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10. Der Morgenstrom und seine Anwohner. Baumwohnungen der Saturnusmenschen. Wie sich die Saturnusmenschen über das Wasser bewegen. Über die Dampfkraft der Erdenmenschen. Kritik des Herrn an der irdischen Philosophie und den dortigen Irrlehren über Ihn. Die viel bessere Einsicht der Saturnusmenschen und wie diese die aufgeblasenen Geister der Erde abfertigen

[10.1] Der eine dieser vier Hauptströme, der da seine Fallrichtung hat genau gegen den Morgen, ist der breiteste und sozusagen am allermeisten bevölkertste. Ihr müsst hier nicht etwa denken, dass an dessen Ufern etwa, so wie an euren Flüssen, Städte und Festungen erbaut sind; denn auf dem ganzen Planeten ist dergleichen nirgends anzutreffen.

[10.2] Die vorzüglichste Behausung der Saturnusbewohner besteht in dem euch schon bekannten Baum, unter dessen vielen Ästen und Stämmen eine ganze Familie wohnt. Es sind aber die Familien ebenfalls geteilt, fast so wie bei euch, da ein Teil in den Ebenen und vorzugsweise an den Ufern der Ströme wohnt; ein anderer Teil aber wieder vorzugsweise nur die Gebirge bewohnt. So sind die Ufer dieses Morgenstromes links und rechts auch ganz besonders vielfach mit solchen Bäumen besetzt, unter denen die Familien ihre bleibende Wohnung halten. Ich sage darum „ihre bleibende Wohnung“, weil ein solcher Baum alldort nicht leichtlich ausstirbt, sondern fort und fort wächst und sich vergrößert, so zwar, dass unter manchem solchen Baum eine Familie lebt, welche durch sich verzweigende Verwandtschaften nicht selten zehn- bis zwanzigtausend Köpfe stark ist.

[10.3] Die Flüsse, besonders aber dieser Morgenfluss, sind den dortigen Bewohnern ein vielfaches Bedürfnis, und zwar nach folgender Stufenordnung: Fürs Erste sind all die Bewohner große Freunde vom Waschen. Nicht selten wäscht sich einer am Tag sieben Mal. Fürs Zweite dient ihnen das Schwimmen zu einer besonders stärkenden Belustigung; denn sie sind in diesem Fach allesamt große Künstler auf dem Wasser, indem sie im Notfall auf der Oberfläche nicht nur herumschwimmen, sondern gar leicht auch herumgehen können. Darum können sie auch um desto leichter alle anderen Schwimmkünste ausführen, als: dass sie sich auf der Oberfläche des Wassers ganz flach dahinlegen können, oder können auf der Oberfläche sitzen oder sich auch nach Belieben darauf herumwälzen.

[10.4] Wollen sie untertauchen, so können sie solches auch; aber es geht ihnen nicht viel leichter als den Gänsen bei euch, weil sie im Verhältnis zu dem Saturnuswasser um vierzig Prozent leichter sind als ihr im Verhältnis zu euren Gewässern; welches Verhältnis ihr schon daraus ersehen könnt, wie schon einmal bemerkt wurde, dass sich diese Saturnusbewohner auch mit Leichtigkeit in der Luft frei erhalten können, besonders die jungen. Aber selbst die Alten können von der größten Höhe ohne Beschädigung ihres Leibes herabspringen; doch tun sie dieses nicht allzu gerne, weil sie nach solchen Luftpartien gewöhnlich von einem unbehaglichen Schwindel ergriffen werden.

[10.5] Fürs Dritte wohnen sie noch darum gerne bei den Wassern, weil dieselben, wie schon gesagt wurde, einen besonders herrlichen Lichtschimmer zur Nachtzeit von sich geben. Und fürs Vierte atmen die dortigen Flüsse eine besonders angenehm kühlende Luft aus, wovon die Saturnusbewohner außerordentlich große Freunde sind. Und fürs Fünfte wohnen sie wegen ihrer Haustiere, die wir erst später werden kennenlernen, gerne an den Ufern dieser Ströme, damit dieselben also leichter getränkt werden können. Denn auf den Bergen können aus dem Grunde die größeren Haustiere oft kaum gehalten werden wegen Mangel an hinreichendem Wasser, da die Quellen solcher Flüsse mehr in den unteren Teilen der Berge sich befinden und die höheren sich dann begnügen müssen mit dem Regenbaum und jener euch schon bekannten bewässerten Frucht, das größte Haustier aber oft an einem Tag, nach eurem Maß gerechnet, nicht selten bei tausend Startinen Wasser zu seiner Durstlöschung gebraucht, welches euch etwas rätselhaft klingen dürfte. Allein diese Hauskuh übertrifft eure Elefanten so sehr an Größe, dass diese auf ihrem Rücken gar leicht als Schmarotzertierchen herumsteigen könnten. Vermöge der außerordentlichen Nützlichkeit dieses Tieres aber bewohnen eben die Saturnusmenschen gerne die Ufer der Ströme, Flüsse und Seen, damit dieses nützliche Haustier keinen Schaden leidet; denn es hat das Eigentümliche, dass es fünfmal mehr trinkt als es frisst; was alles später, wenn wir erst eigentlich zu den Tieren kommen werden, genau erörtert wird.

