Hier ist Dein Kapitel

41. Die gute göttliche und die schlechte menschliche Rangordnung

Am 18. Mai 1843

[3.41.1] Das anbefohlene Mahl ward bald bereitet, und die Geladenen kamen herbei; die Tische wurden bestellt und wurden gesondert nach der Maßgabe Lamechs.

[3.41.2] Henoch aber sagte zum Lamech: „Bruder, es ist zwar eine Ordnung allenthalben gut, und wir sollten nichts tun außer einer gewissen Ordnung, denn die Ordnung ist die Macht des Herrn; aus und in Seiner Ordnung hat Er alle Dinge gemacht. Aber dessen ungeachtet ist dem Herrn doch eine Ordnung, die die Menschen untereinander aufgestellt haben oder wenigstens aufstellen möchten, beinahe ganz unerträglich, und das ist die Rangordnung.

[3.41.3] Wenn du ganz gleiche Dinge in einer geraden Linie aufgestellt hättest, und es käme dann jemand und verstellte die Dinge aus ihrer von dir bestellten geraden Linie, fürwahr, du würdest dich darob ärgern und würdest den Verrücker deiner Ordnung mit zornigen Augen ansehen.

[3.41.4] Wenn aber der Herr alle Menschen völlig gleich erschaffen hatte und hat sie vor Sich hingestellt in einer geraden Linie, wie mögen wir da des Herrn gerade gestellte Linie krümmen nach unserem Belieben?

[3.41.5] Wir können es freilich wohl tun und können in gewissen Tätigkeitsrücksichten sagen: ‚Der ist das und jener dieses‘ – und was ein vom Herrn vorgesetzter Bruder dem anderen ratet, den der Herr nicht berufen hatte, dass dieser es tue!

[3.41.6] Das ist die rechte Rangordnung, die wir vom Herrn Selbst überkommen haben; aber bei solchen Gelegenheiten, da wir ein Mahl geben den Brüdern, sollten nicht drei gesonderte Tische stehen, sondern nur einer, damit wir alle als völlig gleiche Brüder und Schwestern untereinander am selben speisten.“

[3.41.7] Als solches der Lamech vernommen hatte vom Henoch, da ließ er sogleich die Tische zusammenstoßen, und es ward so aus drei gesonderten Tischen ein Brudertisch nur.

[3.41.8] Der Henoch lobte aber den Lamech ob seines Gehorsams nach dem Willen und der Liebe des Herrn.

[3.41.9] Aber ganz heimlich trat der Lamech der Höhe hin zum Henoch und sagte zu ihm: „Höre, Vater Henoch, es ist recht wohl und gut, was du nun geredet hast zu meinem Namensgefährten in der Tiefe; aber nur begreife ich eines nicht so ganz recht aus dieser deiner kurzen Rede bezüglich der Rangordnung unter den Menschen.

[3.41.10] Siehe, Kinder sind doch sicher geringer denn ihre Eltern; denn es wäre dem Herrn doch sicher nicht recht, wenn sich die Kinder ihren Eltern gleichstellen wollten?!

[3.41.11] Zudem erinnere ich mich so mancher Erscheinung auf der Höhe, wo der Herr Selbst so ganz bedeutende Unterschiede unter den Menschen gemacht hatte, und hatte durchaus nicht alle gleichbehandelt!

[3.41.12] Denn die drei Speisekörbe auf der Vollhöhe sind eine unleugbare Tatsache, dass Er dich zum Hohepriester gemacht hatte und die Purista, wie auch die Ghemela, erhoben hatte sichtbar! Wer kann solches in eine völlige Abrede stellen?

[3.41.13] Es geht aber aus dem doch unfehlbar hervor, dass der Herr sonach eine gewisse Rangordnung unter den Menschen gestellt hatte, und darum kann ich nun nicht so recht klug werden aus deiner Rede! Gebe mir daher einen näheren Bescheid darüber!“

[3.41.14] Und der Henoch wandte sich zum Lamech und sprach: „Mein Sohn, du bist in einer starken Irre! Was der Herr tut, ist sicher etwas ganz anderes, als was der Mensch tut und tun soll; denn Er allein ist ja der Herr.

[3.41.15] Die Rangordnung aber, welche der Herr unter uns Menschen gestellt hatte, ist nur auf unsere Liebe zu Ihm gegründet, und daher heißt es: ‚Je mehr du Liebe zu Mir, deinem heiligen Vater, hast in deinem Herzen, desto näher auch bist du Mir; mit je weniger Liebe zu Mir aber bist du auch desto ferner von Mir!‘

[3.41.16] Siehe, darin liegt der Henoch als gestellter Hohepriester, die drei Körbe auf der Vollhöhe, die Purista und die Ghemela, wie die Pflicht der Kinder gegen ihre Eltern, die da die ersten Hohepriester von Gott gestellt ihren Kindern sind!

[3.41.17] Solches ist alsonach nur das Verhältnis der Liebe zu Gott. Aber unter Menschen soll in liebtätigen Stellungen solches nicht also sein, dass sie sich voneinander sondern sollten, als dünkte sich der eine mehr denn ein anderer!

[3.41.18] Nur vor Gott sind wir unterschiedlich durch unsere Liebe zu Ihm, aber unter uns soll kein selbstgemachter Unterschied walten!

[3.41.19] Denn wer da groß wird sein wollen, der wird klein sein vor Gott. Sind wir aber lauter Liebebrüder untereinander, so werden wir es auch sein vor Gott.

[3.41.20] Also verstehe, mein Sohn, die Sache! Doch die Tische sind vereint; so lasst uns Platz nehmen an denselben! Amen.“

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare