Am 1. Dezember 1843
[3.174.1] Darauf wandte sich der Redeführer aus den zehn an den Ohlad wieder und sprach zu ihm: „Nun, Bruder, magst du hingehen und den neunundneunzig den Willen des Herrn kundtun; sie werden dich hören!
[3.174.2] Aber von der Sanktion rede ja kein Wort, denn der geoffenbarte göttliche Wille, welcher hervorgeht aus der ewigen Ordnung Gottes, sanktioniert sich von selbst! Verstehst du es?
[3.174.3] Überhaupt ist ein Gesetz, dem man eine Sanktion erst hinzufügen muss, schon darum schlecht, verwerflich, nicht annehmbar und leer, indem es die Sanktion nicht in sich trägt als ganz natürlich gerechte Folge der Übertretung desselben. Und eben solche leeren Gesetze fürchten diese Helden, und das mit Recht; denn solche Gesetze machen den Menschen allzeit zu einem wahren Sklaven.
[3.174.4] Aber jene Gesetze von oben aus der ewigen, göttlichen Ordnung fürchten diese Helden nicht; denn sie wissen es nicht, dass diese Gesetze schon von Ewigkeit die Sanktion in sich tragen, so wie ein jeder Mensch einen ihn strafenden Geist in seinem Gewissen in sich trägt.
[3.174.5] Daher gehe nun hin, und mache ihnen den göttlichen Willen bekannt, und sie empfangen damit unter einer Haut den Führer und den Richter zugleich; also tue es!“
[3.174.6] Diese Worte begriff Ohlad gar wohl, ging darum alsbald zu den neunundneunzig hin und richtete folgende Worte an den Hauptredner aus den neunundneunzig:
[3.174.7] „Da ich durch meinen Minister eure Einwilligung überkommen habe, der zufolge ihr mich anhören wollt, so will ich denn auch vor euch im Namen des Herrn Himmels und der Erde meinen Mund auftun und euch verkünden in ganz wenigen Worten, was der Herr von euch verlangt, und was euch allen nottut zu eurem zeitlichen, wie auch dereinst zu eurem ewigen Wohl. Und darum bitte ich euch als euer Bruder, dass ihr mich ganz geduldig anhören wollt!
[3.174.8] Also aber lautet der göttliche Wille an mich, an euch und an jeglichen Menschen: ‚Erkennt und liebt Gott über alles, alle eure Brüder und Schwestern aber so, wie jeder sein eigenes Leben; meidet überflüssige Genüsse des Fleisches und denkt, dass es nur einen Herrn gibt, wir Menschen aber sind lauter Brüder untereinander, – so werdet ihr gerecht sein und rein vor Gott und aller Welt, wo ihr auch immer sein werdet, und der Herr wird euch segnen und führen überall eurem ewigen Glück entgegen!‘
[3.174.9] Das ist die reine, göttliche Ordnung, in der allein nur alle Dinge existierbar gedacht werden können; ohne sie aber gibt es ewig keine Existenz irgendeines Seins. Nun habt ihr schon alles!
[3.174.10] Wollt ihr nun fortziehen oder hier verbleiben, das ist mir gleich; nur das müsst ihr euch gefallen lassen, dass ihr euch selbst das Brot erwerbt, damit der Bürger von einer starken Last befreit werde.
[3.174.11] Übrigens werde ich vor das Herz der Bürger keinen Riegel schieben, so wenig als vor das meinige!
[3.174.12] Ich aber werde selbst für mich und meine Minister die Bedürfnisse sehr zu beschränken suchen und den Bürgern das Leben so viel als möglich erleichtern.
[3.174.13] Tut ihr desgleichen, und ihr könnt bleiben und bewohnen diese Burg!“
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