[10.6] Obschon die Menschen aber hier keine Städte und auch keine Häuser bauen, so wissen sie aber doch ihren euch schon bekannten Wandbaum so zierlich und kunstvoll anzubauen, dass, so ihr einen solchen Wohnort alldort besehen möchtet, er euch unaussprechlich schöner vorkäme als die größte Stadt bei euch, da ihr da meinen würdet, diese Bewohner führen ihre Mauern von blankem, poliertem Gold auf.

[10.7] Und fürs Sechste wohnen sie noch ihrer überaus beliebten Schifffahrt wegen gerne an den Ufern der Ströme; denn sie betreiben ihre Schifffahrt nicht so sehr des Eigennutzes wegen, sondern vielmehr des Vergnügens und der Gesundheit wegen. Und wenn einige unter ihnen andere benachbarte, weitliegende Inseln und Länder besuchen wollen, brauchen sie natürlicherweise ihre überaus beliebte Schifffahrt.

[10.8] Ihr werdet euch fragen, wozu denn den Saturnusbewohnern die Schifffahrt [dient], so sie ohnehin auf der Oberfläche des Wassers einhergehen können? Da ist eine lösende Antwort nicht schwer, indem sie wohl auf der Oberfläche des Wassers unbelastet gehen können, aber so sie nur etwas belastet sind, so sinken sie alsbald unter, da das Tragverhältnis des Wassers zum Menschen gewisserart auf ein Haar berechnet ist; und ferner, so sie auch auf dem Wasser wandeln können, so ist solches Wandeln nur ein sehr langsames und gewisserart auch behutsames und ist alldort mit bedeutender Übung verbunden, viel mehr noch als bei euch das Schleifen [Laufen] auf dem Eis; wohingegen sie auf ihren vereinigten Schiffen ungemein schnell über die Oberfläche des Wassers gleiten, und zwar so, dass sie in einer eurer Stunden gar leicht einen Weg von dreißig bis sechsundfünfzig Meilen zurücklegen. Und doch haben sie nirgends einen Dampfkessel und auch keine Schaufel und auch kein Schaufelrad zur Hand, sondern die bewegende Kraft allein liegt in ihrem festen Willen und unerschütterlichen Glauben, aus welcher Ursache sie denn auch die Ränder ihrer Schiffe mit den schon bekannten Pflanzenspitzen belegen, welche dann durch ihren Willen gewisserart magnetisiert werden und demzufolge auch in jener Richtung das Fahrzeug hinziehen, wo der Wille der Schifffahrer den entgegengesetzten Willenspol gesetzt hat.

[10.9] Seht, eine solche Triebkraft ist unfehlbar besser als die eurer schauerlichen Dampfapparate, durch welche allzeit das natürliche Leben des Menschen in einer immerwährenden Gefahr steht; und würde Ich durch schützende Engel nicht Sorge tragen, fürwahr es würden der Unglücke mehrere durch die aufgelösten Wasserdämpfe geschehen als bis jetzt. Denn es ist nichts törichter, als so die Menschen sich Kräfte der Natur bedienen, die sie nicht im Geringsten kennen. Denn da ist nicht genug, bloß nur durch Erfahrung zu wissen, dass die aufgelösten Wasserdämpfe eine große Wurfkraft besitzen, sondern man muss auch wissen, was hinter den aufgelösten Wasserdämpfen steckt, was da ist, das eigentlich diese große Wurfkraft bewirkt.

[10.10] Tote Kräfte sind keine Kräfte; Kräfte aber, die da wirken, sind entbunden lebendig. Wer aber weiß es, wie viel Kraft die entbundenen Geister in den Wasserdämpfen besitzen? Fürwahr, wenn sie von den besagten Engeln nicht möchten im Zaum gehalten werden, da würden sich die viel sich einbildenden Dampfapparatisten gar bald überzeugen, auf was für hohlem Grund alle ihre Berechnung ruht. Denn auch nur entbundene Geister von einer Maß Wasser könnten im ungezügelten Zustand in einem Augenblick ganze Gebirgsketten in Staub und Asche verwandeln; woraus ihr dann gläubig gar leicht ersehen könnt, wie viel himmlischen Schutzes da immerwährend es vonnöten hat, dass nicht allzumal die Menschen bei ihren törichten Unternehmungen verunglückend zugrunde gehen.

