Am 25. Oktober 1843
[3.147.1] Dass aber die flüchtige Torpolizei nirgends anders hin floh als gerade zu den tausend Herren, das lässt sich gar leicht einsehen und mit Händen greifen.
[3.147.2] In einem anderen Falle hätte sie dazu freilich wohl nicht not gehabt; denn was die Polizeikultur Hanochs anbelangt, so war sie im vollsten Sinne schon in ihrem ersten Entstehen ein vollkommenstes Meisterwerk, gegen das alle gegenwärtigen Anstalten ein barstes Pfuschwerk sind.
[3.147.3] Denn fürs Erste wurde einem jeden Hausbesitzer Hanochs zur unerlässlichen Pflicht gemacht, einen das ganze Haus invigilierenden [überwachenden] Polizeimann auf eigene Kosten zu erhalten.
[3.147.4] Dann musste die gesamte Bürgerschaft einer jeden Gasse für sich noch zwei bis drei Anstalten erhalten, in denen von einer ganzen Gasse polizeiliche Nachrichten gesammelt wurden, und wurden von da erst dann dem Hof rapportiert.
[3.147.5] Die Gassen wurden alle benamst, die Häuser in jeder Gasse mit Nummern versehen, und ein jeder Hausbesitzer bekam zwei Namen, einen des Hauses und einen für seine Person; alles andere Inwohnervolk hatte nur ad personam einen Namen, das heißt wohl für sich jede Person einen eigenen.
[3.147.6] Dann hatte eine jede Gasse und ein jeder Platz eine vorgeschriebene Farbe und eine vorgeschriebene Tracht, und der Hausbesitzer hatte das Recht, ein Stückchen Goldblech auf seinem Oberkleid zu tragen, auf welchem die Nummer seines Hauses stehen musste; ein jeder andere Mensch aber musste die Nummer des von ihm bewohnten Hauses auf einem seinem Kleid angehefteten weißen Lappen tragen.
[3.147.7] Diese polizeiliche Vorsicht war darum getroffen worden, damit da jeder Mensch, so er irgendwo immer gegen eine Vorschrift nur im Geringsten verstieß, er sogleich von der Gassenwache ergriffen werden konnte, dann hingeführt in das von ihm bewohnte Haus, allwo der Hausherr die Strafgebühr entrichten musste, fürs Erste an das Gassenamt, und fürs Zweite an jenes Gassenamt, wo jemand etwas Polizeiwidriges verübt hatte.
[3.147.8] Da aber alle die Gassenämter mit dem Drittel der Strafgebühr beschenkt waren und zugleich das Recht hatten, in jeder Gasse die polizeiwidrigen Handlungen zu bestimmen, so wird es begreiflich sein, was da alles als polizeiwidrig ausgetüpfelt wurde; und da gab es dann in einer Gasse nicht leichtlich einen Hausbesitzer, der nicht täglich ein Pönale zu entrichten gehabt hätte.
[3.147.9] Er hatte dann freilich das Recht, sich von seinen betretenen Hausgenossen entschädigen zu lassen; wenn aber diese nichts hatten, da ward er auf die Wartebank gewiesen und bekam das zehnte Mal nichts.
[3.147.10] Wenn besonders ein Gastwirt fremde Gäste beherbergte und das Gassenamt nicht sogleich davon in Kenntnis setzte, so war das schon ein Hauptvergehen, auf welches eine starke Strafe gesetzt war.
[3.147.11] Aus dem Grunde lief auch unser Gastwirt sogleich ins Gassenamt und zeigte dort alles an, was er an diesen unseren zehn Boten gemerkt hatte, und was er von der flüchtigen Torwache über sie vernommen hatte.
[3.147.12] Von da aus verbreitete sich das Gerücht von den Feuermännern bald in der ganzen Stadt, die flüchtige Wache hat die Erscheinung der zehn Feuermänner bei Hofe gehörig vergrößert, und schon am nächsten Tag ward der Wehr- und Waffenstand zusammenberufen und nach dem Gasthaus hinbeordert, allwo sich unsere zehn Boten aufhielten.
[3.147.13] Mehrere Tausende von mit Spießen und Lanzen wohlbewaffneten Männern belagerten am Morgen des nächsten Tages das Gasthaus, und der Gastwirt sagte zu den Gästen: „Geht hinaus und verteidigt euch nun gegen viele tausend Lanzen und Spieße!“
[3.147.14] Und die zehn wurden gestärkt, erhoben sich, riefen alsbald Feuer aus der Erde, – und im Augenblick fingen an allenthalben mächtige Flammen auf der Gasse aus dem Boden emporzuschlagen und trieben die ganze Mannschaft in die grässlichste Flucht; und unsere zehn standen allein und lobten Gottes Allmacht.
[3.147.15] Der Wirt aber fiel vor ihnen vor Furcht und Entsetzen nieder; denn er war der Meinung geworden, dass das im Ernst entweder Götter oder Feuergeister seien, welche die ganze Stadt vernichten würden.
[3.147.16] Die Folge aber wird es zeigen, was da weiter geschah.
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