Die Himmlische Ehe
Ein Evangelium von wahrer Liebe zwischen Mann und Frau
In der Neuoffenbarung wird die Himmlische Ehe als eine geistige und göttliche Verbindung beschrieben, die weit über die irdische Ehe hinausgeht. Sie basiert auf der vollkommenen Einheit von männlichem und weiblichem Prinzip, die in der Schöpfung verankert ist.
Einige zentrale Aspekte der Himmlischen Ehe in der Neuoffenbarung sind:
Vollkommene geistige Vereinigung: Die Ehe im Himmel ist nicht nur eine äußere Verbindung, sondern eine innere, geistige Einheit zwischen zwei Seelen, die sich in Liebe und Weisheit ergänzen.
Dualprinzip: Jeder Engel trägt sowohl das männliche als auch das weibliche Prinzip in sich, wodurch eine vollkommene Harmonie entsteht.
Ehe als göttliche Ordnung: Die Ehe ist nicht nur eine weltliche Institution, sondern eine göttliche Ordnung, die zur höchsten Vollendung der Seele führt.
Reinheit und Liebe: Die Himmlische Ehe ist frei von weltlicher Sinnlichkeit und basiert auf reiner, göttlicher Liebe.
Diese Lehren stammen aus den Offenbarungen Jesu durch Jakob Lorber und andere Neuoffenbarer. Sie zeigen, dass die Ehe nicht nur eine irdische Verbindung ist, sondern eine tiefere spirituelle Bedeutung hat.
Lesen
- – Das gemeinsame Mahl. Des Faustus Lob über die Lehre Jesu. Des Faustus Liebe zu Lydia. Des Herrn Vermittlung. Des Faustus denkwürdiger Traum von der Herrlichkeit des Vaters in der Gestalt Jesu. Ehewinke. »Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen!«
[1.236.1] Der Oberrichter und der Unterrichter samt Kisjonah, Baram, Jonael, Jairuth und Archiel gehen nun mit Mir ins Zimmer und halten etwa eine halbe Stunde nach dem Untergange mit Mir und all den Meinen ein recht wohlbereitetes und reichliches Mahl, und der noch ledige Oberrichter findet ein großes Wohlgefallen an der ältesten Tochter Kisjonahs und sagt zu Mir: „Mein edelster Freund, Du weißt, wie sehr ich Dich trotz des Unterschiedes unserer Religion, respektive Gottheitslehre, allzeit liebte, weil ich in Dir keinen verschlagenen und einseitigen Juden, sondern einen höchst offenen und freisinnigen und zugleich höchst vielseitig gebildeten und in allen Wissenschaften tiefst bewanderten Menschen gefunden habe.
[1.236.2] Ich vertraue Dir daher denn nun auch an, daß mir Kisjonahs Tochter überaus wohl gefällt. Nun aber, wie Du wohl weißt, bin ich ein Römer, und sie wird doch zweifelsohne eine Jüdin sein, die keinem Heiden, wie wir von den Juden genannt werden, ihre schöne Hand reichen darf. Sage, Freund, was wäre da zu machen? Könnte sie unter gar keiner Bedingung mein Weib werden? Geh und gib mir ein Mittel an die Hand!“
[1.236.3] Sage Ich: „Du bist ein Römer, und sie ist eine Griechin und keine Jüdin, und somit hindert dich schon von Natur aus nichts, sie vom Kisjonah zum Weibe zu begehren, der sie dir auch sicher geben wird. Daß sie aber geistig, wie nun das ganze Haus, nach Meiner dir nicht unbekannten Lehre dennoch eine Jüdin ist, das wird dir wohl kein Stein des Anstoßes sein?!“
[1.236.4] Sagt der Oberrichter namens Faustus, Caji Filius: „Warum nicht gar! Bin ich ja im Herzen selbst einer der glühendsten Anhänger Deiner rein göttlichen Lehre! Denn ich meine, daß ein Gott, der eine Welt zu bauen verstand und darauf allerlei lebendige Wesen und am Ende sogar den Menschen ins Dasein zu rufen vermochte, überaus weise sein muß! Wenn solch ein weisester Gott den Menschen eine Lehre geben möchte, so könnte Er ja doch unmöglich eine andere Lehre – sage – Seinen Menschen geben, als eben eine weisest solche, die mit der Natur und mit dem besten Erhaltungsprinzip des Menschen unter den Menschen im genauesten Einklange steht.
[1.236.5] Nun, Deine Lehre aber hat diesen Geist und solchen Charakter und ist somit rein göttlich, und ich habe sie darum als vollauf wahr für mein ganzes Leben angenommen und mache darnach auch einen Prediger meinem ganzen Hause und allen meinen vielen untergeordneten Amtleuten. Wenn so, da wären wir bis auf die Einwilligung des Vaters ja ganz in der Ordnung!“
[1.236.6] Sage Ich: „Nun, die hast du schon, sowie die Liebe der schönen Lydia. Sieh hinter dir den durch und durch seligen Kisjonah, der sich vor Freuden gar nicht zu helfen weiß, daß seinem Hause solche Ehre begegnet!“
[1.236.7] Faustus sieht sich um und Kisjonah sagt: „Herr und Gebieter über unser ganzes Galiläa und Samaria! Ist das möglich, daß du meine Lydia zum Weibe begehrst?!“
[1.236.8] Sagt Faustus: „O ja, als aus Tausenden die einzige, so du sie mir geben willst!“
[1.236.9] Kisjonah ruft die Lydia. Diese kommt sichtlich verlegen vor Liebe und großer Freude, und Kisjonah sagt zu ihr: „Nun, meine liebe Tochter, möchtest du wohl gesegnet sein mit diesem herrlichen Manne?“
[1.236.10] Und die Lydia, die Augen zu Boden schlagend, sagt nach einer Weile: „Wie magst du mich noch fragen? Wie dieser herrliche Faustus heute ankam und ich ihn zum ersten Male sah, so hörte ich im Herzen reden: ,Wie glücklich doch muß das Weib dieses herrlichen Mannes sein!‘ Und sollte ich nun, da er mich begehrt, ihm mit einem Nein entgegenkommen?“
[1.236.11] Sagt Kisjonah: „Aber was wird da dein geliebtester Jesus dazu sagen?!“ Sagt die Lydia: „Dessen sind wir alle! Er ist der Schöpfer, und wir sind Seine Geschöpfe, aus denen Er nun wirkliche Kinder zieht! Er bleibt dessenungeachtet meines Herzens tiefste Tiefe!“
[1.236.12] Hier macht Faustus große Augen und sagt, ganz erstaunt über dies unerwartete Zeugnis der Lydia über Mich: „Was, was – was muß ich hören?! Sollte denn ein letzhiniger schöner Traum, den ich geträumt habe, irgendeine wahre Bedeutung haben? Den ganzen Himmel sah ich offen; alles war Licht, alle zahllosen Wesen Licht, und in der tiefsten Tiefe der Himmel sah ich offenbar Dich, Du mein Freund Jesus, und alle Wesen harrten wie mit ungeduldiger Freude Deines Winkes, um Deine Befehle in einem Augenblick der ganzen Unendlichkeit zu verkünden!
