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64. Das Verlangen des Mannes nach vielen Frauen. Über die Ausreifung des Gefühlsreichtums

Am 23. Juni 1843

[3.64.1] Und der Lamech, überaus erfreut über diese gar wichtige Belehrung, fragte weiter und sagte zum Herrn:

[3.64.2] „O Herr und Vater, solches muss richtig sein; ich sehe es nun ganz klar ein, dass da Deiner heiligen Ordnung gemäß ein Mann nur ein Weib haben soll.

[3.64.3] Aber während Deiner heiligen Belehrung ist mir ein neuer Punkt eingefallen, der wenigstens scheinbarer Weise von einer gewissen geistig-moralischen Seite her betrachtet bei so manchem den Grund für die Vielweiberei setzen möchte.

[3.64.4] Ich als ein von Dir gestellter Führer aber hätte dafür aus der beschränkten Sphäre meiner Erkenntnis fürwahr kein Wort, um diesen Grund als gänzlich falsch zu bezeigen! Darum will ich Dir diesen gefährlichen Punkt ganz ohne den geringsten Rückhalt kundgeben, denn Du hast es mir ja allergnädigst erlaubt zu reden, und so will ich denn nun auch reden vor Dir, was mir nur immer meine geringste Erkenntnis geben wird!“

[3.64.5] Und der Herr sagte da, den Lamech ein wenig unterbrechend: „Du hast recht, so du solches tust, aber nur mache nicht zu viele Worte und Vorentschuldigungen, denn die Zeit ist kostbar, und Ich bin dazu ja nicht wie ein törichter Mensch, zu dem man mit tausend Vorworten kommen muss, bis er etwas fasst!

[3.64.6] Daher mache keine Umstände und komme allzeit sogleich mit der Hauptsache heraus; denn ich weiß ja schon seit gar lange her, um was du Mich nun fragen wirst! Daher hast du ja leicht zu reden, da du das bei Mir doch sicher voraussetzen kannst, dass Ich dich sicher ganz vom Grunde aus verstehen werde.

[3.64.7] Und so gebe Mir denn kund deinen noch bedenklichen Punkt, aber ohne erläuternde Umstände, deren Ich wenigstens nicht vonnöten habe, um einen Vortrag zu fassen! Und so rede denn nun mutig darauf los!“

[3.64.8] Und der Lamech, ein wenig gedemütigt durch diese kurze Zurechtweisung, gab alsobald ganz kurz seinen fraglichen Punkt von sich, welcher also lautete:

[3.64.9] „Der Mann aber hat ein Gefühl, demzufolge er nicht nur ein, sondern viele Weiber ergreift; und dieses Gefühl ist ein wahrer Nimmersatt. Denn so da schon jemand hätte zwei, drei und noch mehrere der schönsten Weiber, käme aber dann an einen Ort, da es noch hundert wieder anders geformte schöne Weiber gibt, siehe, da drängt es ihn alsbald gewaltigst, dass er sich auch in den Besitz dieser hundert setzen möchte.

[3.64.10] Da aber andererseits nicht der Mensch sein Schöpfer, sondern nur Du es bist, warum denn solch ein Trieb in ihm, der Deiner Ordnung zufolge nicht realisiert werden darf? Hat doch der Mensch sich solch einen gefährlichen Trieb nicht selbst gegeben!?“

[3.64.11] Und der Herr erwiderte darauf: „Siehe, da verhält es sich mit dem Gefühlsreichtum gerade also, wie es sich verhält mit der reichen Ausstattung der Zeugungsfähigkeit.

[3.64.12] Das Gefühl, welches sich allein als mächtiger Zug oder Trieb im Herzen ausspricht, ist ebenfalls eine reiche Zeugungsfähigkeit, im Geiste aber nur.

[3.64.13] Wenn aber der Mann ein Gailer [Lüstling] ist und verstreut seinen Samen auf den Gassen und Straßen, sage Mir, wird so ein grundgeschwächter Mann wohl mit seinem aus- und durchgewässerten Zeugungsvermögen selbst mit einem wohl fruchtbaren Weib je mehr eine Frucht von gerechtem Maße zu zeugen imstande sein?

[3.64.14] Siehe, das wird er nicht! Denn aus den Trebern presst man keinen geistigen Saft mehr.

[3.64.15] Also aber steht es auch mit dem Gefühlsreichtum: Der Mann sammle nur sein Gefühl im Herzen und kehre es dann zu Mir; und wenn es die gerechte Kraftreife wird erlangt haben, dann wird er in Mir, dem Urgrund aller Dinge und somit auch aller noch so schönen Weiber, den allergenügendsten und allerbefriedigendsten Ersatz finden und wird dann mit diesem kraftvollsten Gefühl ein Weib in aller gerechten Kraft lieben können, und es wird ihn das Weib seines Nachbars auch nimmer anfechten.

[3.64.16] Solches also aber wisse, dass auf dieser Welt alles im Menschen nur eine auszubildende Anlage ist für einen endlos erhabenen ewigen Zweck; daher soll er von den in sich wahrgenommenen Kräften nicht eher einen törichten Gebrauch machen, als bis sie zur Vollreife gelangt sind.

[3.64.17] Wie aber die Früchte der Erde nur im Licht der Sonne reifen, also reifen auch die geistigen Kräfte des Menschen in Meinem Licht nur.

[3.64.18] Daher soll jeder Mensch seine Kräfte auf Mich hinwenden, so wird er ein vollkommen reifer, mächtiger Mensch werden in Meiner Ordnung. Wer aber das nicht tut, der ist selbst schuld an seinem Tode. Verstehst du das?“

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