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264. Der Zweifler Terhad gerät in große Furcht vor dem Herrn

Am 2. März 1843

[2.264.1] Nach diesen Worten bedachte sich der Hauptredner nicht lange mehr und nahm den armen Mann im vollen Maße als den Herrn Himmels und der Erde in sich auf.

[2.264.2] Aber nun fing ihn an etwas anderes zu bedrücken, und er wandte sich darob bald an den Freund wieder und sprach zu ihm:

[2.264.3] „Höre, du mein überaus lieber Freund und Bruder! Ich habe nun, deine Worte reifer und tiefer erwägend in mir, nicht nur die Möglichkeit, sondern die volle Wirklichkeit gefunden, dass jener Mann im Ernst das allerhöchste göttliche Wesen in Sich Selbst ist, und es bedarf demnach solches keines Beweises mehr, da es mir nun mein Herz selbst untrüglich laut verkündet.

[2.264.4] Aber etwas ganz anderes steigt nun in mir auf, und dieses ist um vieles ärger denn all meine früheren Zweifel.

[2.264.5] Du siehst mich nun wohl sehr groß an und forschst in meinen Augen und auf meiner Stirne, um zu erfahren, was in mir solches doch sein möchte. Ich sage dir, tue das nicht; denn ich will es dir ja eben eines guten Rates willen kundgeben.

[2.264.6] Siehe, es ist eine ganz entsetzliche Furcht, der etwas Ähnliches ich in meinem ganzen Leben nicht empfunden habe!

[2.264.7] Du aber sagtest in gar dringlichen Worten zu mir, dass ich hineilen solle und solle mich hinwerfen zu Seinen Füßen und solle Ihn dort anbeten; wie aber kann ich nun solches tun, da die zu übermäßige Furcht vor der zu endlos großen göttlichen Erhabenheit mir alle Glieder lähmt?!

[2.264.8] Rate mir demnach, rate, was ich tun soll!

[2.264.9] Ich möchte ja hinfliehen, wenn es mir möglich wäre, aber es ist mir solches ja ganz rein unmöglich! In meinem bebenden Herzen bin ich wohl nun ganz völligst bei Ihm; aber eben dieses schreckliche Bei-Ihm-Sein lähmt mir alle meine Kraft!“

[2.264.10] Hier erhob Sich der Herr und ging schnurgerade auf unseren Hauptredner los.

[2.264.11] Da aber dieser solches bemerkte, wollte er fliehen. Aber sein Freund fasste ihn am Arm und sagte zu ihm:

[2.264.12] „Bruder, aber bedenke, was du tun willst! Wohin willst denn du wohl fliehen und wo dich verbergen vor Gott?! Siehe, der Herr kommt dir schon an den Leib; was willst du tun?!“

[2.264.13] Hier ward unser Redner ganz wie besinnungslos und fiel alsobald wie tot auf den Boden nieder.

[2.264.14] Als aber der Herr vollends zu ihm kam, rührte Er ihn an und sagte zu ihm: „Terhad! Ich sage dir, erhebe dich, und sei nicht tot, sondern lebendig!“

[2.264.15] Alsobald erhob sich der Terhad und starrte den Herrn, noch ganz entsetzlich erschrocken aussehend, an.

[2.264.16] Der Herr sah ihn mild und freundlichst an und sagte zu ihm: „Terhad, du hast ja immer ein Zeichen haben wollen, auf dass du auch glauben möchtest, was alle die anderen glauben!

[2.264.17] Ich sagte es Selbst zu dir, so Ich dir oder jemand anderem oder einem ganzen Volk Zeichen Meiner Gegenwart geben werde, dann ist ein Gericht über sie ergangen, das da in sich hat den Tod.

[2.264.18] Wer Mich aber erkennt im Herzen, der hat Mich frei erkannt und dadurch in sich gefunden das wahre, ewige Leben, und der Tod wird ihm ferne sein ewig.

[2.264.19] Siehe, also war der Sinn Meiner Rede; allein dir genügte solche Rede nicht, sondern du wolltest Mich mit deinem Verstand zuvor – denn mit deiner Liebe erfassen.

[2.264.20] Ich ließ es denn auch zu und redete zu dir verstandesmäßig durch den Mund deines Bruders, auf dass es dir einleuchtend würde, dass Ich im Ernst das bin, was Lamech am Thron von Mir verkündigt hatte.

[2.264.21] Du erfasstest Mich denn dadurch in deinem Verstand und fülltest denselben stets mehr und mehr mit Meiner urewigsten Göttlichkeit aus.

[2.264.22] Durch die Ausdehnung deines Verstandes mit Mir aber vergaßt du dein Herz; dieses schrumpfte darob ein, und als du Mich in dein Herz aufnehmen wolltest, da entsetzte sich dieses vor Meiner Größe in deinem Verstand und ward erdrückt von Meiner Last in dir, und du bebtest vor Furcht und fielst bei Meiner Annäherung wie tot darnieder.

[2.264.23] Und siehe, das war dir denn auch ein Zeichen, dass Ich Der bin, als den du Mich im alleinigen Herzen um vieles leichter und bequemer gefunden hättest, ohne dabei nötig gehabt zu haben, ein wenig das Gericht zu verkosten.

[2.264.24] Doch da du Mich nun erkannt hast, so erfasse Mich nun denn auch mit deinem Herzen, und sei ein getreuer Wächter Meines Heiligtums, das Ich euch gegeben habe!

[2.264.25] Und nun sei heiter und fröhlich, denn Ich, dein Vater, habe dir nun solches geoffenbart.

[2.264.26] Liebe Mich, so wirst du es nie nötig haben, Mich zu fürchten; denn Ich bin euch allen nur ein Retter, aber ewig kein Verderber. Also sei nun heiter und froh! Amen.“

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