[1.236.13] Damals glaubte ich, in Deinem Ebenbilde, dessen Glanz die Sonne bei weitem überbot, den Zeus gesehen zu haben, und es nahm mich hoch wunder, daß Du mit Zeus eine so außerordentliche Ähnlichkeit habest, und ich hielt seither Dich im geheimen für einen Erdensohn des ersten Gottes, den ich aber mit dem Jehova der Juden und mit dem Brahma der Indier identifizierte und dabei alle andern Götter nur Dir gleich für Seine Erdenkinder hielt, die Er zuzeiten mit den Töchtern der Erde zeugte, um den Menschen in solchen Söhnen der Erde Führer, Lehrer und Beleber zu geben!
[1.236.14] Aber jetzt bekommt dieser Traum auf einmal ein ganz anderes Gesicht; Du bist Selbst der lebendige Zeus, Brahma oder Jehova leibhaftig unter uns und lehrst uns Selbst Deine göttliche Weisheit, da wahrscheinlich Deine früheren Kinder dieselbe auf dieser Erde schlecht gelehrt und nicht in die rechte Werktätigkeit gesetzt haben!
[1.236.15] Wenn unfehlbar also, da bekomme ich ja dies schönste Weib unmittelbar aus der Hand meines Gottes, meines Schöpfers, und brauche daher nicht mehr zu fragen, ob ich mit ihr glücklich sein werde!
[1.236.16] Aber es hat denn nun auch mein Begehren ein ganz anderes Gesicht überkommen! – Schönste Lydia! Sieh nun an den Herrn! Nun kommt es nicht mehr auf unser gegenseitiges Verlangen und Begehren an, sondern lediglich auf den heiligsten Willen dieses Einzigen der Einzigen, dieses Herrn aller Herrlichkeit, dieses Gottes aller Götter, aus dem alle Himmel, Sonne, Mond und diese Erde und wir alle hervorgegangen sind!
[1.236.17] Du mein in aller Fülle der Wahrheit göttlichster Jesus! Ist es Dir genehm, daß Lydia mein Weib werde, so ist sie mein Weib; sollte es Dir aber nur im geringsten unangenehm sein, so sage es, und mein Leben soll nichts sein als der tätige Ausdruck Deines Willens!“
[1.236.18] Sage Ich: „Mein edelster Bruder! Ich habe euch schon gesegnet, und somit seid ihr vollkommen schon ein Leib; aber das merket euch:
[1.236.19] Was Gott verbunden hat, das soll kein Mensch mehr trennen, und es bleibt sonach eine wahre Ehe für ewig unauflöslich! Eine falsche Weltehe ist aber ohnehin kein Bund vor Gott und ist somit auflöslich wie die Weltmenschen und alle ihre Bündnisse, die schon von vornherein nichts als eine barste Hurerei sind, durch die die Kinder des Satans ins elende Dasein gesetzt werden. Ihr also seid nun vollends Mann und Weib und vor Gott ein Fleisch, Amen!“
[1.236.20] Auf diese Meine Worte umarmen sie sich und begrüßen sich mit einem Kusse.
[1.236.21] Daß diese schnelle Verbindung in ganz Kis eine große Sensation gemacht hat und Kisjonah nun auf eine reiche Mitgabe bedacht war, läßt sich wohl von selbst denken.
[1.167.1] (Der Herr:) „Wehe aber der Welt, wenn die Weiber sich wieder zu putzen und zu schmücken anfangen und auf den Thronen sitzen werden; dann wird die Erde durchs Feuer gelassen werden!
[1.167.2] Haltet daher alles auf eine gute Zucht der Weiber, lasset sie vor allem sich üben in der rechten Demut! Sie sollen rein, aber nie geputzt und geschmückt sein; denn der Weiber Putz und Schmuck ist des Menschen Grab und Untergang in allem!
[1.167.3] Wie aber da ist ein reines, wohlgesittetes, demütiges Weib ein rechter Segen eines Hauses, so ist ein geputztes und dadurch stolzes Weib ein Fluch über die ganze Erde und ist also ein Satan in kleinster Gestalt unter den Menschen und gleicht völlig einer Schlange, die durch ihre geilen Blicke des Himmels Vögel in ihren giftigen und tötenden Rachen lockt!
[1.167.4] Ich rate daher, ohne zu wollen, daß dieser Rat ein Gebot sein solle:
[1.167.5] So da jemand wählt und freien will um ein Weib, so sehe er, daß die Maid, um die er freit, nicht putzt ihren Leib – außer mit Wasser, was der Gesundheit des Leibes not tut – und auf der Gasse nicht trägt ein offenes Gesicht, was sich nicht geziemt für ein Weib, und auch nicht prunkt mit ihren sonstigen Reizen, sondern in allem züchtig ist, ihren Leib wohl bedeckt mit Linnengewand und zur Winterszeit mit ungefärbten Tüchern aus Schafwolle, auch keine Vielzünglerin ist und nicht prahlt, als hätte sie etwas; denn es ist dem Weibe sehr heilsam, so sie nichts hat, als was ihr im höchsten Grade not tut. Eine solche Maid ist dann auch eines Mannes wert, und ihr sollet um sie freien. Aber um eine Reiche, Geputzte, Geschmückte, die in weichen und buntgefärbten Kleidern einhergeht, ein offenes Gesicht auf der Gasse zur Schau trägt, sich gerne begrüßen läßt von den Reichen und Angesehenen und zu den Armen sagt: ,Da sehet das stinkende Bettelvolk!‘ – Ich sage euch, – vor einer solchen Maid fliehet wie vor einem Aase!
[1.167.6] Denn eine solche Maid ist ein getreuestes Abbild der verlockenden Hölle in kleinster Gestalt, und wer eine solche freit, begeht eine gröbste Sünde wider die göttliche Ordnung und darf darauf rechnen, daß solch ein Weib, das auf der Erde schwerlich je besser wird, so sie eher stirbt denn der Mann, den ihr ins andere Leben folgenden Mann, wenn er selbst der Tugend ergeben war, aber sein Weib der irdischen Vorzüge wegen sehr geliebt hatte, sicher wenigstens auf eine bedeutend lange Dauer in die Hölle ziehen wird.
[1.167.7] Denn gerade also, wie solch ein Weib auf dieser Erde Trugmittel anwandte, um sich einen Mann zu fangen, den sich ihre Lüsternheit auserlesen hatte, ebenso, aber ums tausendfache verführerischer, wird sie jenseits ihrem ihr nachfolgenden Manne in aller erdenklichen Reizendheit entgegenkommen und ihn in ihr höllisches Nest ziehen. Und es wird sogestaltig dem Manne schwer werden, sich seinem Weibe zu entwinden.
[1.167.8] Darum beachtet das wohl, und wer da freit, der erkenne seine Braut zuvor genau und prüfe wohl alles, auf daß er sich nicht statt eines Engels einen Teufel an den Hals bindet, den er dann nicht leicht los wird!
