Am 5. Dezember 1843
[3.176.1] Als der Ohlad aber solche Rede von dem Hauptredner der neunundneunzig vernommen hatte, da wusste er nicht, was er darauf erwidern sollte; und zugleich aber war er auch von der Natur, dass er ob eines kleinen Gemütsärgers kein Wort herausbringen konnte, und so ging es ihm hier umso schwerer, dem sehr kritischen Gegner eine wohlgenährte Antwort zu geben.
[3.176.2] Die zehn aber merkten die ziemlich starke Verlegenheit Ohlads; daher gingen sie hin zu ihm, und einer aus ihnen sprach zu ihm: „Ohlad, ärgere dich nicht vergeblich, denn siehe, das sind stockblinde Menschen vor uns, die nicht einmal so viel Schein haben, dass sie unterscheiden möchten die allersicherste Nacht vom hellsten Tag! Also wäre es auch rein vergeblich, mit ihnen mehr zu reden!
[3.176.3] Menschen, die mit ihrer Vernunft und mit ihrem Verstand es so weit gebracht haben, dass sie den freien Geist und seine Liebe, die sein Wesen und rein aus Gott ist, in Säcke einpferchen wollen, sind keiner höheren Belehrung mehr fähig!
[3.176.4] Denn sie gleichen den Puppen, die sich einmal in ihr eigenes Gewebe eingesponnen haben und haben sich dadurch selbst von allem höheren Lichteinfluss abgeschnitten.
[3.176.5] Werden diese Puppen auch mit der Zeit wieder belebt, so werden sie zwar zu schönen Faltern, – was aber ist dieses elende Bild? Es stellt nichts als eine lästige Anzahl von allerlei Tagedieben, Müßiggängern und Schöngeistern vor, die ihre Ideen, gleich wie die Falter ihre Eier, in die jungen Pflanzungen des Menschengeschlechtes legen, aus denen gar bald eine Unzahl schädlichster Raupen hervorkommt, die ebenso bald alle die herrlichen, lebendigen Triebe des geistigen Lebens zernagen und zugrunde richten!
[3.176.6] Daher lassen wir nun auch diese blindesten menschenartigen Vernunft- und Verstandespuppen sobald als nur immer möglich von dannen ziehen; denn nun scheint unter uns des Geistes ewige und lebendige Sonne! Durch ihre Wärme möchten diese Puppen bald ausgebrütet werden und legen dann verderbliche Brut in unsere neuen Pflanzungen.
[3.176.7] Also werden wir mit diesen Menschen keine vergeblichen Worte mehr wechseln, sondern werden sie alsbald abziehen lassen, und wie ihr Wind sie drehen wird, dahin auch sollen sie ziehen, denn ein jeder Wurm kennt sein Kraut, das ihm schmeckt, und das er dann begierlich frisst!“
[3.176.8] Der Redner aus den neunundneunzig aber sprach: „Ja, wo Menschen also mit Menschen reden, da können sie auch nicht beisammenbleiben und -wohnen! Diese predigen die Demut – und sind dabei hochmütiger als ein Pfau, so ihm der Schweif vollgewachsen ist! Daher ziehen wir ab, und fürwahr, wir werden sicher irgendwo unser Kraut finden!“
[3.176.9] Der Redner aus den zehn aber sprach: „Ja, zieht von dannen, denn hier wächst für euch kein Kraut mehr!
[3.176.10] Menschen, denen wir alles zugestanden haben, so sie unser leichtes Gesetz angenommen hätten, taugen nicht für uns, die wir wissen, dass Gott unsere Herzen gerade also eingerichtet hat wie das Auge, das zwar auch um sehr vieles kleiner ist als die sichtbare große Schöpfung, aber dennoch dieselbe in sich aufnehmen und betrachten kann! Und so kommt es nicht aufs Volumen, sondern nur auf den Willen des lebentragenden Wesens an!
[3.176.11] Daher zieht nun ab, denn also ist für euch keines Bleibens! Drei Tage seien euch gegönnt, eure Sachen zu sammeln, dann aber kein Augenblick mehr!
[3.176.12] Versteht solches wohl, und also geschehe es bestimmt!“
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