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253. Die Ansichten verschiedener Gäste zu dem geheimnisvollen Armen

Am 14. Februar 1843

[2.253.1] Nach dieser Rede des Vaters setzte sich alles ehrfurchtsvoll zu Tische und aß und trank. Aber es getraute sich am Tisch niemand, etwas zu reden; denn des Vaters endlose Weisheit, die Er gegen den Henoch ausgesprochen hatte, hatte einem jeden den Mut dazu benommen.

[2.253.2] Aber unter den übrigen Gästen ging es so ziemlich gesprächig zu. Einige konnten die Veränderung beim Lamech nicht begreifen und besprachen sich daher über diese Erscheinung, konnten aber eben nicht viel Ersprießliches herausbringen, denn sie wussten zuallermeist gar nicht, was sich mit dem Lamech in dieser kurzen Zeit alles zugetragen hatte.

[2.253.3] Den unserer Hauptgesellschaft sich zunächst Befindlichen aber fiel der Arme und Seine große Weisheit auf, und sie wussten ebenfalls nicht, was sie aus Ihm machen sollten.

[2.253.4] Einige wispelten sich zu: „Das muss ein Seher sein!“

[2.253.5] Andere wieder sagten: „Das ist doch sicher ein Schlangenbanner; denn also sollen ja die aussehen, denen die Schlangen und Nattern gehorchen!“

[2.253.6] Und wieder andere bemerkten dagegen: „Wenn das ein solcher wäre, da müsste er ja einen Zauberstab haben und müsste dazu haben ganz geheime Zeichen! Wir meinen daher, dass er ein weiser Sterndeuter ist. Solches leuchtet auch zumeist aus dem heraus, dass er von allen ein Vater genannt wird; denn mit solcher Benennung ehrt man ja gewöhnlich einen solchen Weisen.“

[2.253.7] Wieder ein anderer bemerkte dagegen und sagte: „Da bin ich durchaus nicht eurer Meinung! Ich werde mich kaum irren; denn ich habe ein scharfes Gesicht und getraue mir daher ganz fest zu behaupten, dass eben dieser Arme niemand anderer ist als nun verkleidet derjenige herrliche Mann, der heute um die Tagesmitte an der Seite der greisen Weisen aus der Höhe sich befand, als der Lamech die mit dem Namen des Gottes Faraks bezeichnete Tafel hinaustrug in den Tempel. Die Züge sind auf ein Haar dieselben; nur werden sie durch die überaus dürftige Kleidung bedeutend entstellt.“

[2.253.8] Ein anderer fand auch dasselbe; nur konnte er dazu nicht einsehen, wozu sich jener herrliche Mann also verkleidet hätte, indem dazu doch kein Grund auszumitteln ist.

[2.253.9] Noch ein anderer bemerkte: „Wenn er derjenige ist, was mir auch zu sein scheint, so muss er sich nur etwa der Überraschung wegen also gekleidet haben, denn er ward überaus geliebt von Lamech und soll sich im Tempel heimlich davongemacht haben, wie ich es so im Vorübergehen vernommen habe, – denn es soll darob ja ein förmlicher Aufstand gewesen sein; um aber nun den Lamech und die anderen umso mehr zu überraschen, hat er sich also verkleidet.“

[2.253.10] Ein anderer aber bemerkte wieder dagegen und sagte: „Das wäre alles recht, aber ich kann es nur immer nicht begreifen, warum sie, die viel Älteren, ihn denn beständig Vater nennen! Denn eine Auszeichnung kann das doch nicht sein, darum er ein Weiser ist; denn da müssten die anderen Weisen aus der Höhe ja auch diesen Ehrennamen führen! Es müsste denn nur sein Name sein, sonst könnte ich es mir wahrhaftig nicht erklären!“

[2.253.11] Einer aber, der dem Redenden sich zunächst befand, sagte zu ihm: „Es wäre alles recht, was du meinst; aber nur einen Umstand habe ich dabei bemerkt, und dieser ist außerordentlich wichtig! Hast du denn nicht gesehen, wie ehedem die ganze erhabene Gesellschaft vor ihm niederfiel und hat vor ihm geweint und hat ihn ja förmlich angebetet?!

[2.253.12] Wenn er bloß nur ein großer Weiser wäre, etwa wie es dereinst der große Lehrer Farak war, und wie die großen und sogar wundermächtigen Weisen aus der Höhe es sind, da würden sie samt dem Lamech nicht solches tun!

[2.253.13] Es muss also ganz etwas außerordentlich Besonderes hinter diesem Mann stecken! Worin aber solches bestehen möchte, das herauszubringen, wird für uns zwei wohl überaus schwer werden.

[2.253.14] Daher seien wir hübsch stille und ruhig und wollen nicht blasen dahin, da es uns nicht brennt; greifen wir dafür lieber nach den Früchten! Verstehst du mich?!“

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