[1.167.9] Die Kennzeichen habe Ich euch zur Genüge gezeigt; beachtet das, so werdet ihr Glück haben dies- und jenseits! Ich gebe es euch zwar nicht als ein Gebot, das euch binden solle, sondern nur, wie schon früher bemerkt, als einen guten Rat, der euch und allen eitlen Weibern besonders von großem Nutzen sein kann, so er befolgt wird.
[1.167.10] Denn wer aus euch also ein eitles und listig verführerisches Weib zurechtweist, daß es erkennt seine böse Torheit, dem soll einst im Himmel ein großer Preis zuteil werden.
[1.167.11] Wendet daher eure Augen ab von einem verführerischen Weibe; denn ein solches Weib ist geheim, ohne es zu wissen, mit dem Satan im Bunde und dient ihm unbewußt zu dessen verlockenden Zwecken.
[1.167.12] Will jemand aus euch den Satan in seiner ärgsten Gestalt sehen, so schaue er sich nur eine recht geputzte Dirne oder ein geziertes Weib an, und er hat den Satan in seiner für den Menschen gefährlichsten Gestalt gesehen!
[1.167.13] Wirkt der Satan als Drache und speit über die Erde Krieg, Hunger und allerlei Pestilenz, dann ist er den Menschen am wenigsten gefährlich; denn in solcher Not wenden sich die Menschen zu Gott, fangen an Buße zu tun und entgehen also der Hölle und ihrem Gerichte.
[1.167.14] Aber wann der Satan seine Drachen bekleidet mit dem Lichtgewande eines Engels, da ist er dem zur Sinnlichkeit von Natur aus geneigten Menschen am gefährlichsten, also, als wenn ein reißender Wolf im Schafskleide käme unter die Schafe! Kommt der Wolf als Wolf zu den Schafen, so fliehen diese nach allen Richtungen und verwirren den Todbringer, daß er stehenbleibt und nachsinnt, welchem Schafe er nachstellen soll, und am Ende ohne Beute abziehen muß; kommt er aber im Schafspelze, da fliehen die Schafe nicht, sondern haben noch obendrauf eine Freude an dem neuen zu ihnen gekommenen Schafe, das ein Wolf ist, der die ganze Herde zerreißt, ohne daß auch nur ein Schaf vor ihm flieht.
[1.167.15] Sehet, diese Lehre und diesen Rat sollet ihr darum als ein Heiligtum in euren Herzen bewahren und euch streng darnach also halten, als hätte Ich ein Gebot gegeben; dann werden eure Ehen mit dem Segen aus dem Himmel bekleidet sein, im Gegenteil – mit dem Fluche der Hölle!
[1.167.16] Laßt euch darum nicht verlocken von den blinden und trügerischen Reizen der Welt, sondern seid allzeit nüchtern und schätzet den Wert der Welt richtig; gebet nicht Gold und Perlen, die ihr nun aus den Himmeln empfangen habt, für die Torheiten der Welt, so werdet ihr untereinander stets Frieden haben und den Himmel vor euch offen sehen! Werdet ihr euch aber wieder von den Reizen der Welt gefangennehmen lassen, so werdet ihr es euch aber auch selbst zuzuschreiben haben, wenn der Himmel sich vor euch fester und fester verschließen wird; und so ihr in große Not gelangen und zum Himmel rufen werdet um Hilfe, da wird euch keine Hilfe werden! Denn es ist nicht möglich, daß jemand, der mit Wohlgefallen in was immer an der Welt hängt, zu gleicher Zeit stehen könnte in der segnenden Verbindung mit dem Himmel.
[1.167.17] Denn ein jeder Mensch ist also erschaffen und eingerichtet, daß er Böses und Gutes, Falsches und Wahres nicht in einem Herzen nebeneinander ertragen könnte, entweder das eine oder das andere, aber ewig nie beides zugleich!
[1.167.18] Ja, er kann und muß beides erkennen in seinem Verstande; aber im Herzen kann nur entweder das eine oder das andere als Lebensgrund weilen.
[1.167.19] Habt ihr solchen Meinen Rat wohl begriffen und erfaßt?“
[1.167.20] Sagen alle: „Ja, Herr und Meister in aller göttlichen Weisheit!“
(Am 11. Januar 1843 von 4 1/2 – 7 1/4 Uhr abends.)
[1.35.1] Seht, nicht gar ferne vor uns werdet ihr ein Paar menschliche Wesen erschauen. Es sind ein Mann und ein Weib, und das zwar gerade in einer solchen Situation, die wir zu unserem Zweck recht gut verwenden können. Also gehen wir nur recht schnell darauf los, damit wir sie sogleich einholen. Ihr fragt, wie beschaffen das Verhältnis sei zwischen diesen beiden. – Ich sage euch: Für unseren Zweck könnte es nicht besser beschaffen sein als es ist. Es ist ein Verhältnis, wo das Weib nur sechs Jahre vor dem Mann gestorben ist. Der Mann hat viel getrauert um sie, hat aber im Verlaufe von ein paar Jahren sich so recht der Religion in die Arme geworfen, und also recht getreu gelebt seiner Erkenntnis zufolge. Nun aber ist er auch von der Erde abgerufen worden und kam vor ganz kurzer Zeit erst hier an. Dieses Präambulum [Vorspiel] ist vorderhand hinreichend; das Nähere sollt ihr im Geiste praktisch erfahren.
[1.35.2] Da wir bei dieser Gelegenheit, wie ihr seht, auch glücklich unser Pärchen eingeholt haben, so braucht ihr nichts als auf das Zweigespräch, welches soeben beginnen wird, Acht zu haben und ihr werdet daraus all das Notwendige entnehmen können. Nun hört! Sie beginnt soeben eine Frage an ihren Mann zu stellen und spricht:
[1.35.3] Mich freut es außerordentlich, dich nach längerer Zeit endlich einmal wieder zu erschauen, und glaube auch, dass uns hinfort kein Tod mehr trennen wird. Aber nun sage mir nur auch, so viel du mir sagen kannst, ob meine letzte Willensanordnung genau befolgt worden ist. Denn solches liegt mir außerordentlich am Herzen.
[1.35.4] Der Mann spricht: Mein über alles geliebtes Weib! Damit du ersehest, wie pünktlich deine letzte Willensanordnung beachtet ward, so sage ich dir nur so viel, dass ich selbst in meiner letzten Willensanordnung nichts anderes tat als das nur, dass ich deine Willensanordnung wieder von neuem bestätigte und somit in meiner letzten Willensanordnung mich genau an die deinige hielt bis auf einige unbedeutende Legate. Sonst aber ist unser gesamtes, von mir noch um mehrere Tausende vermehrtes Vermögen unseren Kindern eingeantwortet. Bist du damit zufrieden?
