Am 14. April 1843
[3.17.1] Hier stand Satana bebend auf und sprach zu dem Kisehel, der noch seinen vom Herrn ihm gereichten Stab gar fest in seiner Hand hielt:
[3.17.2] „Höre, du mein Züchtiger aus der Macht deines Gottes, der da ist auch ewig ein Zorngott über mich und mag nimmerdar aufhören, mit Seiner schrecklichen Rute mich zu schlagen!
[3.17.3] Ich habe dir ehedem in meiner schauderhaft erschrecklichen Schutzgestalt so manches vom Herrn, dem allmächtigen Schöpfer aller Dinge, Geister und Menschen ausgesagt, was ich nun in dieser meiner dir ähnlichen Gestalt völlig als eine allerbarste Lüge widerrufe!
[3.17.4] Ich habe dir zwar wohl Wahres gesagt, aber da ich es in mir verkehrt habe, so war es eine Lüge, denn alles, was ich vom Herrn ausgesagt habe, das habe ich nur von mir ausgesagt, und so ist nicht der Herr, sondern ich nur ganz allein der schon so ziemlich alte böse Weltbetrüger und ein allerbarster, wennschon gerade nicht Allmacht-, so aber ein starker Großmachtspieler.
[3.17.5] Nicht der Herr, sondern ich nur habe schon gar viele Sonnengebiete zerstört, und sie wären von mir aus in ihr ewiges Nichts hinabgesunken, so der Herr Sich ihrer nicht erbarmt hätte und hätte sie durch Seine Machtboten nicht auf eine solche Stelle in der Unendlichkeit schaffen lassen, alldort sie neue, ruhige Bahnen gehen, welche von meinem Pesthauch nimmer erreicht werden können.
[3.17.6] Siehe, so es auf mich ankäme, da stünde wohl alle Augenblicke eine andere Schöpfung da, und es wäre für kein Wesen eines Bleibens; denn ich möchte nur erschaffen, um dann etwas zum Zerstören zu haben, und möchte allerlei reizend schöne Menschen wohlgebildet gestalten und lebendig zeugen, um sie dann nach meiner argen Lust zu quälen und, hätte ich mich satt an ihnen gequält, sie dann auch alsbald gänzlich zu vernichten.
[3.17.7] Siehe, ich war ein Lügner allezeit, und ich möchte dich auch ums Tausendfache nun lieber anlügen, als dir die volle Wahrheit sagen; aber ich fürchte deinen Stab zu sehr, als dass ich mich getrauen möchte, dich also anzulügen von neuem.
[3.17.8] Es wird aber mit mir dennoch nicht besser darum, weil ich dir nun die Wahrheit gestand, solange mir die große Macht belassen wird, solange mir, der Materie nach, die ganze sichtbare Welt, das heißt Erde, Sonne, Mond und alle die vielen Sterne als ebenfalls zahllose Sonnen, Welten und Wesen aller unendlichen Art völlig untertan bleiben müssen und ich ihr Herr sein muss.
[3.17.9] Denn solches muss ich sein, weil ich als ein geschaffener Gott bin, und bin nun in dieser materiellen Allheit völlig also gefangen, dass ich mich ihr ewig so lange nicht entwinden kann, bis nur ein letztes materielles Stäubchen von einer allerletztesten Welt bestehen wird, aus welchem Grunde ich auch nur auf fortwährende Vernichtung der Dinge hinwirke, welche der Allmächtige erbaut, um meiner herrschsüchtigen Meinung nach um desto eher zu meiner Alleinherrschaft zu gelangen und den Herrn der Herrlichkeit vermeintlichermaßen von Seinem ewigen Thron zu stürzen, indem Er meinen Zerstörungsplänen fort und fort entgegen ist, seitdem ich aus Ihm bin in mein überaus mächtiges und nahe endlos großes Dasein zu dem Behuf gerufen worden, um neben Ihm wie ein zweiter Gott zu sein und zu herrschen mit Ihm, aber dennoch in aller Liebe Ihn zu lieben über alles aus aller meiner Tiefe, auf dass ich Ihm wäre, was da ein treues Weib ist dem Mann, ewig!
[3.17.10] Wahrlich, groß und herrlich war ich gestellt! Was ich nur wollte, das war auch schon da, und der Herr hinderte mich nicht in meinem Wollen und Schaffen.
[3.17.11] Aber so ich etwas Geschaffenes wieder zerstören wollte, da hinderte mich der Herr. Dadurch aber sah ich mich auch in meiner Macht gegen Gott beschränkt.
[3.17.12] Durch List wollte ich Ihn auf meine Seite bringen und machte mich so schön als möglich. Zu dem Behuf entzündete ich mich in allem meinem Licht, um zu blenden den Herrn.
[3.17.13] Aber der Herr nahm mich in meinem Licht plötzlich gefangen, schuf dann aus meinem Licht die Materie und neben mir zahllose Wesenreihen gar herrlicher Art und liebte sie mehr denn mich, Sein erstgeschaffenes Weib.
[3.17.14] Da erst ging ich blind in den tollsten Grimm über und fluche nun schon ewig lange dem Herrn, der mich zwar wohl schon öfter retten wollte, – aber mein Grimm ist zu groß, als dass es mir möglich wäre, mich von Ihm retten zu lassen, da Er mich nicht hatte wollen herrschen lassen!
[3.17.15] Nun hat die Satana geredet und hat nicht Lüge, sondern Wahrheit ausgesagt. Darum nehme ihr, Du, Herr, die große Macht, auf dass sie Dir nicht mehr widerstreben kann, um von Dir darum stets ärger und ärger gezüchtigt zu werden!
[3.17.16] Gebe mir eine neue Frist, und ich will mich zu Dir kehren binnen der Frist!
[3.17.17] Wenn mich aber meine große Eifersucht gegen Dich wieder ergrimmen machen sollte, da Du Dein Herz völlig zu den Neugeschaffenen wendest, und ich sie darum verfolgen müsste, da nehme mir aber dann gar alle Macht, und verwerfe mich auf ewig, oder tue mit mir, was Du willst!
[3.17.18] Hänge mich zwischen Himmel und Erde auf, auf dass mich mein Zorn verzehren solle im Angesicht aller Deiner Herrlichkeit und aller derer, die Du liebst, und die Dich lieben dürfen und können! Dein Wille.“
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