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68. Die Grenzen der Allmacht Gottes. Wie die Klüfte zwischen Gott und seinen Geschöpfen und Kindern überwunden werden

Am 1. Juli 1843

[3.68.1] Der Lamech aber erwiderte auf diese lehrreiche Antwort des Herrn: „O Herr, Du allerbester, heiliger Vater! Wenn es auf mein Verständnis ankäme, so gäbe es da über diesen Punkt, das heißt für mich, noch gar vieles zu fragen!

[3.68.2] Aber da ist ja der Henoch und mein Namensgefährte aus der Höhe; diese haben Dich, o heiliger Vater, sicher besser verstanden als ich und werden mir daher, so es nötig sein sollte, bei irgendeiner Gelegenheit schon das Notwendigste mitteilen darüber.

[3.68.3] Und so habe ich meine Unwürdigkeit vor Dir, o Herr, zu reden, erschaut und will mich nicht mehr getrauen, Dich weiter darüber zu fragen; nicht aber etwa Deiner endlosen Weisheit halber, sondern weil Du heilig bist, überheilig.

[3.68.4] Ich empfand aber solches anfangs nicht so sehr; aber da ich mich in Deiner Weisheit so recht vom Grunde aus gedemütigt habe, so fällt mir nun Deine endlose Heiligkeit auf, und ich bin von ihrer göttlichen Schwere gedrückt bis in den allertiefsten und allerfinstersten Abgrund!“

[3.68.5] Hier verstummte der Lamech im Ernst, denn er hatte während der Rede des Herrn erst so recht vom Grunde des Grundes zu fühlen und somit lebendig einzusehen angefangen, was Gott ist in Seinem Wesen, und was dagegen der geschaffene Mensch in dem seinigen.

[3.68.6] Und er bedachte bei sich, wie so ganz und gar in allen Teilen der Mensch abhängt von Gott und aus eigener Kraft nicht einmal imstande ist, auch nur einen Atemzug zu tun, geschweige erst einen freien Gedanken in sich zu schöpfen, und bedachte aber auch dabei noch hinzu, dass eben dieser allmächtige, heilige, ewige Gott nun an seiner Seite sich befindet und mit ihm redet.

[3.68.7] Daher ward er denn auch so sehr betroffen und gedemütigt, dass er sich darum nicht mehr weiter zu reden getraute.

[3.68.8] Aber der Herr merkte gar bald solche Verlegenheit Lamechs und sagte darauf zu ihm: „Höre Mich an, Mein Sohn Lamech! Kann Ich denn etwas darum, dass Ich Gott von Ewigkeit bin, lebendig aus Mir Selbst, und du ein Geschöpf aus Mir? Ist es möglich wohl, dieses Verhältnis zu ändern? Kannst du ein ewiger Gott und Ich dein Geschöpf werden? Siehe, das sind Dinge, die auch Mir unmöglich sind!

[3.68.9] Ich so wenig als du werden ewig je imstande sein, diese Ordnung umzukehren; denn wäre es möglich, dass Ich Mich herabwinden könnte zu einem puren Geschöpf, so würde im Augenblick, als Ich die ewige Gottheit ablegte, um sie dir einzuräumen, die ganze Schöpfung samt dir zugrunde gehen bis auf das allerletzte Atom.

[3.68.10] Wenn aber solches sich ereignete, was hättest du denn von solcher Veränderung, und was bliebe Mir wohl noch übrig dann? Du wärest nicht mehr; Ich aber müsste wieder die Gottheit anziehen, und so Ich wieder Wesen um Mich haben wollte, da möchte Ich sie von neuem wieder erschaffen und dich selbst wieder ins Dasein hervorrufen, so Ich doch sicher wollte, dass du seiest an Meiner Seite.

[3.68.11] Ich meine aber, du wirst solches nun einsehen, was da möglich und was da unter den Bedingungen Meiner ewigen Ordnung unmöglich ist, und wirst auch einsehen, dass Ich als der ewig unwandelbare Gott sicher alles Mögliche aufbiete, um Mich Meinen Geschöpfen und aus ihnen hervorgehenden Kindern also zu nahen und alle Klüfte zwischen Mir und ihnen so sehr auszufüllen, dass sie mit Mir wie mit ihresgleichen umgehen können und können von Mir Selbst lernen ihre ewige lebendige Bestimmung, in welcher dann zwischen Mir und ihnen bloß nur ein moralischer Unterschied obwalten sollte, demzufolge sie aber eben zu vollkommen eigenen Herren in Mir und neben Mir sein sollten ewig.

[3.68.12] Wenn die Sache sich aber doch notwendigst also verhält, da sehe Ich denn schon wieder nicht ein, wie und warum du vor Meiner notwendigen Gottheit also sehr erbebst, dass dir darob die Zunge den Dienst versagt!

[3.68.13] Lasse das beiseite, das nicht taugt für Vater und Kind, sondern plaudere, was dir einfällt, auf dass du derart ersehen möchtest, wie überaus geduldig Ich, dein Vater, allzeit bin!

[3.68.14] Lege aber nun die Hand in die Meinige, und greife, wie gut und geduldig Ich bin, und rede dann, wie dir die Zunge gewachsen ist! Amen.“

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