[1.35.5] Das Weib spricht: Mein stets geliebter Gemahl, bis auf die Legate ganz vollkommen! Sage mir daher: wie viel möchten diese betragen? Und wem sind sie vermacht worden? – Mein geliebtes Weib, spricht er, die gesamten Legate betragen nicht mehr als zweitausend Gulden, und diese sind in fünf Teile geteilt, und bis auf eins habe ich diese Legate vieren deiner Anverwandten vermacht; nur einen Teil musste ich ehrenhalber der Armenkasse vermachen. Ich hätte auch solches nicht getan, so du nicht manchmal schon bei deinen Lebzeiten dich geäußert hättest, solcher deiner Anverwandten zu gedenken. Was aber die Armen betrifft, da weißt du ja ohnehin, dass man schon fürs Erste der Welt wegen etwas tun muss, und dann aber auch um Gottes Willen etwas, da man doch ein Christ und kein Heide ist. Übrigens macht dieser Bettel von zweitausend Gulden gegen unser großes hinterlassenes Vermögen ja ohnedies nichts aus; denn wie ich es am Ende berechnet habe, bekommt jedes unserer sieben hinterlassenen Kinder eine runde Summe von einmalhundertfünfzigtausend Gulden. Dazu sind alle Kinder gehörig wirtschaftlich erzogen, und so kannst du ganz ruhig sein über dein hinterlassenes Vermögen also, wie ich es bin, und kannst nun an meiner Seite dich samt mir um ein anderes Vermögen umsehen, welches uns hier wenigstens in eine entsprechend glückliche Lage bringen kann, in welcher wir so bestehen möchten, wie wir zum wenigsten auf der Erde bestanden sind.
[1.35.6] Sie spricht: Ich will damit wohl zufrieden sein, wenn nur die Kinder also versorgt sind. Freilich, wohl hätte mit den zweitausend Gulden ein jedes Kind sogleich ein kleines Geld in den Händen gehabt und mit demselben vorderhand einen Anfang machen können, um nicht sogleich die Interessen des Hauptkapitals angreifen zu dürfen. Doch da es nun einmal so ist und wir an der Sache nichts mehr ändern können, so muss ich mich ja gleichwohl zufriedenstellen.
[1.35.7] Was du aber da sagst von einem anderen, hier brauchbaren Kapital, da bitte ich dich als deine dich stets treu liebende Gattin, dass du dich in dieser Beziehung ja aller albernen Gedanken entschlägst; denn sechs Jahre sind bereits verflossen, dass ich unter großer Angst und Bekümmernis in dieser finstersten und allerödesten Wüste herumirre, und alles, was ich hier, durch die entsetzlichste Hungersnot getrieben, Essbares finden konnte, ist eine Art Moos; und nicht selten ist auch wie ganz dürres Gras hier und da zu finden, mit welchem man sich am Ende den Magen anstopfen kann. Wärst du nicht gerade auf diesem Punkt zufälligerweise, von der Welt noch etwas schimmernd, angekommen, so hätten wir uns wohl in alle Ewigkeit schwerlich je getroffen.
[1.35.8] Er spricht: Aber mein geliebtes Weib, hast du denn durchaus gar keine Ahnung, aus welchem Grunde denn du auf diesen finsteren Ort gekommen bist? Ich meine, dass dich denn doch dein zu weltlicher Sinn hierhergebracht hat. [Du warst wohl eine sehr sparsame und in allen unseren weltlichen Verhältnissen sehr ehrsame Frau und warst sonst auch ein überaus gescheites Weib; nur die Lehren des wahren Christentums waren dir nicht selten ein Dorn im Auge.] Du hattest dich manchmal aber nicht zu vorteilhaft darüber ausgesprochen und hieltest dich mehr an die Weltklugheit und Weltphilosophie. Ich habe es dir aber gar oft gesagt, mein liebes Weib, wenn es jenseits ein Leben gibt, so glaube ich, wird man im selben mit aller Weltklugheit nicht auslangen; daher wäre es besser, sich an das Wort Gottes zu halten. Denn das Zeitliche währt nur kurz; so es aber ein Ewiges gibt, da werden wir mit unserer zeitlichen Klugheit, wie gesagt, gar übel fortkommen. Sieh, mein geliebtes Weib, das sind buchstäblich diejenigen Worte, welche ich gar oft zu dir im Vertrauen geredet habe, und wie ich mich jetzt zu meinem größten und bedauernswürdigsten Erstaunen überzeuge, ist es leider nur zu gewiss auf meine Worte gekommen. Daher meine ich nun, mein geliebtes Weib, dass es für uns die allerdringendste und allerletzte Zeit, wenn man sich hier so aussprechen kann, ist, dass wir uns aller weltlichen Rückgedanken gänzlich entschlagen und uns um Gnade und Erbarmen an unseren Herrn Jesus Christus wenden. Denn wenn uns der nicht hilft, so sind wir für ewig verloren, da ich solches in mir ganz gewiss weiß und empfinde, dass es außer Christus in der ganzen Unendlichkeit für uns keinen Gott und keinen Helfer mehr gibt. Hilft uns der, so ist uns geholfen; hilft uns der aber nicht, so sind wir für ewig rettungslos verloren! Jetzt wünschte ich, dass ich unser gesamtes Vermögen den Bettlern vermacht hätte, und dass dafür unsere Kinder zu Bettlern geworden wären; das hätte uns sicher mehr Segen gebracht als alle unsere weltkluge Sorge für die weltliche Versorgung unserer Kinder. Daher, mein geliebtes Weib, bleibt uns, wie gesagt, nun nichts mehr übrig, da wir unsere weltliche Torheit nicht mehr zu ändern vermögen, als dass wir uns allerernstlichst mit Ausschluss aller anderen Gedanken und Wünsche allein zu Christus hinwenden, damit Er unserer großen Torheit möchte gnädig und barmherzig sein und eben diese Torheit durch Seine unendliche Gnade und Erbarmung an unseren Kindern gutmachen!
[1.35.9] Das Weib spricht: Ich habe es mir ja immer gedacht, dass du deine religiös schwärmende Torheit auch auf diese Welt mitbringen wirst; was haben denn ich und du je Arges auf der Welt getan? Waren wir nicht allzeit gerecht gegen jedermann? Sind wir je jemandem etwas schuldig geblieben, oder haben wir je einem Dienstboten das Bedungene nicht gegeben? Wenn es irgendeinen Gott gäbe, oder nach deinem Sinne irgendeinen Christus, da wäre es ja doch die höchste Ungerechtigkeit, dass Er Menschen, wie wir sind, so belohnen sollte, wie wir die Belohnung vor uns erblicken. Oder welcher Gott könnte denn wohl einem Menschen nur im Geringsten verargen, so derselbe einer alten Sage, welche voll Unsinn und voll Lächerlichkeiten ist, keinen Glauben hat schenken können? Denn solches, glaube ich, kann doch ein Blinder begreifen, dass, so einem Gott am menschlichen Geschlechte etwas gelegen wäre, vorausgesetzt, dass es einen Gott gibt, so könnte sich der Mensch ja doch nichts Unbilligeres träumen, als dass dieser Gott sich nur einmal persönlich mit aller Wunderkraft ausgerüstet den Menschen genähert habe, und das nur den Menschen eines sehr kleinen Bezirks, während doch die ganze Erde bevölkert war.
