlreiche Gattungsreich der Fische gehören.
[17.4] Der größte aller Fische dieses Weltkörpers ist der dort sogenannte Bisorhiohiohio. Dieser Fisch befindet sich dort ungefähr auf derselben Stufe, auf welcher ihr euren Erd-Walfisch betrachtet, ist aber, was seine Form betrifft, außerordentlich verschieden von eurem Walfisch. Dieser Fisch hat fürs Erste einen bei hundert eurer Klafter langen Kopf, welcher vollkommen rund ist, und sieht somit einer Kugel gleich, welche somit hundert Klafter im Durchmesser hätte, und ließe sich in der Mitte bis ganz nach rückwärts auftun. Wie sich also eine solche Kugel in der Mitte auftäte, solches auch ist bei dem Kopf dieses Fisches der Fall; er hat weder Zähne noch Finnen, sondern sowohl der untere als der obere Teil dieses großen Rundrachens ist eine vollkommen flache und harte Scheibe, an deren hinterstem Teil oder an der Vormündung des weiten Schlundes eine lang dehnbare Doppelzunge sich befindet, welche dieser Fisch gebraucht, um die zwischen den zwei Rachenscheiben zerquetschte Nahrung in den Schlund zu ziehen. Auf den Kopf folgt dann der eigentliche Mittel- oder Hauptleib des Fisches. Dieser Leib ist bei einem gut ausgewachsenen Fisch nicht selten nahe dreitausend Klafter lang, bei eintausendfünfhundert Klafter vom Bauch bis auf den Rücken hoch, und da, wo er am dicksten ist, hat er nicht selten einen Durchmesser von nahe tausend Klafter. An dem Leib ist noch ein bei tausend Klafter langer Schweif sitzend, welchen dieser Fisch vorzugsweise zu seinen Bewegungen und Wendungen im Wasser benützt. Auf dem Rücken dieses Fisches sind äußerst starke und nicht selten über hundert Klafter im Durchmesser habende Flossen angebracht. Am Bauch aber hat er zwei förmliche Schwimmarme, ungefähr so, wie bei euch die Seehunde oder Walrosse sie haben.
[17.5] Wenn ihr diesen Fisch ein wenig vor die Augen eurer Gefühlsphantasie führt, so dürfte es euch wohl klar werden, dass dieser Fisch, wenn er auf irgendeinem Land eurer Erde zu liegen käme und noch dazu ausspannen möchte seine Rückenflossen, er da mit den höchsten Bergen der Erde wetteifern dürfte. Er wird aber selbst von den Saturnusbewohnern teilweise bald ein schwimmender Berg, bald eine schwimmende Insel, bald auch ein schwimmendes Land genannt; einige nennen ihn auch den Wasserplaneten.
[17.6] Wird dieser Fisch in diesem Planeten auch gefangen? Nein, vor diesem Fisch hat ein jeder Saturnusbewohner einen außerordentlich großen Respekt. Denn wenn sich irgend etwas auf der Oberfläche des Wassers ihm naht, so macht er sobald seinen großen Kopf auf, schießt dann mit großer Schnelligkeit auf den im Wasser schwimmenden Gegenstand [zu] und zerquetscht durch die große Schwere und Kraft des Kopfes denselben, sobald er in seinen Rachen geraten ist, und verzehrt ihn. Zum größten Glück aber bewohnt dieser Fisch auch zumeist nur die Polargegenden unseres Planeten, welche vermöge ihres immerwährenden Schnees und Eises für den Saturnusbewohner noch viel unzugänglicher sind als für die Bewohner der Erde dieselben Polargebiete. Daher geschieht es auch äußerst selten, dass irgendwo ein solcher Fisch von den Bewohnern des Saturnus gesehen wird. Wann er aber jedoch in den nördlicheren Teilen der Saturnusländereien, wo er sich zumeist aufhält, von einem oder dem anderen Saturnusbewohner gesehen wird, so gilt das allezeit für eine schlimme Vorbedeutung, und diese Menschen flüchten sich da auch sobald in die innersten Teile der Länder; denn sie sind der Meinung, dieser Fisch sei von den schlimmsten Geistern des Eises dahingesandt worden, um ihr Land, wie ihr zu sagen pflegt, samt Bolzen und Riegel aufzuspeisen. An eine solche Stelle, wo da ein solcher Fisch gesehen wurde, getraut sich dann lange Zeit kein Saturnusmensch mehr seinen Fuß zu setzen. Aus diesem Grund geschieht es auch, dass die nördlichen Teile des Saturnus, d. h. was seine Ländereien betrifft, entweder gar selten oder zumeist gar nicht bewohnt werden.
[17.7] Ihr werdet hier freilich fragen: Was hat denn hernach dieser Fisch für eine Bestimmung? Dieser Fisch ist das letzte Aufnahmeorgan alles Wassergetiers, und aus ihm verteilt es sich dann wieder in allerlei Getier der Luft. Denn in diesem Organ bildet sich nicht nur dem geistig-substantiellen Teil nach eine künftige Lufttiergattung aus, sondern die sogenannte Lufttiergattung dieses Weltkörpers geht dann aus ihm hervor, ohne dass er darum zu sterben braucht. In dieser Hinsicht ist er mehr ähnlich einem kleinen Planeten als einem Tier, welcher auch ein bleibendes Organ ist, durch welches zahllose geistige Gattungen, sich wohl unterscheidbar ausleibend, durchgehen können. Es ist zwar mit eurem Walfisch derselbe Fall; doch was die Allgemeinheit betrifft, so steht er unserem Bisorhiohiohio ums Allerbedeutendste nach. Denn der Walfisch der Erde hier progeneriert nur die Gefiedertiergattungen der alleinigen Polarländer, während unser Saturnuswalfisch den ganzen Planeten mit den gefiederten Einwohnern der Luft versieht, das heißt, es werden in ihm die Seelenwohnungen aus den Wassertieren übertragen in die verschiedensten Seelengattungen der gefiederten Bewohner der Luft.
[17.8] Dieser Fisch ist demnach der größte und zugleich auch allerbeachtungswerteste dieses ganzen Planeten. Ihm zur Seite steht aber noch eine zahllose Gattung von Fischen und Amphibien aller erdenklichen Art, welche sich wohl unterscheiden in der Größe, Form und Tauglichkeit. So sind neben diesem Riesenfisch noch bei hundert Gattungen, welche sich alle mit eurem Walfisch, was die Größe betrifft, gar wohl messen könnten. Sie aber alle speziell aufzuführen und sie näher zu beschreiben, wäre für den Zweck, warum ich euch diesen Planeten enthüllte, fürs Erste viel zu weitläufig und fürs Zweite eben darum auch gar nicht dienlich. Wann ihr aber selbst geweckteren Geistes werdet, dann wird es euch ohnedies ein Leichtes sein, euch selbst bis ins kleinste Detail nicht nur in diesem, sondern auch in anderen Planeten umzusehen.
[17.9] Und somit lassen wir die Tiere der Gewässer dieses Planeten ruhen und gehen da über auf die Bewohner der Saturnusluft, welche euch schon ums Bedeutende mehr interessieren werden als alle Wassergattungen, die wir bisher haben kennengelernt.
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