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50. Der Tempel ist des Volkes wegen da, nicht umgekehrt. Die Einladung des ganzen Volkes zur Tempelweihe

Am 31. Mai 1843

[3.50.1] Als der Lamech aber diese Worte vernommen hatte, da grüßte er sogleich ehrfurchtsvollst den Redner und begab sich sogleich zum Henoch.

[3.50.2] Allda angelangt, kündete er ihm alsbald, was er vom weisen Redner vernommen hatte.

[3.50.3] Die Worte erfreuten aber alle Gäste des Haupttisches, und der Henoch sagte darauf gar freundlich zum Lamech:

[3.50.4] „Also mache denn, dass wir uns erheben, damit der Tag nicht ehedem ende, als wir im Namen des Herrn werden den Tempel der Weisheit eingeweiht haben!“

[3.50.5] Und der Lamech verkündete solches sogleich vom bestiegenen Thron, und alles Volk erhob sich.

[3.50.6] Es machte aber das Tafelvolk auch Miene zum Mitgehen, was den Lamech etwas verlegen machte; aber der weise Redner ging hin zum Lamech und sagte zu ihm:

[3.50.7] „Kümmert dich denn dessen, so die Kinder auch den Weg der Weisheit wandeln wollen? Ich aber meine, wir sollen es niemandem verwehren, der uns auf dem Wege der Gerechtigkeit Gottes folgen will.

[3.50.8] Denn was die bevorstehende Tempelweihe nur bildlich darstellt, das soll lebendig zuvor von uns und vom Volk lebendig im Geiste geschehen.

[3.50.9] Bevor der tote Tempel eingeweiht wird von dir, da sollen ehedem die vielen Tempel des Geistes Gottes in unseren Brüdern und Schwestern, die da sind ihre Herzen, eingeweiht werden! Siehe, das tut not, und ohne dem ist die Tempelweihe zu nichts nütze!

[3.50.10] Wenn du aber das Volk daheimlassen möchtest und ohne es weihen den Tempel, sage mir, für wen wird dann der Tempel geweiht sein?

[3.50.11] Willst du als ein Unheiliger vor Gott – Ihm, dem allein Heiligen – den Tempel heiligen?

[3.50.12] Das wird wohl nicht angehen, indem doch nur der Heilige, aber nicht der Unheilige etwas heiligen kann!

[3.50.13] Gott aber sorgt nur für das Volk, und nicht für den Tempel, und ließ den Tempel des Volkes wegen von dir erbauen, aber nicht, dass Er je das Volk erschaffen hätte dieses erst einzuweihenden Tempels wegen!

[3.50.14] Und so ist bei der bevorstehenden Handlung ja nur das Volk, aber nicht der Tempel, die Hauptsache und muss daher notwendig zugegen sein!

[3.50.15] Denn wird das nicht der Fall sein, so wird der Herr für Sich die lebendigen Tempel im Volk wohl einweihen; aber dem toten Tempel auf dem Berg wird Er Seine Heiligung versagen und den Berg wieder machen zu einer Wohnstätte der Schlangen und Nattern!

[3.50.16] Also lade alles Volk dazu und sende Herolde aus in die ganze Stadt, denn ich habe es dir ja ehedem gesagt, dass du dem gestattest mitzugehen, den ich werde mitnehmen wollen.

[3.50.17] Siehe, der aber, den ich mitnehmen will, ist das Volk! Und sonach kümmere dich nicht mehr; denn die Weisheit des Herrn im Menschen erkennt allein nur die rechten Wege des Herrn!“

[3.50.18] Diese Worte brachten den Lamech fast um, denn er konnte sich über die hohe Weisheit dieses Menschen nicht genug erstaunen.

[3.50.19] Er lief darum auch alsbald zu seiner Dienerschaft und sprengte sie sozusagen in die ganze große Stadt aus, das Volk zu laden zur Tempelweihe auf dem Berg.

[3.50.20] Als er aber wieder sehr schnellen Schrittes in den großen Saal trat, da ging ihm der Henoch entgegen und sagte zu ihm:

[3.50.21] „Aber Bruder Lamech, warum hast du denn nun mich nicht um Rat gefragt, ob du das tun sollst, was dir der weise Redner geraten hatte, da ich doch darum da bin?“

[3.50.22] Der Lamech ward darob etwas verlegen, denn er wusste es nicht, dass ihn der Henoch nur prüfte – und sagte darum zum Henoch: „Bruder Henoch, ich war zu überrascht von der großen Weisheit des Mannes und auch überzeugt von der großen und tiefen Wahrheit, die da lag in seinen Worten, und konnte daher nicht umhin, zu tun danach!“

[3.50.23] Und der Henoch umarmte den Lamech und sagte dann zu ihm: „Du hast vollkommen recht getan! Lasse uns aber daher auch alsbald abziehen, damit wir vor dem Untergang [der Sonne] noch begehen die heiligende Handlung; solches geschehe im Namen des Herrn! Amen.“

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