[1.35.10] Sage mir darum, kann es Gott dann unbedingt verlangen, dass diejenigen Menschen und Völker, welche fürs Erste nicht auf demselben Bezirk gelebt haben und besonders fürs Zweite nicht gleichgiltig [gleichzeitig mit Ihm], es unbedingt annehmen sollen, dass Er es war, der diese Lehre gestiftet hat? Kann ihnen Gott verargen, wenn Er irgend ist und gerecht ist, dass sie solches nicht tun können? Oder können nicht die Menschen und Völker gegen Gott, so Er irgend Einer ist, dann auftreten und sagen: Wie willst Du ernten, wo Du nicht gesät hast? Willst Du über uns Gericht halten, so bist Du ein ungerechter Gott; willst Du aber ein gerechtes Gericht halten, da richte diejenigen, die Dich gesehen haben und denen Du gepredigt hast. Uns aber lass ungeschoren, denn wir haben Dich nie gesehen und haben uns von Deiner Wesenheit niemals überzeugen können. Das auf uns überkommene, Dein sein sollende Wort aber kann uns nie zu einem Richter werden, da es ebenso gut erdichtet wie wahr sein kann, und noch viel leichter erdichtet als wahr. Solange wir auf der Welt gelebt haben, haben wir nur die alte Natur gesehen, von Dir aber war nie eine Spur. Wir sind auf die Welt gekommen als reine Kinder der Naturkräfte. Die Menschen und Weltlehrer haben uns erst verständig gemacht. Durch unser ganzes Leben war von Dir keine Spur zu erspähen. Wie willst Du demnach mit uns rechten, indem Du uns nimmer einen Beweis zum Zeugnis Deines Daseins und Deiner Wesenheit geben wolltest?
[1.35.11] Siehe, mein lieber Mann, das ist doch so klar wie auf der Welt die Sonne am hellen Mittag. Du siehst aber solches nun nur noch nicht ein, weil du noch viel zu kurze Zeit hier bist. Wenn du aber so lange hier sein wirst wie ich, da wird dir solches selbst in dieser dichtesten Finsternis ganz vollkommen klar werden. Zum Beweis meiner Liebe und Treue zu dir sage ich dir noch hinzu, dass du allhier an meiner, dich stets über alles liebenden Gattin Seite, so lange und stark, als du nur immer willst, deinen sein sollenden Gott-Christus anrufen kannst, und ich stehe dir mit meiner Liebe und Treue gut, dass du nach mehrjährigem Rufen sicher zu der klaren Einsicht kommen wirst, dass ich, dein dich allzeit treu liebendes Weib, in meinem natürlichen Verstand heller sehe denn du mit all deiner sein sollenden Gottesgelehrtheit.
[1.35.12] Siehe, ein altes Sprichwort hat von der Bibel ausgesagt: O Bibel, o Bibel! Du bist den Menschen ein Übel! Und sieh, das Sprichwort hat recht. Besäßen die Menschen auf der Erde so viel Herz und Mut, diesen alten jüdischen Unsinn bei Butz und Stängel auszumerzen und an ihre Stelle die reine menschliche Vernunft zu setzen, so wäre die Welt in aller Kultur schon um viele hundert Jahre voraus. So aber muss noch immer, wer weiß aus was für Rücksichten, dieser alte Unsinn beibehalten werden, durch welchen nicht selten den allerbiedersten und rechtschaffensten Menschen die Hände zu einem freieren Wirken gebunden werden. Was ist die Folge? Denke nur in deiner sonstigen Klugheit nach; wo gibt es die größte Anzahl liederlicher, schlechter und armer Menschen? Sicher nirgend anderswo als gerade nur da, wo die Bibel und besonders die neue christliche Lehre wie oberhauptlich zu Hause ist. Gehe nach Rom, gehe nach Spanien, gehe nach England, und du wirst meine Aussage bestätigt finden.
[1.35.13] Die Menschen verlassen sich auf einen Gott, fangen an, in der guten Hoffnung auf Seine Hilfe zu faulenzen. Die Hilfe aber kommt nicht, so ist die natürliche Folge, dass dergleichen Menschen verarmen, und wenn sie schon durch die Bank gerade nicht zu schlechten Kerlen werden, so fallen sie aber doch den fleißigen und betriebsamen Menschen am Ende zur Last. Man schreit allenthalben und sagt: Gott ist allgütig, höchst liebevoll und überaus barmherzig, ließe aber dabei doch sicher einen jeden Bettler verhungern, wenn dieser nicht von seinen arbeitsamen Nebenmenschen versorgt würde.
[1.35.14] O sieh, mein lieber Gemahl, auf Rechnung ehrlich gesinnter, arbeitsamer und daher wohlhabender Menschen hat das müßige Pfaffentum leicht von einem allgütigen und barmherzigen Gott zu predigen. Streichen wir aber diese Menschen weg, so werden wir gar bald sehen, welch ein trauriges Ende alle solche Predigten nehmen werden. Wüssten diese schwarzen oder weißen Schreier auf der Welt, welch eine Bewandtnis es mit dem jenseitigen Leben hat, so würden sie sicher anders predigen, oder sie würden statt der leeren Predigten den erträglichen Pflug ergreifen. Es mag ja einen Gott geben als die Grundkraft, welche das ganze Universum leitet; aber sicher gibt es keinen Gott, wie ihn die jüdische Bibel lehrt.
[1.35.15] Er spricht: O mein geliebtes Weib, du bist auf einem ganz entsetzlichen Irrweg in deinen Gedanken; denn gerade also habe ich in berühmten gottesgelehrten Schriftstellern gelesen, dass rein höllische Geister eine dir ganz gleiche Sprache führen. Ich kann dir versichern, solches ist auch der vollgültige Grund, dass du dich in dieser ewigen Nacht hier befindest. Wahrlich wahr, mir wird ganz entsetzlich angst und bange um dich! Denn mit solchen Grundsätzen sehe ich dich unwiederbringlich für ewig verloren. Wenn du durchaus keine anderen Grundsätze in dir aufnehmen willst, so finde ich mich für äußerst notwendig gedrungen, dich für allzeit zu verlassen.
[1.35.16] Sie spricht: Solches wärst du imstande, mir, deinem getreuen, dich ewig liebenden Weib zu tun? Ich aber sage dir, dass ich solches nicht vermöchte, und wenn du wirklich in die Hölle solltest verdammt sein! Ich möchte dich im Feuer nicht verlassen, und du willst mich wegen einer sicher vernünftigen Rede verlassen? Es steht ja auch dir frei, mir deine Ansichten vernünftig darzustellen; aber nur ein Unsinn darf es nicht sein, denn in dem Falle liebe ich dich zu sehr, als dass ich dich auf Irrwege sollte geraten lassen. Folge mir aber, ich will dich auf einen anderen Ort führen, allda wir uns besser befinden werden als hier und du in einer größeren Gesellschaft erst füglicher erfahren wirst, wie man hier daran ist.
