Hier ist Dein Kapitel

18. Von den Wundern indischer Magier in Damaskus. Barnabes Verlegenheit. Geheimnis der Allwissenheit des Jesusknaben

[18.1] [Der Jesusknabe:] „Es werden nun genau zwei Jahre sein, als du dich in Damaskus herumtriebst? In derselben Zeit kamen bei 27 Magier aus Indien. Diese machten große Ankündigungen, wie am dritten Tag nach dem Neumond sie die großartigsten Wunder im großen Hain außer[halb] der Stadt wirken werden.

[18.2] Unter den vielen Ankündigungen waren auch folgende: ‚Fünf der Hauptmagier werden, bloß mit ihren kleinen Fingern ohne alle physische Kraftanstrengung, einen über 1000 Pfund schweren und über 7 Schuh tief in die Erde – also über seine halbe Länge – eingegrabenen Pfahl herausziehen und ihn dann frei mehrere Augenblicke dauernd in der Luft herumschweben lassen. Dasselbe werden sie dann auch an einem über 10.000 Pfund schweren Felsstück tun, einer Last, die von 300 der stärksten Männer mit der Kraft ihrer puren Hände nicht um ein Haarbreit verrückt werden kann. Am Ende wird noch ein vollkommen totes Kamel auf einige Augenblicke lang belebt.‘

[18.3] Auf diese Ankündigung war an dem bestimmten Tag nahe ganz Damaskus im großen Hain, um die angekündigte Wundertäterei anzustaunen. Du warst einer der Ersten in der Nähe der Zauberer, und hast alles sehr gut gesehen und dich erstaunt über alle die Maßen.

[18.4] Die vielen vorhergehenden Stücke waren dir schon mehr bekannt, aber als die letzten mit der überraschendsten Präzision effektuiert wurden, da rissest du Mund und Augen weit auf, schlugst die Hände über dem Kopf zusammen und riefst laut aus: „Das ist unerhört – noch nie dagewesen! Das können keine Menschen, sondern das können nur Götter sein, die man anbeten soll!“

[18.5] Du hast freilich solche deine Exklamation [Ausruf] mehr der vielen hochangesehenen Heiden wegen gemacht, die bei jener Vorstellung stark vertreten waren; heimlich bei dir aber hast du dennoch Beelzebubs gedacht, darum dir auch sehr unheimlich zumute geworden ist.

[18.6] Nun sagst du aber auch, dass dir bei Meinen Wundern sehr unheimlich zumute wird! Was Unterschiedes findest du dann zwischen diesen Meinen Wundern und jenen von dir vor zwei Jahren in Damaskus gesehenen?“

[18.7] Hier wurde Barnabe sehr verlegen und sagte erst nach einer Weile: „Aber sage, du holder unbegreiflicher Knabe, woher du das wissen kannst?! Du warst doch zu jener Zeit nicht selbst in jener Stadt und mir wohl bewusst sonst auch niemand aus dieser Gegend! Außer einigen wenigen Kollegen im Tempel habe ich jene sonderbare Wunderwirkung auch noch niemandem erzählt. Wie kamst du nun hinter mein tief verborgenes Erfahrungsgeheimnis?“

[18.8] Sagte Ich: „Sei darob ganz ruhig – Ich komme hinter gar alles, aber es wird darum von Mir aus dennoch nie jemandem ein Hemmschuh angelegt, sondern ein jeder ist und bleibt frei, zu handeln nach dem Gesetz oder wider dasselbe. Die Folgen hängen nie von der Macht Meines Willens, sondern von der Ordnung und Heiligung der gegebenen Gesetze in der Natur sowohl wie auch in der Moralsphäre der Menschen untereinander ab.

[18.9] Das aber, wie und woher Ich solches alles wissen kann, ist auch ein Geheimnis, darüber der Welt erst nach etlichen zwanzig Jahren ein Licht gegeben wird, so wie auch über Meine anderen Wundertaten. Glaubtet ihr, dass in Mir des Messias Geist wohnt in seiner Fülle, da dürftet ihr bald begreifen, wie und woher Mir solche noch nie dagewesenen Fähigkeiten eigen sind. So ihr aber das nicht annehmen und glauben könnt, da müsst ihr schon der vorhin bestimmten Zeit harren. Da werdet ihr es wohl begreifen, aber Mir es doch nie nachmachen.“

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare