Am 10. August 1843
[3.94.1] Nach dem Plan Adams in der bekannten Grotte angelangt, rief der Lamech plötzlich aus: „Um des allmächtigen Gottes willen! Was ist denn das? Ist das auch ein Werk von menschlichen Händen?
[3.94.2] Nein, nein, das können unmöglich je Menschenhände erbaut haben! Denn zu unberechenbar wahrhaft göttlich weise kunstvollst ist dieser Bau ausgeführt, dass man dabei, selbst bei genauester Durchprüfung, auf den ersten Anblick nie nur von ferne ahnen sollte können, als hätten an dieser allergroßartigsten und wahrhaft göttlich-wunderprachtvollsten Grotte auch die weisesten Menschen nur einen Finger angelegt und ein kleinstes glänzendes Steinchen daran befestigt!
[3.94.3] Das Ganze dieses großartigsten Naturtempels der Welt ist ja wie vollkommen aus einem Stück angefertigt! Man entdeckt nirgends eine Zusammenfügung, und dennoch sieht dieses wahrhafte Gottesgemäuer also aus, als wäre es aus allen Arten des Edelgesteines erbaut!
[3.94.4] Denn hier glüht eine wie aus lauter Rubinsäulen von gleicher Dicke zusammengefügte Wand gleich der herrlichsten Morgenröte; gleich daran aber, wie aus vollkommen einem Stück bestehend, erhebt sich ein himmelblau strahlender, sicher über einhundert Mannshöhen hoher riesenhafter Pfeiler! Hinter dem Pfeiler aber ist, wie ich sehe, eine kleinere Seitenkapelle; diese strahlt wie reinstes Gold, hie und da nur wie mit allerleifarbig strahlenden Sternen unterbrochen!
[3.94.5] Nein, diese Wunderpracht erstickt mir ja das Wort auf der Zunge!
[3.94.6] O Herr, was erblicke ich denn dort in der Mitte dieses weiten Farbengluttempels? Ist das nicht eine mächtig hoch emporschießende Wasserquelle? Ja, sie ist es, wunderbar großartigst erhaben, wie alles, was da unmittelbar aus den allmächtigen Händen des Schöpfers hervorgegangen ist!
[3.94.7] O Gott, o Du großer, allmächtiger Gott, wie gar nichts doch sind alle Menschen und auch alle Engel gegen Dich!
[3.94.8] Herr, Schöpfer, Gott, Vater, heilig, überheilig! Solche Werke hast Du erbaut für die undankvollsten Herzen der Menschen?!
[3.94.9] Dort am weiten Firmament strahlt die Sonne mit unbeschreiblicher Majestät und wandelt die sonst finstere Erde mit ihrem Wunderlicht in einen Himmel um!
[3.94.10] Die Nacht hindurch glühen tausendmal tausend Sterne am endlos weiten Himmel! Der liebliche Mond verkündet auch die große Ehre Gottes mit seinem stets wechselnden Licht!
[3.94.11] In welchen stets neuen Wunderformen erglühen die stets regen Wolken unter dem Firmament! Wie ist nur die Erde endlos weithin stets geschmückt und geziert mit den herrlichsten und duftendsten Blumen! Ja, wie eine eitle Braut ist sie geschmückt, und dennoch kann der Mensch Deiner, o Herr, vergessen in der Mitte von schreiendsten Wundern Deiner Vaterhand?!
[3.94.12] Wenn ein eitel törichter Mensch einer noch törichteren Maid einen Strauß zum Zeichen seiner Fleischliebe dargebracht hatte, dann erglüht sie schon vor Liebe und sieht fürder nichts als den fleischliebenden Toren nur; die ganze Schöpfung Gottes ist ihr ohne ihren Toren ein nichtig, verächtlich Ding.
[3.94.13] Aber der heilige, gute Vater hat aus Seiner endlosen Liebe die ganze Erde mit den wunderbarst erhaben-schönsten Liebesträußchen allerreichlichst geziert, hat die Sonne erschaffen für uns und die Sterne für uns und zahllose Erhabenheiten und Wunder für uns, – und dennoch können wir über dem Fleisch der Erdwürmer, die wir selbst sind, Seiner stets mehr und mehr vergessen, ja Ihn, die höchste Schönheit, die höchste Liebe und Weisheit sogar fliehen, Ihn von uns wünschen, so wir im Brand der Sünde des Fleisches stehen!
[3.94.14] O Erde, du herrliche Braut Gottes, du liebliche Mutter zahlloser Wunder Gottes! Sind wir elendesten, dümmsten Menschen wohl wert, dass du Erhabene uns trägst auf dem Boden, den täglich die allmächtige Hand Gottes schmückt?!“
[3.94.15] Hier verstummte der Lamech auf eine Zeit, und der Adam, wie auch alle die anderen fielen über den Redner her und kosten ihn mit Tränen in ihren Augen.
[3.94.16] Und der Henoch sagte: „Bruder Lamech, jetzt hast du vollkommen aus meinem Grunde geredet; also ist es! Der Mensch in seinem Fleische ist der Erde nicht wert, wenn er den Geist flieht, um nur sein Fleisch zu trösten!
[3.94.17] Rede aber nur also weiter! Ich sage dir, Jahre lang wirst du uns dadurch nicht ermüden, – und so du reden möchtest Tag und Nacht! Daher fahre nur also fort!“
Kein Kommentar bisher