Am 12. September 1843
[3.116.1] Auch die Kinder der Welt in der Tiefe, als sie die Nachricht vom Tode Adams erhielten, betrauerten tief denselben und fasteten drei Tage lang.
[3.116.2] Und der Lamech, der zu dieser Zeit noch lange treu und gut lebte, sandte Boten nach allen Seiten der Erde hin und ließ allen damaligen zugänglichen Völkern den Tod Adams verkündigen.
[3.116.3] Und dahin die Kunde kam, entstand alsbald tiefe Trauer, und alles wehklagte und weinte ob dem Verlust des Erzvaters.
[3.116.4] Aber um eben desto mehr gewann nun das Ansehen Evas; denn es geschah dann nicht selten, dass da ganze Prozessionen sich von allen Seiten hinbegaben auf die Höhe, um die Erzmutter zu sehen und zu begrüßen.
[3.116.5] Selbst Abgesandte Sihins kamen auf das Gebirge der Kinder Gottes und besuchten die Eva; denn auch diese erfuhren von den Boten Lamechs, dass der Erzvater Adam gestorben war.
[3.116.6] Aber die Kahiniten und die Meduhediten erfuhren es nicht; denn diese zwei Völker waren für damals gänzlich getrennt von den Festlandsbewohnern.
[3.116.7] Die Eva aber war, der vielen Tröstungen ungeachtet, dennoch stets tief betrübt bis zu ihrem Lebensende; selbst die Tröstungen Henochs vermochten nicht viel über ihr Herz.
[3.116.8] Der Seth allein nur vermochte oft wohltätig zu wirken auf Evas Herz, darum er von jeher ihr Liebling war, da er dem Adam völlig ähnlich war im Gesicht, wie in der Größe und im Ton der Rede.
[3.116.9] Also gingen auch diese dreißig Jahre in guter, allgemeiner Ordnung vorüber; und da das Lebensmaß Evas zu Ende war, ward denn auch sie vom Herrn abberufen.
[3.116.10] Drei Tage vor dem Tode Evas aber geschah es, als gerade Seth, Jared, Henoch, Mathusalah und Lamech die schon sehr schwache Erzmutter umgaben, dass nach der Zulassung des Herrn der Geist Adams in die Hütte trat und sprach:
[3.116.11] „Kinder, seid mir gesegnet! Der Friede sei mit euch, und fürchtet euch nicht vor mir; denn ich bin Adam, der euch alle gezeugt hat im Fleische durch die Gnade des allmächtigen, ewigen, lebendigen Gottes!
[3.116.12] Seht, der Herr, der Sich meiner schon vor dreißig Jahren erbarmt hatte, hat Sich nun auch der Eva, meines treuesten Weibes, erbarmt und will sie erlösen von der Erde und von ihrem übermühselig und schwach gewordenen Fleisch, auf dass da nun auch sie in meine Lebensruhe eingehen solle und solle sich mit mir weiden als ein zahmes und sanftes Lamm an der geheiligten Trift der Erbarmungen Gottes!
[3.116.13] Mich hatte der Geist Sehels erlöst, aber die Eva werde ich selbst entbinden ihrer irdischen Last und werde sie führen dahin, da ich bin, in der süßen Ruhe harrend jenes Tages, der einst nach der Verheißung der Erde aufgehen wird als eine Sonne der Sonnen!“
[3.116.14] Hier fragte der Henoch den Geist: „Und wann wirst du bestimmt solches tun, und was soll mit dem Leib der Mutter geschehen?“
[3.116.15] Und der Geist Adams sprach: „Nicht ich, sondern der Herr ist dein Meister! Am dritten Tage von heute ist der Termin; was du aber zu tun hast, wird dir der Herr wie allzeit kundgeben!“
[3.116.16] Hier verschwand der Geist Adams.
[3.116.17] Am dritten Tage aber kam er wieder, allein dem Henoch und der Eva sichtbar.
[3.116.18] Und die Eva segnete alle die anwesenden Kinder, lobte Gott für diese Gnade.
[3.116.19] Und der Geist Adams sprach allen vernehmbar: „Eva, meinen Segen, mit dem deinen vereint, hast du gegeben den Kindern! Also ist es des Herrn Wille, dass auch du heimkehrst, und so komme denn in meine Arme im Namen des Herrn! Amen.“
[3.116.20] Hier sank die Eva tot darnieder, und ihr Geist und ihre Seele entschwand alsbald mit dem Geist Adams und ward fürder nimmerdar gesehen.
[3.116.21] Also verschied die Mutter im Kreise ihrer Kinder und ward im Geiste vom Adam, wieder vereint, in die geistigen Arme aufgenommen und geführt zur Ruhe im Herrn.
[3.116.22] Ihr Leib aber ward nach dem Willen des Herrn eben auch von denen, die Adam begruben, an derselben Stelle begraben, und niemand durfte wissen, wo der Ort.
[3.116.23] Auch der Tod Evas hinterließ eine jahrelange Trauer und bewirkte, dass sich viele verbargen und ein überaus frommes Leben anfingen.
[3.116.24] Besonders mächtig wirkte der Tod Evas auf die Abendlandsbewohner, die sich nun Abedamiten nannten; denn Abedam war auch ein Liebling Evas, und sie aber war auch ihm alles.
[3.116.25] Das war demnach das Ende auch der Eva.
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