[1.35.17] Er spricht: Mein geliebtes Weib! Ich will dich ja nicht verlassen, denn dazu habe ich dich zu lieb, und will dir darum auch folgen, dahin du mich führen willst, weil ich sehe, dass du bei all deiner Unkenntnis in der wahren Religion aber dennoch stets gleichmäßig redlichen Herzens bist und bist noch immer mein gutes Weib, gegen das ich sonst nichts einzuwenden habe, als dass es nicht meiner Ansicht werden kann. Wenn du hernach irgendeine bessere Stelle dieses Reiches aller Finsternis kennst, so führe mich nur hin, und wir wollen da sehen, was sich allda alles wird machen lassen. Seht, sie ergreift seinen Arm und führt ihn weiter. Wir aber wollen diesem interessanten Paar folgen, um sonach fernere Zeugen des Erfolgs solch eines Verhältnisses zu sein. Sie gehen; also gehen wir auch ihnen nach!
(Am 10. Januar 1843 4 1/2 – 7 Uhr abends.)
[1.34.1] Ihr sagt: Solches alles ist richtig und wir begreifen es. Da wir aber in der Gesellschaft auch Weiber gesehen haben, denen doch nicht ein öffentliches Amt zur Verwaltung anvertraut ward, so fragt sich’s hier, was diese wohl da machen, und warum sie mit dieser Gesellschaft gewisserart amalgamiert sind.
[1.34.2] Meine lieben Freunde, das sollte euch ja selbst wundern, wenn ihr solches nicht auf den ersten Blick begreift.
[1.34.3] Ist es denn nicht schon etwas Altes, dass das in allem bei weitem schwächere Weib nichts sehnlicher will und wünscht, als gerade das, dem sie am wenigsten gewachsen ist, und das ist Herrschen und Regieren. Wenn Männer also irgendein Amt bekleiden und nehmen oder haben schon ehedem Weiber, so ist es nur allzeit zu sicher der Fall, dass das Weib am Ende mehr regiert, denn der eigentlich zur Regierung berufene Mann.
[1.34.4] Damit sie ihre Pläne durchsetzen, so gebrauchen sie zu dem Behuf die ganze Fülle der weiblichen List; und es gehört außerordentlich viel Festigkeit von Seiten des Mannes dazu, so er nicht von seiner Eva übertölpelt werden will.
[1.34.5] Ihr fragt wieder: Ja, worin liegt denn der Grund, dass das Weib durch seine List gewöhnlich den Sieg davonträgt? – Ich sage euch: Der Grund ist ganz natürlich und daher sehr leicht begreiflich. Wenn ihr bedenkt, dass das Weib so ganz eigentlich die Wurzel des Mannes ist, so wird euch dadurch alles andere leicht erklärbar werden.
[1.34.6] Der Stamm eines Baumes steht zwar mit seinen Ästen unter dem Licht des Himmels und schlürft eine ätherische Kost aus den Strahlen der Sonne und niemand merkt, dass er dessen ungeachtet zuallermeist von der Wurzel seine Hauptnahrung bekommt. Wenn nun die Wurzeln sich gegen den Baum verschwören möchten und zufolge dieser Verschwörung sich von ihm ganz lossagen, was würde da wohl mit dem Baum gar bald werden? Er würde verdorren und endlich keine Früchte mehr tragen.
[1.34.7] Nun seht, solches weiß das Weib in seinem Gemüt und empfindet es genau, welch ein Bedürfnis sie dem Mann ist. Wenn sie aber eine schlechte Bildung hat und daher ein verdorbenes Gemüt, so tut sie dasselbe, was da nicht selten die Wurzeln eines Baumes tun, nämlich sie schlagen aus der Erde neue Triebe empor, nähren dieselben, und dem Baum wird dadurch die gebührende Nahrung entzogen. Es wird aus solchen Wurzelausschlägen wohl nie ein kräftiger und Früchte tragender Baum, aber dafür ein dem Baum ähnliches Gesträuch. Wenn da der Baum nicht kräftig mit der höheren Kost des Himmels solchem Unfug der Wurzel dadurch entgegenarbeitet, dass er seine Äste und Zweige mächtig ausbreitet und die argen Wurzeltriebe mit seinem starken Schatten abwelken macht und endlich bei einer günstigen Jahreszeit, durch Beihilfe etwa des Winters, erstickt, so ist er offenbar dadurch in großem Nachteil für seine eigene Existenz und für seinen Wirkungskreis.
[1.34.8] Also geht es auch dem Mann, der da hat ein herrschsüchtiges und somit in allem imponieren wollendes Weib. Wenn er ihr nicht vollkräftig mit seiner Männlichkeit entgegenzuwirken vermag, so wird das Weib ihn bald ganz umzingelt haben mit den Afteraustrieben, und er wird schwächer und schwächer werden, am Ende ganz abdorren und alle seine Kraft in den männlich sein wollenden Wurzelauswüchsen des Weibes unbesiegbar erschauen. Und das ist der weibliche Herrsch- und Regierungstrieb.
[1.34.9] Ein anderes Beispiel bieten euch die Kinder, die in ihrer Schwäche nicht selten stärker sind denn ein allergrößter Held, vor dem Tausende und Tausende zittern. Nehmen wir an, der Held ist ein Vater und hat ein kleines Kind, welches noch kaum verständig zu lallen imstande ist. Es dürften Tausende zu diesem Helden kommen, um ihn von einer Idee abzuhalten, so werden sie sicher nichts ausrichten. Dieses Kind aber darf ihn nur ansehen, anlächeln und dann zu ihm sagen: Vater, bleib bei mir, gehe diesmal nicht aus, denn ich fürchte mich ja gar sehr, dass du unglücklich wirst; und der Held wird weich und folgt seinem Kind.
[1.34.10] Von diesem Beispiel wenden wir uns wieder an die Weiber. Der Mann, wie ihr wisst, ändert schon in seinen Jünglingsjahren die Stimme des Kindes und bricht dieselbe in einen männlichen Kraftton; das Weib behält die Skala des Kindes bei. Seht, wie das Weib diese Skala beibehält, so behält es auch fortwährend in einem gewissen Grad mehr oder weniger das sämtliche kindliche Wesen in sich. Zufolge dieses Vermögens besitzt sie dann auch die kindliche Macht, welche, wie schon gesagt ist, nicht selten größer ist denn die Willensmacht eines noch so großen, weltbezwingenden Feldherrn.
[1.34.11] Zufolge dieses Vermögens aber kann dann das Weib ja eben auch von der Wurzel aus auf den Mann wirken. Sieht sie, dass mit dem Mann auf dem Wege der gewöhnlichen weiblichen Politik nichts auszurichten ist, so ergreift dann das Weib gar bald die ihr eigentümliche schwach scheinende Kindlichkeit, mit welcher sie dann auch zuallermeist den Sieg über den kräftigen Mann davonträgt.
[1.34.12] Ich meine, aus diesem Beispiel wird euch die Sache noch klarer, und ihr werdet daraus mit der leichtesten Mühe von der Welt entnehmen können, aus welchem Grunde dieser Gesellschaft auch weibliche Wesen einverleibt sind. Solches aber müsst ihr doch wissen, dass das Weib eines Mannes in der geistigen Welt so lange ihm anhangen bleibt, solange der Mann sich nicht völlig gereinigt hat von all seinen Schlacken der Welt.
