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21. Die Wirkung des Lichtes auf die Luft

Am 30. Januar 1847

[21.1] Um, wie gesagt, noch gründlicher einzusehen, dass in der atmosphärischen Luft eine zahllose Menge von Grundluftstoffen oder – wie sie die Gelehrten der Welt nennen – Spezifika vorhanden seien, muss man dahin geleitet sein, wo man zu der Einsicht gelangt und gewisserart bei sich selbst unwidersprechlich einsieht, woher diese Spezifika rühren, und was der Grund ihrer Entstehung, ihres Daseins und auch ihres Aufhörens ist.

[21.2] Dieses alles einzusehen, ist für den gar nicht schwer, der nur einigen guten Willen besitzt und nicht ein diplomatisch begründeter Gelehrter ist, welche Diplomatie ihm wie die Decke dem Moses vor den Augen hängt, nur nicht aus gleichem Grunde, auf dass er ja das nicht erschaue und begreife, was mit leichter Mühe der einfachste Mensch erschauen, wahrnehmen und begreifen kann. Wer also nur einigermaßen – Ich sage es noch einmal – einen guten Willen hat und keine Decke vor den Augen, der wird es mit Händen greifen, dass diese zahllosen Spezifika in der atmosphärischen Luft nicht irgend aus der Luft gegriffen sind, sondern so wie jedes Ding ihren vollkommen tüchtigsten Grund haben.

[21.3] Seht hinauf, wie zahllos prangen die Sterne in den fernen Räumen des unendlichen Äthers, der nirgends einen Anfang und nirgends ein Ende hat! Der Mensch wird ganz entzückt, wenn das Schimmerlicht von all den Millionen Sternen in sein Auge fällt; und wie traurig ist er, wenn etwa manchmal einige trübe Nächte ihm den herrlichen Anblick des gestirnten Himmels verleiden.

[21.4] Ist das keine Wirkung, die so wohltätig begeisternd das menschliche Gemüt ergreift? Ja, das ist alles Wirkung des Lichtes aus jenen fernen Gebieten; und das Licht ist es, was die atmosphärische Luft, dieses große Weltauge, um die Weltkörper bildet, wie es das Licht nur ist, welches das Auge bildet im Menschen und es ihm verwandt macht; denn wäre das Auge nicht Licht, nimmer könnte es das Licht erschauen.

[21.5] Wenn der Mensch mit seinem Auge, mit dieser kleinen Sonne in seinem Leib, den gestirnten Himmel betrachtet, da wird sein Auge selbst zu einer kleinen Hülsenglobe, in der Milliarden Sonnen kreisen und Zentralsonnen ihr Urlicht in endlose Fernen hinausschleudern. Eine ganze unendliche Schöpfung trägt dann das Auge des Menschen, und das Strahlen und Widerstrahlen der Sonnen im sonnenverwandten Auge des Menschen bewirkt die wonnige Empfindung in der Seele ob solchen Wunders, wie das Größte sich im Kleinen wiederfindet und sich selbst als das erkennt, was es in sich selbst ist.

[21.6] Wer kann das leugnen? Höchstens ein wirklich Blinder oder ein Mensch, wie es jetzt deren sehr viele gibt, dem ein stinkender Tabakzuzel in seinem stinkenden Maul mehr ist als der ganze gestirnte Himmel, den er bloß in seinem eigenen Wandspiegel ersieht, wenn er sich betrachtet, wie ihm sein enger Rock, den er dem Schneider noch schuldig ist, steht, und wie sich sein abscheulicher Tabakzuzel neben dem engen, noch schuldigen Rock ausnimmt. Allein von solchen menschlichen Larven wird hier nicht geredet; die sind eigentlich darum auf der Welt, als warum die Schmeißfliegen auf einem Schmeißhaufen sind; ihr Schatz ist der Dreck, weil sie selbst Dreck sind. Solche Menschen sehen freilich nicht nach den Sternen und haben kein Auge für Meine Werke!

[21.7] Aber Menschen, wie es deren auch noch so manche gibt, die doch öfter ihr Auge emporheben und bei sich selbst heimlich sagen: „O Vater, in Deinem großen Reich sind wohl gar unzählig viele Wohnungen!“, – solche Menschen werden die obbezeichneten Wirkungen ob des Anblickes des gestirnten Himmels sicher nicht vermissen und werden auch nimmer leugnen können, dass das Licht der Sterne mächtig durch ihr Auge auf ihr Gemüt einwirkt.

