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65. Das Gleichnis vom Tautröpfchen. Die Entwicklung der Seele

Am 26. Juni 1843

[3.65.1] Auf die Frage aber, ob er solches verstünde, erwiderte der Lamech: „O Herr, wie sollte ich es nicht verstehen, da Du als das Licht alles Lichtes, die Sonne aller Sonnen mich durchleuchtest wie die Morgensonne einen bebenden Tautropfen, der sich da an der Spitze eines Grasblättchens von einem erheiternden Morgenhauch sanft schaukeln lässt?!

[3.65.2] Das Tröpfchen ist gleich mir wohl ein unbedeutendes flüchtiges Ding in Deiner endlos großen Schöpfungen Reihe; aber wenn es da ist, so nimmt es doch die Sonne so gut in sich auf als mein Auge und strahlt in seinem engen Kreis um sich herum wie eine kleine [Sonne und erquickt mit seinem Licht seine kleine Umgebung, seine kleine] Welt, wie da erquickt ein weiser Mensch seine noch minder weisen Brüder.

[3.65.3] Und so glaube denn auch ich hier gleich einem solchen Tautröpfchen zu sein. Ich bin von Deinem Licht durchleuchtet und habe Dich insoweit erfasst, als es mir zufolge meiner geschöpflichen Geringheit vor Dir, großer, allmächtiger Schöpfer, möglich ist und insoweit solches mir Dein allmächtiger heiliger Wille gestattet; und ich meine nun auch in diesem Deinem Licht in mir, dass ich mit dieser Gnade meine Umgebung vielfach werde erquicken können.

[3.65.4] Aber so ich dadurch sagen möchte: ‚Herr, ich habe Deine strahlenden Worte ganz begriffen!‘, da müsste ich doch wohl noch für einen bei weitem größeren Toren gehalten werden, als so ich im Ernst behaupten möchte, ein Tautröpfchen hätte die ganze wirkliche Sonne in sich aufgenommen, weil es mit ihrem Licht buntschimmernd widerstrahlt.

[3.65.5] Du, o Herr, aber wirst am besten wissen, wie viel mir zu einem völligem Erfassen Deiner heiligen Worte mangelt; darum bitte ich Dich, erleuchte mich nach meinem Bedürfnis!“

[3.65.6] Und der Herr belobte den Lamech ob seiner schönen Antwort und der guten Rede wegen, in der viel Weisheit zugrunde läge, und richtete nach solcher Belobung folgende Worte an ihn:

[3.65.7] „Das Tröpfchen aber, mit dem du dich verglichest, ist so unbedeutend nicht und auch nicht also vergänglich, wie es dir vorkommt.

[3.65.8] Siehe, das Tautröpfchen lebt, gibt Leben seiner kleinen Welt und wird in eben dieser Lebensspende selbst als ein sich selbst vervollkommnendes Leben von einem schon höher stehenden Lebensgrad aufgenommen, in dem es dann zur stets mächtiger wirkenden Seele wird, welche Seele dann nimmer stirbt, sondern stets wachsend und stille fortschreitend sich durch die Wesenreihe aufwärts bewegt, bis sie ans Ziel gelangt ist, aufzunehmen höhere Strahlen aus der Sonne, die dich jetzt heißliebend bestrahlt.

[3.65.9] Du hast gehört noch aus der Weisheit Faraks: Da aber Gott den ersten Menschen gebildet hatte aus dem Lehm der Erde, da hauchte Er ihm dann eine lebendige Seele in seine Nüstern, und da ward der erste Mensch eine lebendige Seele vor Gott, seinem Schöpfer.

[3.65.10] Siehe, dieser Hauch weht noch fortwährend über und durch die ganze Erde hin, welche samt und sämtlich sich im Adam verjüngt darstellt, und erweckt allzeit zahllose lebendige Seelen für künftige Menschen.

[3.65.11] Und siehe, diese Menschen sind das Ziel des Tautröpfchens, in ihnen erst wird es befähigt, höhere Strahlen gerade auf die Weise, wie es nun bei dir der Fall ist, aufzunehmen aus der Sonne des ewigen Lebens, welches von keiner Wesenreihe mehr eingesogen wird.

[3.65.12] Also ist die ganze Erde wie ein Mensch, und ihr Bestand sind die Seelen, die einst schon, mit Meinem Geist gebunden, da waren. Aber sie hielten die Probe noch nicht, darum werden sie nun neu im großen Mutterleib der Erde ausgezeitigt und sodann erweckt zum neuen Leben durch Meinen Hauch.

[3.65.13] Solches wirst du wohl kaum verstehen, aber es ist solches auch zum Leben nicht vonnöten.

[3.65.14] Willst du aber Näheres darüber zu deinem Frommen, da hast du das Recht zu fragen. Und so frage denn, was du willst, und Ich will dich erleuchten in allen Winkeln deines Lebens! So du aber fragst, da mache nicht viele Worte! Amen.“

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