[1.34.13] Es würde so mancher Mann eher, ja um gar vieles eher zur geistigen Reinheit gelangen, wenn ihn sein allzeit unter gleichen Verhältnissen sinnlicheres Weib nicht daran hindern würde. Also ginge es auch unserer Gesellschaft männlicherseits schon lange um vieles besser, wenn sie nicht mit Weibern unterspickt wäre.
[1.34.14] Sooft irgendein Mann einen besseren Entschluss fasst und will in seinem Gemüt einen besseren Weg einschlagen, so weiß ihn das Weib zufolge der ihr innewohnenden Herrschsucht allzeit davon abzuhalten und ihm zu zeigen einen anderen Weg. Oder mit anderen Worten gesagt: Ein solcher Mann, der da besitzt ein solches Weib, wird in der geistigen Welt noch um vieles schwerer los von ihr denn auf der Welt. Will er sich auch schnurstracks von ihr entfernen, so weiß sie ihn wieder durch ihr Bitten und durch allerlei schwach geartete Vorstellungen zu bewegen, dass er wieder bei ihr verbleibt und ihr alle erdenklichen Versicherungen gibt, dass er sie ewig nie verlassen wolle.
[1.34.15] Ja, es ist gar oft der Fall, dass Männer von gutem Herzen an diesem Ort mit Weibern anlangen, welche an und für sich offenbar für die Hölle sich ganz reif gemacht haben. Solche Weiber sind die gefährlichsten und zugleich die hartnäckigsten; denn ihr Herz hängt zugleich an dem, was der Hölle angehört, dessen ungeachtet aber dennoch auch aus verschiedenen gewinn- und herrschsüchtigen Rücksichten an ihrem Mann.
[1.34.16] Da aber ihr Sinn offenbar zur Hölle zieht und der bessere Mann sich von ihr zu trennen nicht eine hinreichende Kraft besitzt und sich somit der scheinbaren Schwäche seines Weibes hingibt, so zieht ihn nach und nach das Weib über die Grenzen dieses Gebietes über den euch schon bekannten Strom mit sich, wie ihr zu sagen pflegt, auf die allerunschuldigste Art in die Hölle, und es braucht da selbst für die kräftigsten Engel eine überaus große Geduld und mühevolle Arbeit, solch einen Mann seinem höllischen Weib zu entwinden. Nach eurer Zeitrechnung dürfte eine solche Arbeit nicht selten mehrere hundert Jahre betragen; und seht, auch in dieser Gesellschaft sind einige solche Weiber vorhanden.
[1.34.17] Ihr sagt freilich wohl: Aber hier könnte ja doch der Herr einschreiten und einen gewaltigen Strich durch die Rechnung solcher Weiber machen. – Eine solche Intervention lässt sich freilich wohl hören, solange jemand mit den höheren Wegen der göttlichen Ordnung nicht bekannt ist; wer aber diese kennt, der weiß es auch nur zu gut, dass solches unter der Bedingnis der Erhaltung des Lebens des Geistes so gut wie rein unmöglich ist.
[1.34.18] Solches müsst ihr wissen, dass die Liebe des Menschen sein Leben ist, und dieses trägt er in sich. Wodurch aber hat ein Mann einem Weib über sich den Sieg eingeräumt? Dadurch, dass er sie zu sehr in seine Liebe aufgenommen hat. Nun sollte sich aber dann der Mann prüfen und die Liebe zu seinem Weib und die Liebe zum Herrn auf eine überaus fühlbare Waage legen und diese beiden Liebarten dann mit der ängstlichsten Sorgfältigkeit abwägen und wohl achthaben, wo sich das Übergewicht herausstellt, und er sollte sich dabei allertiefst in sich genau erforschen, welcher Verlust für ihn erträglicher wäre, ob er verlieren möchte sein geliebtes Weib und alle ihm von selbem entspringenden Vorteile oder die Liebe des Herrn.
[1.34.19] Solches aber muss, wie gesagt, nicht etwa bei einer oberflächlichen Äußerung verbleiben, da etwa jemand sagen möchte: Ich opfere der Liebe des Herrn nicht nur ein, sondern zehn Weiber; sondern diese Frage des Lebens muss allzeit mit der Wurzel desselben beantwortet sein.
[1.34.20] Nehmen wir den Fall, wenn der Herr einem solchen Mann, der da mit dem Wort vorgibt, dass er den Herrn ums Zehnfache mehr liebt denn sein Weib, dasselbe nähme, d. h. durch den Tod des Leibes.
[1.34.21] Wenn da der Mann in sich selbst im Ernst ganz lebendig fühlend sagen kann: Herr! Ich danke Dir, dass Du solches an mir getan hast; denn ich weiß ja zufolge meiner Liebe zu Dir, dass alles, was Du tust, am allerbesten getan ist. Wenn dazu noch ein solcher Mann bei dem möglichen Verlust seines Weibes wirklich in der Liebe zum Herrn den allergenügendsten Ersatz findet, so ist wirklich die Liebe zum Herrn in ihm größer denn die zu seinem Weib.
[1.34.22] Wird er aber traurig über solch ein Werk des Herrn und spricht: Herr! Siehe, ich habe Dich so lieb; warum hast Du mir solche Traurigkeit und solchen Schmerz bereitet? – Wahrlich, ihr könnt es glauben, ein solcher Mann liebte sein Weib mehr als den Herrn!
[1.34.23] Wenn ein solcher Mann auch noch um mehrere Jahre sein Weib überlebt, mit der Zeit ihrer vergessen und sich ganz zum Herrn gewendet hat, so hat er aber dessen ungeachtet solche Liebe nicht völlig aus seinem Herzen verbannt. Denn es dürfte nach zehn Jahren sein Weib nur wieder zurückkehren, so wäre er wie erschossen und würde sein Weib mit der größten Liebe aufnehmen, besonders wenn sie ihm dazu noch gewisserart geistig verjüngt entgegenkäme.
[1.34.24] Ihr fragt hier freilich wohl wieder: Wie ist solches wohl möglich, wenn solchergestalt ein Witwer sich ganz dem Herrn hingegeben hatte? – Ich aber frage euch: War diese Hingebung eine freiwillige oder vielmehr nur eine aufgedrungene? Hätte er solches getan, wenn ihm der Herr das Weib nicht genommen hätte? Bei dem Herrn aber gilt nur allein der freie Wille, und demzufolge die gänzliche Selbstverleugnung in allem.
[1.34.25] Dieser Mann ward traurig um den Verlust seines Weibes; daher wandte er sich an den Herrn, um bei Ihm den gebührenden Trost und die Beruhigung seines gebrochenen Gemütes zu finden.
[1.34.26] Was war ihm in dieser Hinsicht wohl der Herr? War Er wohl die Zentralliebe im Herzen eines solchen Mannes, oder war Er nicht vielmehr nur ein beruhigendes Mittel und ein Deckmantel über den erlittenen Schmerz und somit auch ein denselben heilendes Pflaster? Hier könnt ihr sicher nichts anderes sagen, als dass der Herr hier nur war das Zweite, nämlich Mittel, Deckmantel und Pflaster. Wer aber kann da sagen, dass eine Liebe aus Dankbarkeit gleichkomme der Grundliebe des Herzens?