[21.8] Wenn aber das Licht der Sterne durch das Auge des Menschen im höchst verjüngten Maßstab schon eine so entschiedene Wirkung hervorbringt, wie viel stärker wird die Wirkung des Sternenlichtes durch das große Erdauge auf die Erde selbst sein! Denn die atmosphärische Luft ist auf ihrer Oberfläche, wo der Äther auf ihr ruht, ein glänzender Spiegel, in dem sich ein jedes Gestirn schon sehr bedeutend groß abbildet. Das Bild wird nun ganz bis zur festen Erdoberfläche geleitet, und zwar in stets mehr konzentrierter Lichtkraft nach den bekannten optischen Grundsätzen. Die Einwirkung dieses konzentrierten Lichtes, oder dieses konzentrierte Licht selbst, ist in sich schon ein solches ganz einfaches Spezifikum in der atmosphärischen Luft, weil es auf die ihm zusagenden Teile in der Erde und auf der Oberfläche derselben entweder auflösend oder zusammenziehend wirkt. Nun dürftet ihr nur die zahllosen Sterne zählen – wenn ihr es könnt –, so werdet ihr sogleich auch die Unzahl der einfachen Spezifika in eurer atmosphärischen Luft haben. Alles, was körperlich auf der Erde und in der Erde vorhanden ist, ist alles gegenseitige Wirkung der Sterne, und das darum, weil Ich, der Schöpfer, den großen Weltenmechanismus also eingerichtet habe.

[21.9] Astronomen auf der Erde haben schon zwei recht wichtige Beobachtungen gemacht. Der einen zufolge sind früher dagewesene Gestirne gänzlich verschwunden; da muss ja auch das durch sie bewirkte Spezifikum auf der Erde verschwunden sein und mit ihm jene Wesen, die durch selbes ins physische Dasein treten konnten.

[21.10] Eine andere Entdeckung der Astronomen ist die, der zufolge das Licht von sehr entfernten Sternengebieten auf die Erde entweder jetzt oder manchmal erst nach vielen Jahren zum ersten Mal eintreffen wird. Dieser Erscheinung zufolge müssen dann ja auch neue Spezifika auf der Erde zum Vorschein kommen und ihnen zufolge auch neue Gebilde auf der Erde, die für die früher schon vorhandenen Wesen entweder günstig oder nachteilig wirken, je nachdem der Stern, von dem das Spezifikum ausgeht, ein guter oder ein böser ist; denn es gibt gute und böse Sterne, so wie es ihnen zufolge gute und böse Pflanzen und gute und böse Tiere gibt.

[21.11] Also gibt es auch Doppelsterne, die sich in gewissen Zeiträumen gegenseitig bedecken; von denen ist gewöhnlich der eine guter und der andere schlechter Natur. Ist der gute vor dem schlechten, so hebt er die Wirkung des schlechten auf; scheinen beide zugleich nebeneinander, so wird der schlechte Einfluss des schlechten Sternes durch den guten gemildert; tritt der schlechte vor den guten, so hebt er die Wirkung des guten ganz auf, und es wird sich auf jenem Teil der Erde, über dem ein solches Gestirn im Zenit steht, bald eine schlechte Wirkung verspüren lassen, die sich entweder durch übles Wetter oder durch Misswachs mancher Pflanzengattungen oder durch Krankheiten der Tiere und Menschen zu erkennen gibt.

[21.12] So üben auch die Sternbedeckungen durch Planeten einen üblen Einfluss, manchmal aber auch einen guten, auf die Erde aus; und von diesem Standpunkt aus bestimmten die alten Weisen auch das jetzt nunmehr fabelhaft klingende Regiment der Planeten, welches nicht so leer ist, als wie es sich die neuen, bloß mit Ziffern rechnenden Gelehrten einbilden.

[21.13] Auch alte Vorbestimmungen in der Witterungskunde hatten in dieser Betrachtung ihren Grund, worüber jetzt ebenfalls gelacht wird; dessen ungeachtet aber bleibt die alte Weisheit sich noch stets gleich.

[21.14] Auf eine gleiche Weise üben auch die Kometen und andere Lichtmeteore, wenn sie noch so kurze Zeit dauern, einen merklichen Einfluss auf die Erde, so wie nicht minder der Lichtwechsel des Mondes und besonders fühlbar die Lichtdauerveränderung der Sonne; denn wer den Unterschied zwischen Sommer und Winter nicht verspürt, der ist sicher im höchsten Grad zu bedauern. Dass aber auch das Licht, wenn es noch so kurz dauert, auf irgendein Ding auf der Erde sicher einen mächtigen Einfluss ausübt, beweist das gewiss allerkürzest dauernde Licht des Blitzes, welches bekanntlich die Krebse tötet, wenn sich diese nicht in ihre Schlammgemächer verkrochen haben. Aus dem bisher Gesagten wird dem, der nur eine kleine, aber etwas bessere Einsicht hat, sicher handgreiflich klar, woher die vielen Spezifika in der Luft rühren, wie sie bewirkt werden, und was sie selbst notwendig bewirken.

[21.15] Da wir aber nun dieses durchgemacht haben, und haben dadurch auch den ersten und untersten Luftkreis kennengelernt, so können wir diesen Luftkreis nun verlassen und uns in den zweiten hinaufschwingen, von welchem aus wir die Erscheinungen erkennen werden, wie sie tagtäglich in den mannigfaltigsten Wolkengebilden zum Vorschein kommen, und da werden wir auch einsehen, warum die Luft in den höheren Regionen reiner und gesünder als in den unteren ist.

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