Am 28. November 1843
[3.172.1] Nach dieser Einrede Ohlads nahm sich der Redner aus den neunundneunzig erst recht zusammen und richtete folgende ganz vollernsten Worte an den Ohlad, wie auch zugleich an die zehn Minister:
[3.172.2] „Was sprichst du hier von einem Hochmut, was von einer meuterischen Gesinnung? Siehst du mich denn für einen Betrüger und schändlichsten Lügner an und für eine feige Memme, die vor dir beben solle, wie etwa das Laub der Pappel vor einem Sturm? Oh, da irrst du dich gar gewaltig!
[3.172.3] Meinst du denn, ich werde mit Hilfe dieser meiner Brüder mir draußen ein Heer sammeln und werde dann mit demselben hierherziehen und dich vom dir von Gott gesicherten Thron vertreiben? Oh, da sage ich dir, dass du nichts auf der Welt weniger zu fürchten hast denn das!
[3.172.4] Meinst du denn, ich weiß es etwa nicht, wie dich der Gottheit Geist sichtbar im Tempel zum König gesalbt hat und dir diese zehn Feuermänner zu unbesiegbaren Ministern gab?
[3.172.5] Meinst du, mir sind die Feuersturmszenen, die diese zehn hergerufen haben, entgangen? O mitnichten; denn ich habe dich durch meine Diener genau beobachten lassen!
[3.172.6] Darum aber weiß ich nun auch, was ich zu tun habe! Oder hältst du mich denn wohl im Ernst für so dumm, als möchte ich mich mit denen in einen Kampf einlassen, denen alle Elemente zu Gebote stehen, und könnte etwa gar gegen die alte Allmacht Gottes ins Feld ziehen?
[3.172.7] O du grober Tor! Bitte du zuerst Den, der dich zum König gesalbt hat, um Erhaltung deines Gehirns, auf dass du die Menschen, die deine Brüder sind, also erkennen wirst, dass sie dennoch deine Brüder sind, obschon du nun über ihnen auf dem Thron sitzt!
[3.172.8] Gott hat einem jeden Menschen die Vernunft und den Verstand und daneben den freien Willen gegeben und in diesen drei Stücken auch zugleich drei Hauptgesetze, und zwar: durch die Vernunft, dass der Mensch alles Gute und Wahre vernehmen solle, und durch den Verstand, dass er das Vernommene ordne und das ganz Reine erkenne, und durch den freien Willen, dass er danach das ganz Reine frei erwähle, es behalte und danach tätig werde.
[3.172.9] Ist es nicht also?! Ist das nicht die göttliche Ordnung, darum Gott den Menschen also erschuf und ihn ausstattete mit diesen drei obersten Gesetzen, dass er danach tätig sei?!
[3.172.10] Tue ich aber etwas anderes? Handle ich nicht nach diesen göttlichen Prinzipien? Handle ich nicht der göttlichen Ordnung gemäß, so ich nach jenen geläuterten drei Grundsätzen, also rein vernünftig, vollkommen verstandesgemäß und freiwillig aus mir selbst handle und lasse mich durch kein anderes Gesetz beschränken, weil ich das urgöttliche in mir erkenne und es höher achte als jedes menschliche, das schon dadurch nicht mehr rein ist, weil ein Mensch nur dann einem wohlgebildeten anderen Menschen ein Gesetz aufdringen will, so er das Reingöttliche in seinem Bruder für nichts mehr achtet, was soeben bei dir nun gegen uns der Fall ist!
[3.172.11] Du warntest mich vor dem Hochmut und vor der Meuterei; ich aber frage dich, wer aus uns nun hochmütiger ist, und wer mehr ein Meuterer?
[3.172.12] Du willst uns unter dein Zepter gebeugt haben, willst uns mit Gesetzen belasten? Bist du da nicht ein Meuterer gegen die heiligen göttlichen Rechte in eines jeden gebildeten Menschen Brust und nicht hochmütig, so du uns, deine Brüder, unter dein Zepter gebeugt haben willst?
[3.172.13] Daher gehe und bitte Gott um Erleuchtung deiner drei Grundgesetze in dir; dann komme, und beurteile, ob die unsrigen nicht desselben Ursprungs sind wie die deinigen!
[3.172.14] Lerne das Göttliche zuvor in deinen Brüdern kennen und achten, und urteile dann erst, ob sie neben den göttlich lebendigen Gesetzen auch der deinigen toten bedürfen!
[3.172.15] Solches verstehe zu deiner Not; ich habe zu dir also geredet im Namen unser aller!“
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