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278. Der fremde Mann mit Pura, Naëme und Ghemela auf dem Platz der Begattung

Am 22. März 1843

[2.278.1] Da aber der Mann die beiden eingeholt hatte, und das noch eine ziemliche Strecke früher, als es den zweien möglich gewesen wäre, die Gesellschaft der anderen Weiber zu erreichen und sich dann mit denselben in die Hütte Uranions zu flüchten, so fingen diese an, um Hilfe zu rufen.

[2.278.2] Aber der Mann sagte zu ihnen: „Hört mich an, ihr beiden, du, Naëme, und du, Pura!

[2.278.3] Ich sage euch wahrlich und getreu, dass ihr euch vor mir nicht also fürchten sollt; denn nicht irgendetwas Schlimmes habe ich mit euch vor, sondern nur etwas überaus Gutes, nur etwas, das euch im höchsten Grad frommen wird!

[2.278.4] Daher geht nun ganz furchtlos mit mir gegen die Hütte der Purista hin, und dort, etwa dreißig Schritte vor der Hütte, wo da steht in der Mitte eines kleinen Rasenhügels eine schöne Zeder, wollen wir uns miteinander von gar herrlichen und wichtigen Dingen unterhalten!“

[2.278.5] Als die beiden solches vernommen hatten von dem Mann, da ward es ihnen leichter ums Herz, und die Pura bekam so viel Mut, dass sie es wagte, den Mann zu fragen, wer und woher er denn sei, dass er wisse ihre Namen und wolle ihnen Gutes nur tun, da sie sich im Gegenteil doch unmöglich entsinnen könnten, ihn je ihrerseits irgendwo, weder in der Tiefe noch in der Höhe, gesehen zu haben.

[2.278.6] Der Mann aber sagte darauf zu ihnen: „Meine geliebten Töchter eines überaus guten Vaters, ist denn das in der jetzigen schon sehr volkreichen Zeit etwas Wunderbares?!

[2.278.7] Seht, ihr seid auf der Vollhöhe der Hauptstammväter zu Hause, und diese werden ja alle samt und sämtlich von allen Bewohnern der Höhe gar wohl gekannt; somit werdet auch ihr gekannt, da ihr, wie schon gesagt, bei den Hauptstammvätern zu Hause seid! Wenn ich euch sonach auch gar wohl erkenne, was Wunders ist da wohl?

[2.278.8] Woher und wer ich aber bin, solches werdet ihr doch auch gar wohl ohne vieles Nachdenken erraten können! Denn fürs Erste habt ihr mich vom Mittag herkommen gesehen und da ist ja das Woher schon von selbst beantwortet; denn woher ich komme, von daher bin ich auch.

[2.278.9] So ihr in mir doch sicher einen Menschen und durchaus keinen Vogel oder ein anderes Getier erschaut, da wird das ‚Wer ich sei‘ doch noch klarer vor euch stehen denn das Woher!

[2.278.10] Daher fragt mich nicht mehr um Dinge, die euch, insoweit es vorderhand nottut, von selbst doch gar gewaltigst in die Augen springen, sondern begebt euch dafür lieber alsbald mit mir auf den vorbestimmten Platz! Dort werde ich alles klärlichst dartun, wie sich’s nun mit der Tiefe verhält; denn ich war Zeuge vom Anfang bis zum Ende von allem, was sich in der Zeit in der Tiefe zugetragen hatte, und weiß sogar bestimmt, was sich heute in der Tiefe zuträgt.

[2.278.11] Daher also geht mit mir, damit ihr zu eurem großen Trost solches alles ehedem erfahrt denn alle die anderen in der Hütte der Purista; denn ihr habt für die Errettung der Tiefe vor dem Untergang meines Wissens doch ja auch in dieser Zeit am meisten und am lebendigsten zu Gott Tag und Nacht gefleht! Darum ist solches auch billig, und also folgt mir!“

[2.278.12] Auf solche Zusicherungen kehrten die beiden sich alsbald nach dem Willen des Mannes und gingen dann ohne weitere Furcht auch alsbald mit ihm auf den vorbestimmten Platz.

[2.278.13] Es wussten aber die beiden nicht, dass dieser Platz ein geheiligter war, den kein weibliches Wesen betreten durfte; daher geschah es denn auch, als die anderen Weiber von der Hütte des Uranion her solches bemerkten, dass sich die zwei gar mit einem fremden Mann auf diesen geheiligten Platz begaben, dass sie hinzuliefen und ihnen gar ängstlich solches anzeigten. Selbst die Ghemela rief die beiden ängstlich zurück.

