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208. Die Hohepriester verdächtigen die zehn Kundschafter, Böses im Sinne zu haben

Am 20. Januar 1844

[3.208.1] Die Hohepriester aber, die um etwas höher waren als die Oberpriester und früher unten im Saal in der ersten Reihe standen, begaben sich nun auch auf die Rednerbühne und richteten folgende Worte an die Oberpriester:

[3.208.2] „Hört uns an, denn zu großwichtig ist’s, was wir euch zu bemerken haben! Diese zehn, die ihr zu Unterpriestern gemacht habt, kommen uns äußerst verdächtig vor!

[3.208.3] Sie haben im Hintergrund Böses im Sinne wider uns alle! Sie legen es zwar überschlau an, um uns hinters Licht zu führen, bedenken aber nicht, dass ein Hohepriester allwissend ist und schaut in des Menschen geheimsten Gedankenwinkel.

[3.208.4] Wir haben das getan und haben in ihnen Arges über Arges wider uns entdeckt; daher traut ihnen nicht! Es sind Tiger in Schafspelzen!

[3.208.5] Sie mögen wohl alles, was sie aussagten, auf ihrer Entdeckungsreise erlebt haben, aber wir haben bis jetzt noch keinen anderen Beweis als ihre eigene uns sicher zum Besten habende Erzählung! Daher raten wir euch, überzeugt euch zuvor von einem Punkt wenigstens, bevor ihr ihnen eine Macht anvertrauen wollt, sonst sind wir die Geschlagenen!

[3.208.6] Ihre Weigerung, unsere getreuen Kämpfer anzunehmen, und ihr Begehren nach den Sklaven, die uns mehr als die bitterste Misshandlung hassen, scheint einen ganz anderen Grund zu haben, als welchen sie etwas verlegen angaben! Daher seid auf der Hut, denn wir allwissenden Hohepriester haben solches zu euch geredet!“

[3.208.7] Diese Einrede machte die Oberpriester ganz gewaltig stutzen, und noch mehr aber die zehn, welche sich dadurch sehr getroffen fühlten.

[3.208.8] Und ein Oberpriester wandte sich an den Redner der zehn und sprach: „Habt ihr vernommen das Zeugnis eines Allwissenden über euch? Wie wollt ihr euch da rechtfertigen?“

[3.208.9] Der Redner aber, ein durchtrieben feiner Kauz, fasste sich bald und sprach: „Hochmächtige Gefährten! Mit der Allwissenheit dieser Hohepriester hat es seine geweisten Wege, denn so allwissend, wie sie es sind, sind es auch wir! Politik ist noch nie Allwissenheit gewesen und wird’s ewig nie sein! Nur schlechte Kerle lassen sich durch derlei Kniffe einschüchtern, aber ein redlicher Mensch nie!

[3.208.10] Wären diese allwissend, so würden sie euch nicht Vorsicht raten, sondern sie hätten gleich anfangs uns ins Höllenfeuer verdammt; denn sie mussten es ja gleich anfangs wissen, dass wir Tiger in Schafspelzen sind! Warum machten sie uns denn mit euch zu Priestern?

[3.208.11] Dann: Wären sie allwissend, so würden sie euch sicher sagen, was sich auf der Höhe bei dem Zauberer zugetragen hat; da sie aber nicht allwissend sind, so raten sie euch, ihr sollet euch durch anderwärtige Beweise überzeugen, ob unsere Aussagen wahr sind oder nicht!

[3.208.12] Dazu aber fragen wir euch Oberpriester: Glaubt ihr selbst, dass diese allwissend sind, warum fragt ihr sie nicht, auf dass sie euch kundgäben, was da auf der Höhe geschehen ist? Und warum glaubt ihr ihnen nicht aufs Wort, und werft uns nicht sogleich entweder ins Feuer oder in den Abgrund?!

[3.208.13] Damit aber diese Allwissenden aufs Haupt geschlagen werden, so erklären wir hiermit, dass wir keinen Schritt eher hinaustun wollen, als bis ihr euch wenigstens auf der Höhe werdet erkundigt haben, ob wir euch falsch berichtet haben oder nicht!

[3.208.14] Und selbst dann werden wir uns erst unter der Bedingung auf den Weg zu den Goldbergen machen, so mehrere aus ihnen und euch mit uns ziehen werden und die halbe Streitmacht aus den festen Kämpfern und die halbe aus den Sklaven bestehen wird! Sollte ihnen auch das noch verdächtig vorkommen, so setzen wir keinen Fuß über die Schwelle! Und bei dem hat es zu verbleiben!“

[3.208.15] Die Hohepriester schnitten hier gar erbärmliche Gesichter. Aber die Oberpriester schlugen sich zu den zehn und billigten ihre Rede; denn sie sahen, dass die zehn recht hätten, und trauten ihnen ganz. Aber den Hohnpriestern sagten sie, dass sie sich fürder in derlei Dinge, die sie nichts angehen, nicht einmengen sollen, denn ihre Sache sei nur die zeremonielle Ehrung des Königs.

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