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(HG 3.100) Die weise Rede Muthaels zur Purista

Am 22. August 1843

[3.100.1] Der Muthael aber wandte sich zur Purista und sprach zu ihr: „O Purista, warum klagst du jetzt offenbar gegen die göttliche Ordnung?

[3.100.2] Ich war glühend, und du klagtest über meine Glut; nun bin ich kalt, und du klagst über meine Kälte! Sage mir, wie soll ich denn sein, auf dass du nicht klagen möchtest über mich? Soll ich in der Mitte wandeln zwischen Glut und Kälte, – soll ich lau sein?

[3.100.3] Siehe, du weißt hier zu antworten nicht! Ich aber will dir eine rechte Antwort geben vor Gott und all den Vätern, und diese laute also:

[3.100.4] Wenn ich also bin gegen dich, wie es der Herr will, da meine ich, mein Verhalten ist gerecht!

[3.100.5] Bin ich glühend, so ist es des Herrn Wille, dass ich glühend bin; und bin ich kalt, so ist es auch des Herrn Wille, dass ich kalt bin; und wäre ich lau, so wäre ich auch das nicht ohne des Herrn Willen, – obschon ich wohl weiß, dass die Lauheit nirgends in der Ordnung der göttlichen Dinge gezeichnet steht, daher mich der Herr auch sicher nie wird in den Zustand der Lauheit versinken lassen!

[3.100.6] Hast du aber ein rechtes Vertrauen auf den Herrn und Vater aller Menschen, wie magst du da zagen und weinend vor mir herkommen, als hätte ich dir irgendeine Beleidigung zu vergeben?

[3.100.7] Wird nicht der Herr nur machen, was Er wird wollen und wird uns zu seiner Zeit entweder verbinden oder trennen? Oder meinst du wohl, solches steht etwa doch so ganz heimlich in unserer Macht?

[3.100.8] O siehe, weder ich, noch du, noch Henoch und all die anderen Väter vermögen solches nach ihrem Wollen, sondern da kommt es allein auf den Herrn an!

[3.100.9] Ob wir uns nun schon mit aller Glut lieben, oder ob wir uns nun gegenseitig fliehen, das ist gleich; so wir die Verheißung haben, da wird uns der Herr dennoch vereinen, vorausgesetzt, dass die Verheißung vorderhand keine Probeverheißung ist, durch welche wir an uns selbst erfahren sollen, ob etwa unsere gegenseitige Liebe heimlich nicht stärker ist als die zu Ihm!

[3.100.10] Ist die Verheißung aber also gestellt – was ich eben keinen Augenblick lang bezweifeln möchte –, da muss ich dem Herrn ja nun aus allen meinen Kräften danken, dass Er mir meine törichte Glut gedämpft hat, welche Seine heilige Probeverheißung und deiner Augen Sonnenstrahl in mir erweckt haben, und ich meine, du als eine reinste erwählte Magd des Herrn, die Er auf Seinen allerheiligsten Händen trug, wirst diese meine gegründetste Ansicht in deinem Herzen doch sicher allerhöchst billig finden und wirst sie auch teilen mit mir!

[3.100.11] Daher erkläre ich hier vor Gott und allen den Vätern, dass ich, solange es mir der Herr nicht ganz bestimmt anzeigen wird, dich zum Weib zu nehmen, mich also verhalten werde gegen dich, als wärest du gleich jeder anderen Jungfrau, die mir der Herr nicht verheißen hat!

[3.100.12] Im Gegenteil aber wünsche ich als dein Bruder dir ganz dieselbe Gesinnung, die dich allein mit dem Vater auf ewig allergetreuest verbinden wird!

[3.100.13] Halte und setze alles auf den Herrn, und deinem Herzen wird alsbald die rechte Abkühlung und der süßeste Trost werden! Das ist aber auch alles, was mein ganz nun Gott ergebenes Herz dir wünschen kann. Tue das, und du wirst in der heiligen Verheißung das rechte Licht erschauen! Amen.“

[3.100.14] Hier verdeckte sich die Purista ihr Angesicht und ging, ganz ergriffen von der Weisheit Muthaels, an ihren Herd und fing da an, ganz gewaltig über die Worte Muthaels nachzusinnen, und fand sie stets richtiger.

[3.100.15] Der Henoch aber sprach zum Lamech: „Bruder, bereite dich, denn jetzt kommt bald die Reihe an dich, zu reden Worte der Tiefe der Liebe Gottes im Menschen!“

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