Am 24. Februar 1843
[2.260.1] Nach dieser Rede begab sich die Gesellschaft allehrerbietigst wieder an ihre früheren Plätze zurück.
[2.260.2] Der ehemalige Hauptredner aber begab sich dafür zum Herrn hin und sprach zu Ihm: „Siehe, ich bin hier vor dir, wie du mich hast durch meine Brüder berufen lassen; doch weiß ich kaum, warum du mich berufen hast!
[2.260.3] Ich will aber dennoch reden vor dir und will dir zeigen, was es ist, das mich abhält zu glauben, was nun meiner Bemerkung nach alle meine Freunde, Brüder und Schwestern glauben und sind darob auch sichtbar seligst zufolge des Glaubens an deine unmittelbare Göttlichkeit.
[2.260.4] Du bist doch also endlich und begrenzt, wie ich es bin, und kannst mit deiner Hand natürlicherweise sicher nicht weiter greifen als ich und kannst auch mit deinen Füßen sicher keinen weiteren Sprung tun als ich mit den meinen.
[2.260.5] Solches kannst weder du, noch jemand anderer mir streitig machen. Dazu bist du hier ganz gegenwärtig, und es fehlt an dir kein Teil deines Leibes und so auch sicher nicht deines Geistes.
[2.260.6] Ich will aber damit nicht etwa dadurch behaupten, als seiest du nicht das, als was dich der König oder nun der Führer (Fürst) Lamech bezeichnet hatte, und du nun überaus weise von dir selbst ausgesagt hast; aber nur möchte ich denn nun erfahren, wer denn so ganz eigentlich nun die ganze Schöpfung erhält, trägt und führt! Wer belebt das endlos große Erdreich, wer erzeugt die Winde, wer hält nun das endlos große Meer in seinen Schranken, wer schiebt nun die Fluten der Ströme vorwärts, wer unterstützt das natürliche Feuer der Berge, wer reift nun wohl die Saaten, und wer bewacht nun das Leben aller Wesen, während du, wie gesagt, dich nun ungeteilt unter uns befindest?
[2.260.7] Siehe, das ist für einen denkenden Menschen eine Frage von der größten Wichtigkeit; bevor diese nicht völlig berichtigt wird in mir, kann ich’s immerhin nicht völlig annehmen, dass du im Ernst und zugleich in aller Fülle der Macht und Kraft der alleinige ewige Gott und Schöpfer und Erhalter aller Dinge bist.
[2.260.8] Es ist wahr, die Liebe des Herzens kann solches wohl tun, gleichwie es tun die Kinder, da sie unbezweifelt für wahr halten, dass die für sie sorgenden Menschen ihre Eltern sind. Aber ist dadurch der Satz auch schon ganz allgemein richtig?
[2.260.9] Ich sage: Nein! Denn man gebe nur den Säugling aus dem Hause hübsch weit weg in die Fremde, und zeige sich dann nach zwanzig Jahren ihm als der rechte Vater; und man wird sich als Vater gar bald überzeugen, dass es mit der alleinigen Liebe etwas schwer halten wird, um dadurch dem Sohn die Vaterschaft zu erweisen, sondern man wird da müssen zu anderen Beweismitteln seine Zuflucht nehmen, durch welche der Sohn verstandesmäßig überzeugt wird, dass der sich ihm als Vater ankündigende Vater im Ernst sein wahrhaftiger Vater ist.
[2.260.10] Ist solches geschehen, so wird die Liebe im Sohn schon ohnehin den ersten Gefühls- und Lebensplatz gegen den Vater einnehmen; solange solches aber nicht geschieht, kann es dem Sohn abgeraten werden, den Vater eher als solchen zu lieben, bevor er ihn als solchen noch verstandesmäßig erkannt hatte?
[2.260.11] Wahrlich wahr, es müsste dem Vater alle Einsicht völlig mangeln, so er das im Ernst verlangte von seinem Sohn!
[2.260.12] Siehe, du verlangst aber nun dasselbe von uns, und also auch von mir! Wie ist aber das mit deiner sonstigen Weisheit zu vereinbaren?
[2.260.13] Es glauben nun bis auf mich freilich wohl alle, dass du vollkommen wahrhaftig Gott bist von Ewigkeit; aber siehe, das ist ein schwacher Glaube, den nur des Lamech und deine eigene weise Beredung zuwege gebracht hatte, und wird daher auch so leicht wieder verrauchen, wie er entstanden ist, und das Volk wird bald wieder in großer Finsternis wandeln und wird sich Gottes Gericht über den Hals ziehen.
[2.260.14] Denn so diese eingeredete Liebe gar leicht und gar bald erkalten wird, da wird auch der schwache Glaube mit zugrunde gehen.
[2.260.15] Wenn wir aber durch unser Verständnis dich erkennen mögen – und das natürlich ganz unbezweifelt also, als wir einsehen, dass da eins und eins zwei sind –, so wird sich die Liebe von selbst geben und wird sich fortan unvergänglich erhalten müssen so wie die unumstößlich wahre Grundrechnung, und Gott wird nie vonnöten haben, Seine Völker zu richten, sondern sie nur stets zu beglücken.
[2.260.16] Beantworte mir daher meine Frage, und ich will dir ungezweifelt glauben; beantwortest du sie mir aber nicht, so bleibe ich, wie ich bin, und bleibe beim Gott Faraks.“
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