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206. Die Beratung mit der goldgierigen Priesterschaft

Am 18. Januar 1844

[3.206.1] In der Mitte des Saales war eine bei sechs Ellen erhabene Rednerbühne. Auf diese mussten die zehn Boten mit zehn Oberpriestern treten. In gedrängten Kreisen umstanden diese Bühne die anderen Priester; zunächst natürlich die Oberpriester und in weiteren Kreisen die Unterpriester.

[3.206.2] Einer der Oberpriester auf der Bühne trat vor die zehn hin und sprach: „Ihr wisst es, und wir wissen es alle, was ihr zu uns geredet habt! Ihr seid nun selbst Priester, und es liegt nun in eurem Interesse so gut wie im unsrigen, dass wir uns der Goldberge bemächtigen und darum einen sicheren Weg dahin bahnen, koste die Sache, was immer sie wolle!

[3.206.3] Euch allein ist der Weg dahin bekannt; an euch also liegt es nun, aus unserem allgemeinen Interesse diese überwichtige Sache für unsere Goldkammer zu bewerkstelligen!

[3.206.4] Könnt ihr den berüchtigten Zauberer auf der Höhe ums Geld und gute Worte zu dem Zweck gewinnen, so wird es wohl und gut sein; könnt ihr es aber nicht, so haben wir ja über zwei Millionen Kämpfer und im Notfall über vier Millionen Sklaven, die wir zu Kämpfern machen können, wann wir wollen. Und wie da viele Ameisen sogar eines Löwen Meister werden können, werden auch wir mit unserer Überzahl von Kämpfern Meister der Riesen werden, welche vielleicht jene goldenen Berge bewachen!

[3.206.5] Das ist nun unsere Ansicht; lasst aber nun auch die eurige vernehmen!“

[3.206.6] Und einer aus den zehn trat vor und sprach im Namen seiner neun Genossen:

[3.206.7] „Euer Plan, eure Absicht und euer Rat, teure Gefährten nun, ist löblich, und wir können ihn nur loben als nun natürlicherweise Mitinteressenten; ob er sich aber so leicht, wie ihr es meint, wird ausführen lassen, daran zweifeln wir sehr!

[3.206.8] Zudem haben wir zehn uns gestern also bedacht: Setzen wir den Fall, uns gelänge es, zu erobern die tausend mächtig großen Goldberge, welche über dem großen Meer in einer ganz fremden Welt liegen, da fragen wir, welcher Nutzen dadurch für uns entsteht! Wird am Ende durch die große Masse des gewonnenen Goldes eben dieses edle kostbare Metall nicht mit Straßenkot gleichwertig werden?

[3.206.9] Man wird sagen: ‚Das werden wir schon zu verhüten trachten und auch wohl zu verhüten imstande sein, dass da außer uns niemand den Weg zu den goldenen Bergen finden soll!‘

[3.206.10] ‚Wie aber?‘, das fragen wir. Werden wir Priester selbst mit Kamelen dahin ziehen, dort mit scharfen Hacken und Krampen das Gold von den steilen Bergen lösen und es hierher einen drei Jahre langen Weg schleppen?

[3.206.11] Unternehmen wir aber das allein, da fragen wir, was für ein Gesicht wir dann etwa machen werden, wenn wir zufälligerweise den Riesen begegnen sollten, die uns nicht nur alles Gold alsbald wegnehmen werden, sondern uns sogleich mit ihren Fingern wie Mücklein zermalmen werden?

[3.206.12] Nehmen wir aber notwendigerweise eine große Macht mit, bestehend aus einer Million Kämpfer; wenn aber diese die goldenen Berge erschauen, werden sie etwa da nicht uns alsbald erschlagen und sich selbst zu Besitzern dieser köstlichen Berge aufwerfen?

[3.206.13] Tun wir, was wir wollen, so kommen wir vom Regen in die Traufe! Wir werden als Unternehmer dadurch unsere Schatzkammern lüften bis auf ein Minimum und werden dafür nichts gewinnen; und reüssieren wir, da sinken – wie schon bemerkt – alle unsere Schätze bis zum Wert des Straßenkotes herab.

[3.206.14] Wir sind daher der Meinung, man soll diese Unternehmung rein an den Nagel hängen und dafür eine günstigere beginnen! Doch das ist ebenfalls nur unser Rat; ihr könnt noch tun, was immer ihr wollt, und wir sind eure Diener und werden euch allezeit in allem treulich gehorchen!“

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