[2.278.14] Der Mann aber fragte die Weiber und ganz besonders die Ghemela: „Was soll’s denn da mit diesem Platze? Ist nicht die ganze Erde von Gott erschaffen und somit allenthalben gleich geheiligt?

[2.278.15] Ist euch Weibern nicht gestattet, wegen der Heiligkeit dieser Stelle eben diese Stelle zu betreten, da könnt ihr wohl alsbald von der ganzen Erde abziehen, denn weniger heilig ist kein Platz auf ihr – denn dieser da!

[2.278.16] Ihr habt es aber ja selbst im freilich wohl etwas töricht gesetzlichen Gebrauch, dass ihr euch eben unter dem Baum vor dem Aufgang der Sonne begatten dürft, und das also zwar, dass in dieser Morgengegend eine anderortige Begattung als eine Sünde erklärt wird!

[2.278.17] Wenn ihr aber mit der fleischlichen Begierde diesen Platz nicht zu verunreinigen wähnt, so werden ihn wohl diese zwei mit ihrer reinen geistigen Begierde in Gott noch umso weniger verunreinigen!

[2.278.18] Zieht euch daher nur wieder zurück; denn ich werde mit meinen beiden Geliebten nicht weichen von diesem Platz! – Dir, Ghemela, aber sei’s gestattet, auch zu uns heraufzukommen; denn ich kenne dich, dass du in deiner Liebe getreu bist!“

[2.278.19] Die Ghemela aber antwortete dem Mann: „Was verlangst du von mir? Weißt du denn nicht, dass mich der Herr dem Lamech angebunden hat, und dass mein Herz in dem Herrn zu verbleiben hat allzeit und ewig?!“

[2.278.20] Der Mann aber sprach zu ihr: „Eben, weil ich solches gar wohl weiß, darum rufe ich dich zu mir herauf! Es steht aber nun, wie allezeit, bei dir, diesem Ruf zu folgen, oder nicht zu folgen! Willst du, so komme, und willst du nicht, da kehre mit den anderen wieder zur Hütte Uranions alsbald zurück!“

[2.278.21] Die Ghemela aber sagte darauf zum Mann: „Guter, weiser Mann, deine Stimme zieht mich gar gewaltig zu dir hinan; so du mich beim Lamech entschuldigen möchtest und könntest, da möchte ich ja wohl auch zu dir mich begeben!“

[2.278.22] Der Mann aber erwiderte der Ghemela, sagend: „Nicht ich, sondern der Lamech, dein Mann, wird dich selbst entschuldigen, und das bei mir! Daher tue, was dir gut dünkt!“

[2.278.23] Hier entriss sich die Ghemela den anderen Weibern und eilte zum Mann und den zweien hinauf und setzte sich gleich zu den Füßen des Mannes und bewunderte alsbald die erschaute Reinheit derselben.

[2.278.24] Die unten stehenden Weiber aber schmollten ganz gewaltig über die Dreistigkeit des Mannes sowohl, als auch ganz besonders über die der nun drei weiblichen Wesen.

[2.278.25] Und des Uranions Weib schrie laut und sagte: „Aber gerade heute muss uns solch eine unerhörte Schande begegnen, da eben in der Hütte der Herr erwartet wird! Was werden nur die Väter dazu sagen, wenn sie solcher Schande ansichtig werden!? Drei Weiber, und das die schönsten noch obendrauf, mit einem Mann von starkem Aussehen am hellen Tag auf dem Ort der Zeugung! O Schande, Schande, Schande!“

[2.278.26] Der Mann aber sprach: „Ja, wohl eine große Schande, – aber nicht über mich, sondern über eure große Torheit! Geht aber nun und schweigt, sonst werde ich euch wohl den Mund zu binden wissen!“

[2.278.27] Hier verstummten die Weiber, und der Mann fing an, den dreien alles kundzugeben, was sich in der Tiefe alles zugetragen hatte, und wie es nun mit der Tiefe stehe.

[2.278.28] Als aber solches die drei vernommen hatten in überzeugender Klarheit, da fingen sie laut zu jauchzen an und lobten und priesen Gott für solche große Erbarmung.

[2.278.29] Die anderen Weiber aber meinten, der Mann habe eine Sache mit den dreien; daher liefen sie vor die Hütte der Purista und schrien zu den Männern, was draußen geschehen.

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