[1.34.27] Oder ist da nicht ein solcher Unterschied, als wie da ein Mensch einen Wohltäter liebt, so ihn dieser glücklich gemacht hat, und zwischen der Liebe, wie dieser glücklich gemachte Mensch das ihm zuteil gewordene Glück liebt? Ich meine, zwischen diesen beiden Liebarten liegt ein gar großer Unterschied; denn die Liebe zum Wohltäter ist ja nur die Folge der Grundliebe, welche in der empfangenen Glücklichkeit wohnt, und ist somit keine Grund-, sondern nur eine Afterliebe.
[1.34.28] Wie stellt sich aber solche dem Herrn gegenüber dar, wo der Mensch das allergrößte Glück allein in den Herrn setzen soll, von welchem aus betrachtet ihm alles andere null und nichtig und somit für ewig entbehrlich sein soll? Denn er soll ja in sich selbst lebendig sagen können: Wenn ich nur den Herrn habe, so frage ich weder nach einem Himmel noch nach einer Erde und somit auch noch viel weniger nach einem Weib.
[1.34.29] Aus diesem könnt ihr gar wohl begreifen, warum ich euch darauf gar inwendigst aufmerksam gemacht habe, wie außerordentlichst lebendigst tief der Mann seine Liebe zwischen dem Herrn und seinem Weib prüfen soll; denn es spricht ja der Herr Selbst: Wer seinen Vater, seine Mutter, sein Weib, seinen Bruder und seine Kinder mehr liebt denn Mich, der ist Meiner nicht wert!
[1.34.30] Ihr fragt hier freilich wieder: Ist denn hernach ein solcher Mann zufolge einer solchen Afterliebe zum Herrn verloren? – Das ist er mitnichten; aber er kann nicht eher zum Herrn gelangen, als bis er dem eigentlichen Grund seiner Liebe den vollkommen gänzlichen Abschied gegeben und seine Afterliebe zur Hauptliebe gemacht hat.
[1.34.31] Welche Schwierigkeiten aber das nicht selten in diesem geistigen Reich mit sich führt, haben wir zum Teil bei der Gelegenheit dieser Gesellschaft dargetan; werden aber diesen überaus wichtigen Punkt bei einer nächsten Szene noch um vieles klarer und gründlicher praktisch erschauen. Allda werdet ihr sehen, wie oft eine solche scheinbar gänzlich erloschene, falsche Ehegattenliebe wieder neu aus dem Grunde erwacht, so solche Gatten in der Geisterwelt wieder zusammenkommen. Somit lassen wir diese Gesellschaft wieder ungestört ihren Weg verfolgen und begeben uns wieder etwas vorwärts!
Am 22. Juni 1843
[3.63.1] Der Lamech aber bedachte sich nicht lange und kam bald mit folgender Frage zum Vorschein, welche also lautete:
[3.63.2] „O Herr, Du allerbester, liebevollster, heiliger Vater! Da Du mir schon die Gnade erwiesen hast dadurch, dass Du mich beriefst, zu reden vor Dir und Dich zu fragen nach allerlei unbekannten Dingen, so getraue ich mir denn nun auch, einen vollkommenen Gebrauch von dieser endlos großen Gnade zu machen.
[3.63.3] Siehe, gar oft habe ich so bei mir bedacht, ob es wohl recht und billig ist vor Dir, so da ein Mann mehrere Weiber nimmt!
[3.63.4] Die Natur spricht zwar dafür, indem der Mann nahe Tag für Tag zeugungsfähig ist; das Weib aber kann im Jahr im Grunde genommen doch nur einmal empfangen.
[3.63.5] Wenn man dieses Verhältnis so recht beim Licht des billigenden Verstandes betrachtet, da erscheint die Vielweiberei als vollkommen der Natur und der Sache angemessen zu sein, indem dadurch die Bevölkerung nur gewinnen, aber nie verlieren kann.
[3.63.6] Aber betrachtet man dagegen wieder das stets so ziemlich gleiche Verhältnis hinsichtlich der Zahl der Individuen, da zeigt es sich wieder, als hättest Du es dennoch nicht also bestimmt, indem die Anzahl der Weiber hie und da nicht selten kleiner ist als die Anzahl der Männer, hie und da ist sie ganz gleich; nur sehr selten hie und da um ein Unbedeutendes größer als die Anzahl der Männer.
[3.63.7] Dieses Verhältnis widerspricht doch offenbar dem ersten, wennschon vom Verstand aus zu billigenden Bedürfnis der Natur; denn lasse ich die Vielweiberei völlig zu, da stehen sogleich tausend Männer als weiberlos da, die aber dennoch so gut zeugungsfähig sind wie diejenigen, die da viele Weiber besitzen.
[3.63.8] Lasse ich aber die Vielweiberei nicht zu, da kann gerechtermaßen der nahe tagtäglich zeugungsfähige Mann im Jahr nur einmal zeugen, was aber dennoch mit des Mannes Natur im starken Widerspruch zu stehen scheint. O Herr, da möchte ich vor allem ein rechtes Licht haben!“
[3.63.9] Der Herr aber erwiderte darauf dem Lamech: „Siehe, das ist eine recht gute und wahrhaft weise Frage, und eine vollkommene Antwort auf diese Frage darf dem wahren Führer eines so zahlreichen Volkes durchaus nicht fehlen; und so höre denn, Ich will dir auf deine weise Frage eine rechte Antwort geben:
[3.63.10] Siehe, wäre die Vielweiberei in Meiner Ordnung, so hätte Ich sicher im Anfang schon, da Ich den Adam als den ersten Menschen der Erde geschaffen hatte, welcher auf der Höhe noch zur Stunde lebt und noch etliche Jahre fortleben wird, für diesen ersten Menschen dreihundert und etliche sechzig Weiber erschaffen, auf dass er sein tägliches Zeugungsvermögen hätte in die natürliche Anwendung bringen können!
[3.63.11] Aber siehe, Ich erschuf ihm nur ein Weib, und in dieser Anzahl gebe Ich noch bis zur Stunde für ein männlich Wesen nur ein weibliches, und daraus kannst du alsbald gar leicht den guten Schluss ziehen, dass dem Mann von Mir aus nur ein Weib bestimmt ist trotz seiner reichhaltigeren Zeugungsfähigkeit.
[3.63.12] Was aber diese betrifft, so ist sie gegeben nicht der Vielzeugerei, sondern nur der kräftigen Zeugerei wegen; und so kann ein Mann mit einem Weib zwar wenigere, aber dafür desto kräftigere Kinder zeugen, während bei der Vielzeugerei nur die größten und unreifsten Schwächlinge zum Vorschein kommen können.
[3.63.13] Denn jeder Same wird eine schlechte oder gar keine Frucht erwecken, so er nicht zur vollen Reife gelangt ist.
[3.63.14] Also ist es auch bei dem Menschen umso mehr der Fall, wo es sich doch um die Erweckung der alleredelsten Frucht handelt.
[3.63.15] Also bleibe es bei einem Weib, und dieses tut genug, wenn es alle drei Jahre nur eine Frucht ausreift. Verstehst du solches?“