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195. Die natürlichen Folgen des Reichtums. König Kinkars gewaltsamer Tod. Kinkars Sohn Japell als Nachfolger. König Japells Politik und Gesetze

Am 3. Januar 1844

[3.195.1] Dass durch derlei tausendfache Erfindungen auch der Handel mit den auswärtigen Völkern sehr begünstigt wurde, braucht kaum erwähnt zu werden; dass aber auch natürlicherweise dadurch die Stadt Hanoch an irdischen Gütern überaus reich wurde, wird wohl auch jedermann begreiflich finden.

[3.195.2] Aber welche Folgen dieser große Reichtum nach sich zog, das dürfte nicht so leicht sein, sie von vornherein zu finden und kundzugeben.

[3.195.3] Was hat aber der Reichtum überhaupt für Folgen? Wir wollen das sehen!

[3.195.4] Die natürlichen Folgen des Reichtums sind: Herrschlust, Gefühllosigkeit gegen Arme und Dürftige, stets mächtiger erwachender Trieb nach der sinnlichen Befriedigung des Fleisches, der da Geilheit heißt, also auch Wucher, Geiz, Neid, Hass, Zorn, Gottesvergessenheit, Fraß, Völlerei, Abgötterei, Dieberei, Raub und Mord. Das sind die ganz natürlichen Folgen des Reichtums.

[3.195.5] Kamen sie denn in Hanoch zum Vorschein? Solange Kinkar lebte und herrschte, waren diese Laster noch verschleiert; als aber nach einer dreiundvierzigjährigen Regierung der Kinkar in einer Maschinerie einen gewaltsamen Tod fand und dann sein Sohn Japell die Regierung antrat, da fing bald an alles drunter und drüber zu gehen.

[3.195.6] So sehr sein Vater voll tätigen Erfindungsgeistes war, ebenso sehr war Japell ein Ausbund von einem Politiker. Was aber kann ein feiner Politiker nicht alles zu seinen Zwecken gebrauchen?

[3.195.7] Er, Japell nämlich, duldete daher alles, aber unter gewissen Gesetzen. So durfte man unter ihm stehlen, aber nur bis zu einem gewissen Betrag. Doch musste man beim Akt des Stehlens pfiffig zu Werke gehen; denn so sich der Dieb erwischen ließ, so hatte da der Bestohlene das Strafrecht und konnte den Dieb strafen nach seinem Belieben.

[3.195.8] Dieses Gesetz war ganz tauglich, um in kurzer Zeit die allerraffiniertesten Diebe zu bilden, zugleich aber auch die Bewohner der Städte wie des Landes in steter Wachsamkeit zu erhalten; es war aber dennoch Todesstrafe darauf gesetzt, so sich ein Dieb am Reichtum der Priester, der Staatsbeamten und etwa gar am Schatz des Königs vergreifen möchte.

[3.195.9] Unter solchen Umständen war auch der Straßenraub gesetzlich erlaubt; aber nur hatte da die zu beraubende Partei ihr eigenes Wehrrecht. Der Räuber aber war verpflichtet, allezeit ein Drittteil des Geraubten an die Staatskasse zu liefern, widrigenfalls er sich seines Raubrechtes auf immer verlustig gemacht hätte. Denn der Räuber war vom König selbst proskribiert [legitimiert] und war vermöge dieser Proskription gewisserart vom Adel, ungefähr also, wie in früheren Zeiten nach Meiner Geburt die Raubritter waren; Diebe aber waren nicht proskribiert, und darum hatte ein jeder ein Recht, zu stehlen.

[3.195.10] Dann gab dieser König auch ein Gesetz, vermöge dem alle Mädchen vom Bürgerstand frei waren. Jeder Mann hatte demnach das Recht, eine Bürgerstochter wo immer zu beschlafen. Doch hatte der Vater das Recht, sich einen Jahresadel zu erkaufen; dann war dessen Tochter geschützt, – aber nur ein Jahr! Darauf aber war sie wieder frei, und es musste ein neuer Adel gekauft werden, so der Vater seine Töchter geschützt wissen wollte. Dieses Monopol trug dem König enorme Summen.

[3.195.11] Wer sich zehn Jahre hintereinander den kleinen Adel gekauft hatte, konnte im elften Jahr um den großen Adel kompetieren; aber dieser kostete auch das Zehnfache des kleinen.

[3.195.12] Wer mit dem König reden wollte, der musste sich kurz fassen, denn nur zehn Worte waren frei gestattet; ein Wort darüber machte, dass da vom Anfang an jedes Wort mit einem Pfund Goldes bezahlt werden musste.

[3.195.13] Wie aber Japell es verstand, sich des Reichtums zu bemächtigen, davon in der Folge mehreres.

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