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99. Muthaels Rede über die stete Veränderung der Zeiten

Am 21. August 1843

[3.99.1] Nach diesen Worten Henochs an den Lamech kam erst der Adam so recht zu sich und fragte den Henoch: „Höre, mein geliebtester Sohn Henoch! Was ist denn das für eine Erscheinung? Der glühende Muthael, der an der Purista den Himmel der Himmel zu finden wähnte, der sich erst gestern in die wunderbarsten Tiefen über der Purista – welche Tiefen als unberechenbare Gnadenfolgen aus solcher von Gott verheißenen Verbindung notwendig hervorgehen müssten – verlor; der Muthael, sage ich, der mir weissagte, die Erhaltung des Menschengeschlechtes auf dieser Erde hänge von dieser von Gott verheißenen Verbindung ab, – der ist jetzt ein barster Verächter der Purista geworden, und wie es mir vorkommt, so ist sie ihm gleichgültiger geworden, als uns allen da gleichgültig ist derjenige Teil dieser Erde, den wir noch gar nicht kennen!

[3.99.2] O sage mir, woher kommt denn das? Hat die Auflegung deiner Hände solches in Muthael bewirkt? Oder hat er selbst sich insoweit heimlich überredet? Oder hat ihn der Herr so ganz und gar plötzlich umgestaltet? Oder hast du ihn in einen Wachschlaf versetzt? O sage mir, was ist’s, das da den Muthael so gänzlich verändert hat?“

[3.99.3] Und der Henoch sprach zum Adam: „O Vater Adam, habe du nur Acht auf die Benehmung und auf die Rede Muthaels, und du wirst alsbald das Rätselhafte dieser Erscheinung aufgelöst vor dir haben! Ich werde alsbald den Muthael mit der Purista reden lassen, so er wird wollen, und du wirst aus dieser Rede gar leicht zu entnehmen imstande sein, was da alles hinter dieser Erscheinung steckt; und so habe denn Acht!“

[3.99.4] Hier berief der Henoch die Purista und sagte zu ihr: „Nun, meine herrliche Purista, sage mir, wie dir jetzt der Muthael gefällt, und ob du mit mir darum zufrieden bist, dass ich durch die Gnade des Herrn den Muthael durch Wort und Tat also gestimmt habe! Denn du hattest ehedem eine gerechte Klage über ihn geführt, in welcher du dich durchaus unzufrieden über ihn geäußert hast; darum musst du mir nun kundgeben, ob er dir also besser gefällt!“

[3.99.5] Hier ward die Purista groß verlegen und wusste nicht, was sie hätte sagen sollen.

[3.99.6] Der Muthael aber, der ihr zur Seite stand, sagte ohne vieles Nachsinnen: „Ich finde, dass auf der zeiten- und formenwechselnden Erde alles seine Zeit hat. Die Dummheit hat die ihrige, die Weisheit die ihrige, die Liebe die ihrige, der Weibersinn bei dem Mann die seinige, die Heiratslust die ihrige! Also war es auch bei mir, da ich vor der Purista glühend bin geworden!

[3.99.7] Da sich aber die Zeiten verändern, wir aber in der Zeitenfolge stecken, wie sollten wir da so ganz und gar unveränderlich bleiben können?!

[3.99.8] Die Erde tanzt für sich beständig wie ein töricht-lustiges Kind um die große Sonne; wo aber ist der ruhige Weise unter uns, der diesen Tanz nicht täglich unaufhaltsam mitmachen müsste? Sogar im Schlaf muss ich die tolle Lust der Erde mitmachen!

[3.99.9] Also ist es ja auch begreiflich, dass ich einmal vor einer glühäugigen Maid selbst erglühen musste! Aber wir wissen es ja alle, dass die feuchten Wolken sogar die mächtige Sonnenglut abzukühlen vermögen; also wird es ja wohl auch ein Mittel geben, mit dem ein Mann seine törichte Weibliebeglut abzukühlen imstande ist?!

[3.99.10] Ich habe ein solches Mittel durch die Gnade Gottes überkommen, und nun schaden mir die zwei Sonnen Puristas nicht mehr! Und das ist auch eine Veränderung der Zeit in mir, und ich lebe in ihr wieder neu auf und fühle, dass der Mann, so er einmal geboren ist, auch gar leicht ohne eine Purista bestehen kann; und davon liegt der Grund in der steten Veränderung der Zeiten.

[3.99.11] Heute lieb, morgen trüb; heute heiß, morgen weiß; heute Glut, morgen Flut!“

[3.99.12] Diese Worte brachen der Purista das Herz, und sie fing an, bitterlich zu weinen, und sprach: „Wenn der Verheißene solche Worte führt, wenn es sich um den höchsten Ernst handelt, was erst werden die nicht Verheißenen für Worte führen?! O Muthael, hast du denn kein Herz mehr, das mir vergeben könnte, so ich zu hart gewesen bin?“

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