Am 13. Januar 1844
[3.202.1] Als diese zehn Flüchtlinge aber in der Tiefe sich der Stadt Hanoch näherten, da kamen ihnen sogleich, wie gewöhnlich, ein ganzer Haufe von Häschern und Waffenknechten entgegen und fragten sie, woher sie kämen, was ihre Absicht sei, und wie viel der Schätze sie hätten.
[3.202.2] Die zehn aber sprachen: „Wir sind Gesandte dieser Stadt und kommen von der Entdeckungsreise zurück, die wir vor etwa fünf Jahren unternehmen mussten! Wir haben eine gar wichtige Entdeckung gemacht, die wir den Priestern mitteilen müssen; daher lasst uns ungehindert fortziehen, wollt ihr morgen nicht als Lasttiere verkauft werden!
[3.202.3] Wie ihr aber seht, so sind unsere zehn Kamele mit großen Schätzen beladen; daher werdet ihr wohltun, so ihr uns von hier an bis zu den Priestern ein sicheres Geleit gebt! Denn was die Kamele tragen, das gehört den Priestern; wir aber tragen unser Gold selbst in den Säcken unseres Gewandes. Daher geht, und schützt uns vor Räubern und Dieben, und ihr sollt ein Lob vor den mächtigen Priestern von uns erhalten!“
[3.202.4] Auf diese Rede besänftigten sich die Häscher und Waffenknechte und begleiteten die zehn Kundschafter zu den Priestern.
[3.202.5] Als die zehn aber zu den Priestern kamen, da ging alsbald ein scharfes Examen an, welches zuerst in der Untersuchung der Schätze bestand, welche auf den Rücken der Kamele sich befanden.
[3.202.6] Als die Schätze als vollwertig angenommen wurden, dann erst mussten die Boten ihre Säcke untersuchen lassen, ob sie wohl so viel hätten, dass es sie schützen konnte vor dem Sklavenstand.
[3.202.7] Es fand sich aber, dass sie dreimal so viel hatten, als es zur Befreiung vom Sklavenstand vonnöten wäre. Daher mussten sie zwei Drittel abgeben, denn es war unterdessen ein Gesetz gegeben, demzufolge ein jeder Kleinbürger nur so viel Goldes haben durfte, das ihn einfach vor dem Sklavenstand schützte. Da aber diese Boten auch aus dem Kleinbürgerstand waren, so traf das Gesetz auch sie.
[3.202.8] Nach diesem Examen erst wurden sie gefragt, was sie alles für Entdeckungen gemacht hätten.
[3.202.9] Und einer aus den zehn, der ein guter Redner und in der Politik nicht unbewandert war, antwortete:
[3.202.10] „Großmächtigste Diener aller Götter und getreue Bewahrer der Bücher Kinkars! Wir sahen Länder, darinnen goldene Berge sind; aber keine Seele bewohnt dieselben. Das ist aber das wenigste!
[3.202.11] Wir fanden Ströme und Bäche, darin Wein, Milch und Honig fließt, und fanden Wälder, in denen gebratene Äpfel wachsen. Das ist aber auch noch nicht das meiste!
[3.202.12] Denn wir fanden auch den Weg, der zu den Sternen führt, und fanden daselbst so endlos schöne Jungfrauen, dass uns dabei das Hören und Sehen verging. Aber das ist noch nicht das meiste!
[3.202.13] Wir fanden aber auch in der Nähe des Weges, der zu den Sternen führt, so schrecklich riesenhaft große Menschen, dass, so nur einer hierher käme, er mit einem Tritt unsere Stadt mit der größten Leichtigkeit zermalmen würde. Das aber ist noch nicht das meiste!
[3.202.14] Hört! Von hier kaum eine kleine Tagereise auf einem Berg wohnt ein uralter Mann. Alles ringsumher ist uns schon lange untertänig, – nur dieses Mannes Haus und Volk nicht. Nie noch hat er einen Stüber an uns bezahlt!
[3.202.15] Wir fanden ihn und zwangen ihn, zu entrichten den lange zurückgebliebenen Tribut.
[3.202.16] Aber o wehe! Dieser Mann ist sicher ein Gott! Als wir auf unserer Forderung bestanden, da hob er seine Hand auf und alsbald stürzten tausend Blitze unter uns und erschlugen Mann und Maus! Dann stampfte er in die Erde und diese öffnete sich und verschlang alle die Getöteten samt Kamelen und den Schätzen von unermesslichem Wert.
[3.202.17] Wir aber ergriffen die Flucht, und der schreckliche Mann schrie uns nach: ‚Erzählt das den Teufeln in der Tiefe!‘
[3.202.18] Höchst großmächtigste Diener aller Götter, dies ist unsere Ausbeute von A bis Z; macht daraus, was ihr wollt, uns aber lasst nach Hause ziehen!“
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