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250. Gottes Armut und Reichtum

Am 9. Februar 1843

[2.250.1] Diese Worte des Armen drangen wie tausend Blitze durch die Herzen aller Anwesenden. Selbst der Henoch war nicht gefasst auf diese Erscheinung, darum er auch schon früher weise dem Lamech des Herrn Wohlgefallen aus der wunderbaren Fruchterscheinung bezeugte.

[2.250.2] Darum auch wandte sich der Henoch selbst alsobald an den Armen und sagte zu Ihm: „Wenn ich mein Herz frage, so sagt es mir wohl ganz geheim: ‚Du bist es!‘ –, aber wenn ich dann in des Geistes Auge blicke aus des Herzens Tiefe, so mag ich es allda nicht entdecken, wie der allmächtige, heilige Vater, Gott, der Schöpfer aller Dinge, auch ein Armer sein kann! Darum bitte ich Dich darüber um ein Wort, auf dass ich Dich erkennen möchte!“

[2.250.3] Der Arme aber sah den Henoch nur an; und da der Henoch das Auge des Armen sah, eilte er hin zu Ihm und sagte: „Ja, ja! Du bist es! Du, guter Vater Du, Du bist es wahrlich; denn solche Milde, solche Sanftmut, solche Liebe, solche Treue und dabei doch eine solch göttliche Erhabenheit strahlt aus keines Menschen Auge!“

[2.250.4] Nach solchem Ausruf erst begann der Vater in der Gestalt des Armen folgende Worte an unsere Gesellschaft zu richten und sagte wie zum Henoch:

[2.250.5] „Henoch, und auch du, Lamech, hört! Was euch der Arme sagt, das behaltet tiefst! Wenn der Arme zu dir kommt, und du nimmst ihn auf in Meinem Namen, so hast du Mich aufgenommen.

[2.250.6] Du sagst: ‚Wie ist solches möglich? Dir, o Gott, ist ja nur das Erhabene, das Mächtige, das Kräftige verwandt!‘

[2.250.7] Ich sage aber: Wahrlich, wahrlich, du kannst Mich weder in Meiner Erhabenheit, noch in Meiner Macht und Kraft ewig je erkennen, wohl aber in Meiner Erbarmung und wahrhaftigsten Vaterliebe!

[2.250.8] Die Liebe aber zieht alles an sich und will alles im engsten Kreis um sich versammeln! Und siehe, solches tut der Vater!

[2.250.9] Wenn du aber alles willst nach Meiner Göttlichkeit bemessen, so liebst du den Vater nicht, sondern willst dich nur der Gottheit nahen, welche unendlich ist in Ihrem Wesen, zerstreust dich dadurch und tötest dich am Ende!

[2.250.10] Begreife aber ferner die Tiefe des Geistes Gottes! Du bist ein geschaffener Mensch; als solcher bestehst du aus einem Leib und aus einer lebendigen Seele, in welcher da wohnt der Geist der Liebe.

[2.250.11] Aus der Gottheit ist dein Leib; sein Gesetz ist ein unabänderliches Muss, nämlich – sein also, und anders nicht sein! Du kannst tun, was du willst, und du kannst die Form nicht ändern!

[2.250.12] Da aber dein Leib ein Werk der unwandelbaren göttlichen Macht ist, also bestehend aus dem allmächtigen Muss aus Gott, darum ist er auch sterblich und zerstörbar.

[2.250.13] Du fragst: ‚Wie ist solches möglich?‘ – Siehe, weil in Gott die endloseste Freiheit waltet und Er somit nimmer ein Muss halten kann!

[2.250.14] Wäre Gott allein Gott, so wäre ewig nie etwas erschaffen worden, sondern alles wäre noch ein nur für Ihn schaubarer ewiger unendlicher Gedanke; aber kein Wesen erfreuete sich des freien Daseins in Gott!

[2.250.15] Gott aber ist nicht allein Gott in und aus Sich, sondern Er ist Gott aus der Liebe in Sich.

[2.250.16] Gott geht hervor aus Seiner Liebe, und die Unendlichkeit ist Sein Wesen; dieses Wesen aber kehrt allzeit wieder in Seine Liebe zurück und sättigt Sich da mit der unendlichen Kraft und Macht.

[2.250.17] Nun höre weiter! Deine Seele ist gezeugt vom Vater, welcher ist die ewige Liebe in Gott.

[2.250.18] Wie aber diese Liebe das eigentliche Grundwesen in Gott ist, also ist auch demnach diese Seele ein Grundwesen deines Seins und ist ein Aufnahmegefäß fürs ewige Leben, und es kann in ihr alles zum ewigen Leben verkehrt werden, auch der Leib, welcher ist ein Werk oder ein Tempel des Geistes Gottes durch das göttliche Muss.

[2.250.19] Du fragst: ‚Warum durch ein Muss?‘ – Siehe, solange du einen Stein in deiner Hand hältst, so lange auch befindet er sich in deiner freien Gewalt, und du kannst mit ihm tun, was du willst!

[2.250.20] So du aber einmal den Stein von dir geschleudert hast, so hast du ihn zwar deiner Willkür entbunden, aber dennoch muss da der Stein nach der Richtung hinfliegen, welche du ihm mit der Macht deiner Hand gabst, und du magst aber dem freigewordenen Stein während seines Fluges demnach kein Richter mehr sein.

[2.250.21] Wenn aber der Stein wieder zurückfällt, da er für sich keine Kraft hat, so kannst du ihn wieder richten nach deiner Willkür.

[2.250.22] Wer nun Ohren hat, der höre! Siehe, der Vater hat als die ewig unendlich große Liebe in Gott oder in Seiner Auswirkung alles von Sich gegeben!

[2.250.23] Durch die große Wurfschleuder Seiner unendlichen Macht hat Er mit allen Seinen endlos großen Gedanken alle Unendlichkeit ewighin erfüllt. Er behielt nichts für Sich, sondern alles, das Er hatte, gab Er her.

[2.250.24] Also ist der Vater in Sich arm, und die Armut ist nun Seine Liebe; Sein Reichtum aber ist nun die freie Liebe und Sein alleiniges ewiges Leben, in dem allein alle Macht und Kraft daheim ist.

[2.250.25] Diese Armut aber ist nun des Vaters größte Seligkeit, indem Er nun wieder alles zu Sich zurückkehren sieht und Er alles wieder, endlos vervollkommnet, in Seiner Liebe ergreifen kann.

[2.250.26] Siehe, – Sonne, Mond und alle Sterne, kurz alles, was du erschauen und ergreifen kannst, entspricht demnach Meiner Gottheit oder Meiner Macht! Mein Muss bindet es.

[2.250.27] Aber es kann nicht also bleiben, wie es ist; denn alles ist da des Vaters wegen, damit Er Sich bereichere ewig, ewig, weil Er wollte aus Sich arm sein auf eine Zeit.

[2.250.28] Also seid auch ihr aus euch heraus Meine getreuen Ebenmaße. Seid wahrhaftig Meine Kinder! Gebt, Mir gleich, alles her, macht frei eure Liebe und euer Leben aus Mir, so werdet ihr mit Mir reich werden ewig, ewig! Werdet arm, damit ihr reich werden mögt! Amen.“

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