[10.11] Seht, von solchen Narrheiten wissen die Saturnusbewohner nichts und sind dessen ungeachtet ums Unvergleichliche weiser als alle die übergelehrten Dampfbrüder und Meeresbezwinger auf eurem Erdkörper. Denn sie haben nebst den vielen Vorteilen auch noch diesen unschätzbaren, dass sie zu öfteren Malen in ihrem Leben mit Mir persönlichen Umgang pflegen können, und so auch mit den Engeln des Himmels, wodurch sie in ihrer Weisheit- und Erkenntnissphäre auch nur in einer kurzen Unterredung mehr gewinnen, als ihr durch all die oft mehr als überdummen, oder – nach eurem Ausdruck – nicht einmal dem Kotauswuf der Säue entsprechenden Hochgelehrtheits- und Fortbildungsproduktionen. Denn fürwahr, all dergleichen gelehrtes Gewäsch ist dem innern Gehalt nach auch nicht einmal tüchtig und wert genug in die Naturklasse des Sauunflates aufgenommen zu werden. Denn da eine Sau ihren Unflat gelassen hat, setzen sich doch alsbald Fliegen an, die noch einen ihnen zusagenden Nahrungs- und Lebensstoff darinnen finden – und das ist doch etwas. Aber was da, besonders im Gebiet der so hochberühmten Philosophie, kommt oder gegeben wird aus und von den Hallen der rationell, ja nicht selten gar wahrheits- und geistig-lebensreich sich Dünken- und Nennenden – das, wahrlich, steht unendlich tiefer als ein solcher Saudreck.

[10.12] Bei dieser Gelegenheit erwähne Ich euch auch im Vorübergehen, dass da nicht selten Geister von eurer Erde zu den Bewohnern des Saturnus kommen, was ihnen auch allzeit gestattet wird, besonders wenn es sie danach gelüstet, wo dann nicht selten die Saturnusmenschen diese gelehrt sein wollenden Geister gar weidlich auslachen und ihnen ihren außerordentlich schlechten Glauben vorhalten, vermöge welchem sie nicht einmal wissen, dass der Herr ist als Schöpfer des Himmels und aller Weltkörper vollkommen ein Mensch. Denn solches wissen wohl die wenigsten Menschen und auch die wenigsten Christen auf der Erde und machen sich von Mir die allerlächerlichsten und unsinnigsten Vorstellungen, da Ich bei einigen sogar allerlei Gestalten annehmen muss;

[10.13] bei den anderen wieder muss Ich angelegt sein wie ein Hierarch, bei anderen wieder fast nackt auf einer Wolke sitzend und das Kreuz in der Hand haltend, gewöhnlich zur rechten Hand des Hierarchen. Wieder andere stellen Mich in der Gestalt einer fliegenden Taube dar, woselbst Ich dann immer über den zwei unteren Personen, nämlich über dem Hierarchen und über dem nackten, kreuztragenden Christus schweben muss. Wieder andere versetzen Mich in alle drei zugleich, wodurch Ich dann zu einem mathematischen Unsinn werde; fürs Erste, da Ich in drei Personen dargestellt werde, von denen nur zwei mit einer menschlichen Gestalt begabt sind, die eine aber nur mit einer tierischen; und wieder müssen diese drei ungleichartigen Personen nur eine einzige göttliche darstellen, bestehend aus einem Hierarchen, einem nackten Christus und einer Taube; anderer Albernheiten von Meiner Vorstellung nicht zu gedenken.

[10.14] Wogegen auf dem ganzen Saturnus nicht ein Mensch existiert, der da von Mir irgendeine andere Vorstellung hätte als die, dass Ich bin ganz vollkommen ein Mensch, wie ein anderer Mensch, nur mit dem Unterschied, dass Ich der allervollkommenste Mensch bin, das heißt, ein Mensch, in dem da wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig oder körperlich; oder so ihr solches nicht verstehen möchtet, so wendet euch nur zur Materie, und die wird es euch sagen, woher sie ist und was sie ist, und hat es euch schon gesagt. Daher wird euch nicht so schwer zu verstehen werden, zu erfassen das, was es heißt, dass in Mir, als in dem vollkommensten Menschen, da wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig oder körperlich.

[10.15] Seht, wenn dann die Bewohner des Saturnus manchen aufgeblasenen Geistern von dieser Erde mit so etwas kommen, so werden diese ganz ärgerlich und zornig und wollen sich rächend über die Saturnusbewohner herstürzen und ihnen mit Gewalt einen anderen Glauben beibringen. Allein die Bewohner des Saturnus bezeigen sich dann alsbald so überaus demütig, dabei aber doch überaus fest in ihrem Glauben, dass darüber den Geistern von dieser Erde vermöge ihres Hochmutes ganz ekel zumute wird, und sie es dann nicht mehr aushalten können in der Sphäre der Saturnusbewohner, was da bald ein Zeichen den Saturnusbewohnern ist, dass sich solche ungebetene Gäste freiwillig eben auch bald entfernen werden.

[10.16] Solche Szenen auf diesem Weltkörper werde Ich euch erst da anschaulich vorführen, wenn wir die Schnee- und Eisregionen desselben bereisen werden, allda sich die Geister der verstorbenen Saturnusmenschen hauptsächlich aufzuhalten und zu wirken pflegen. Denn solches müsst ihr wissen, dass die Geister eines jeden Erdkörpers, besonders wenn sie noch nicht vollends geläutert sind, sich noch zuallermeist auf dem Gebiet ihres früher körperlich bewohnten Erdkörpers aufhalten.

[10.17] Jedoch für jetzt wollen wir davon nichts weiter sprechen, sondern uns zu unseren Strömen wenden.

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