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175. Ein Gesicht – Am 2. März 1849 [Worte des Worts 1912]

Jakob Lorber sah am 28. Februar 1849 abends gegen 1/2 10 Uhr im Gasthaus zum römischen König zwei auf einem leeren Tisch freundlich nebeneinanderstehende und bald darauf wie nach einer gegen Norden führenden Gasse wandelnde Kälber, wovon das linke lichtblau und das voraneilende rechte kanariengelb aussah. Beide Tiere schwenkten sehr emsig ihre Schweife hin und her. Diese Vision währte eine Minute lang.

  1. So schreibe, aber nicht viel, denn es liegt auch an der ganzen Erscheinung nicht viel.
  2. Das blaue Kalb bedeutet die wahre Religion, die da beständig ist und gemessenen Schrittes vorwärtsschreitet, daher auch stets etwas hinter dem gelben Kalb sich zeigt, das die frühere politische Staatsreligion darstellt. Dass das gelbe Kalb nun mit dem blauen einhergeht, ist ein gutes Zeichen, denn es besagt die Duldsamkeit für die echte Religion, die früher der Staatsreligion nicht eigen war. Aber es kann sein inneres Streben nach einem gewissen Vorrang dennoch nicht ganz verbergen, daher ein Anflug von Eifersucht noch immer durch das duldsame Weiß sticht, und so auch durch das Voreilen sich nur zu leicht kennbar kundgibt, dass die frühere Staatskirche nur zu gern noch immer die erste und vorderste sein möchte.
  3. Aber das tut nun nichts zur Sache, da beide Religionen am Ende doch einen und denselben Weg einschlagen, und zwar eine gewisse Straße nach Norden, was so viel besagt als den rechten Weg des Fleisches durch die Probe der Freiheit in dem wahren Kleid der Demut wandeln; denn der Norden stellt die Welt dar und zwar in der Sphäre ihrer sie prüfenden Demütigung.
  4. Wer diesen Weg bis zu einem bestimmten Ziel durchmacht und dabei nicht verdrießlich und mürrisch wird, der wird sich dann auch gar bald rechts wenden können, wo der Weg gen Morgen sich wendet, aus welchem Grunde das gelbliche Kalb sich auch rechts gestellt hat, um dem blauen das bisschen von einem vermeintlichen Vorzug dadurch abzugewinnen, um desto eher sich am Ziel rechts gen Morgen wenden zu können.
  5. Aber das beirrt das blaue Kalb nicht, denn es weiß, dass es sich nach der Wende an der Seite des eigentlichen Morgen befinden wird, während das rechte Kalb an der mittägigen Seite fortwandeln wird. Die Munterkeit beider die irdische Religion darstellenden Tiere bezeichnet den guten Willen und den daraus bald hervorgehenden Frieden; denn bisher sind noch die meisten Volksaufstände und Kriege am Herd der Religionen ausgekocht worden, was aber in der Folge kaum mehr der Fall sein wird, so die Religionen wie die beiden Kälber wohlverträglich miteinander einhergehen werden.
  6. Das emsige Hin- und Herschwenken mit den Schweifen besagt das fleißige Von-sich-Schaffen allerlei weltlicher Versuchungen, die sich in der Geisterwelt wie Fliegen aller Art ausnehmen.
  7. Dass aber im Geisterreich auf dem Wege der Entsprechungen die Religion unter der Gestalt von Kälbern dargestellt wird, rührt daher, weil diese Tiere zugleich ein Symbol der Demut sind, durch die allein die wahre Religion bedingt werden kann. Also werde auch Ich Selbst unter dem Bild eines Lammes dargestellt, welches in sich die größte Demut anzeigt, deren nur Ich allein fähig bin; das Kalb aber stellt auch die Demut vor, aber nur also, wie die Menschen derselben fähig sein können.
  8. Verstehst du nun deine Vision? Ja, du verstehst sie nun; aber du wirst zu dieser ehestens eine andere hinzubekommen, die noch viel denkwürdiger sein wird als diese. Aber die werde Ich dir nicht eher erklären, als bis du selbst dich versucht haben wirst, sie dir zu enträtseln. Teile das aber auch allen unseren Freunden mit; es sei!

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