Am 3. Februar 1843
[2.245.1] Als alle die Vorbenannten nun vollends im Hause Lamechs anlangten, da fragte alsbald der Lamech den Henoch, ob es nicht an der Zeit wäre, ein Mahl zu sich zu nehmen.
[2.245.2] Und der Henoch erwiderte dem Lamech: „Bruder, du wünschst es in deiner Natur nach deiner alten Gewohnheit; also lasse es auch geschehen nach deinem Wunsch! Doch sei dabei unsertwegen nicht besorgt; denn wir empfinden noch das Bedürfnis eines Mahles nicht, indem wir noch übersättigt sind von der großen Liebe und Gnade des Herrn, die uns an diesem Tag so überschwänglich reichlich zuteilgeworden ist!
[2.245.3] Denn siehe, nicht allein vom irdischen Brot lebt der Mensch, sondern vielmehr vom Wort Gottes!
[2.245.4] So du aber isst das natürliche Brot und wirst dadurch gesättigt und genährt, da frage dich und sage: ‚Warum und wie hat mich denn das naturmäßige Brot oder überhaupt die naturmäßige Speise gesättigt und genährt?‘
[2.245.5] Und du wirst in dir allezeit die vollgültige Antwort bekommen: ‚Weil auch all die naturmäßige Leibeskost dem ewigen, allmächtigen Wort Gottes entstammt!‘
[2.245.6] Nun siehe, wenn dich schon das gefestete und hart gebannte Wort Gottes sättigt und nährt, um wie viel mehr wird solches das freie, ungebannte, lebendigste Wort, frisch aus dem Munde Gottes gehend, zu bewirken imstande sein!
[2.245.7] Wir selbst entstammen ja dem Wort Gottes, also kann es ja auch für uns ewig nichts Ernährenderes und Sättigenderes geben als eben nur das lebendige Wort Gottes!
[2.245.8] Also lebt der Mensch nicht allein vom Brot und aller anderen weltlichen Kost, sondern er lebt vielmehr von jeglichem Wort, das aus dem Munde Gottes entstammt!
[2.245.9] Es soll aber damit gar nicht gesagt werden, als solle der Mensch die natürliche Kost nicht genießen, da sie doch Gott darum erschaffen und sogar sichtbar dieselbe vor uns allen und mit uns gegessen hatte, aber nur zum Hauptbedürfnis soll sie uns nicht werden!
[2.245.10] Siehe, Lamech, auch solches gehört in die Ordnung der göttlichen Dinge!
[2.245.11] Ich sage dir aber, sei allezeit mäßig im Genuss der naturmäßigen Kost; denn in ihr liegt eine große Versuchung.
[2.245.12] Du kannst es mir vollends glauben, wenn wir das natürliche Brot essen und die Früchte des Erdbodens, so müssen wir dabei sehr behutsam sein, dass wir durch ihre grobe sinnliche Last nicht den unsterblichen Geist erdrücken!
[2.245.13] Denn solches magst du schon an den gefräßigen Kindern gar klar erschauen, wie sie eben durch ihre starke Gefräßigkeit sich verdummen und also dann zu nichts Geistigtüchtigem fähig sind; dagegen die stets mehr nüchternen Kinder gar bald feine Denker werden.
[2.245.14] Wie aber solches bei den Kindern ersichtlich der Fall ist, also ist es auch umso mehr der Fall bei dem erwachsenen Menschen, indem dieser ausgebildeter Leidenschaften fähig ist, die dem Kind noch fremd sind.
[2.245.15] Ich sage dir, lieber Bruder Lamech, in der naturmäßigen Kost nimmst du Naturmäßiges auf, und dieses wird in dir nicht vergeistigt, sondern es vernaturmäßigt nur deinen Geist; aber im Wort nimmst du Geistiges auf, und dieses sättigt, nährt und stärkt den Geist zum ewigen Leben.
[2.245.16] In der naturmäßigen Kost wird der Leib genährt und der Geist gedrückt und zum Fasten genötigt; aber durch die geistige Kost gewinnen beide: der Geist wird kräftig und mächtig und seine Sinne endlos scharf, und der Leib wird dann durch den Geist geschmeidig, genügsam, dauerhaft und wird kräftig erhalten wie ein gut gewebtes Kleid aus feinen, aber in sich desto zäheren und stärkeren Fäden.
[2.245.17] In der naturgemäßen Kost ruhen verdorbene Geister, und hat der Mensch deren zu viel in sich aufgenommen, so werden sie dann des eigenen Geistes Meister und untergraben seine Wesenheit gleich also, wie die argen Nagekäfer und Nagewürmer einen Baum untergraben, seine Wesenheit zerstören und ihn endlich wohl ganz zugrunde richten.
[2.245.18] Die geistige Kost aber ist dem Geist ein belebender Segen vom Himmel, unter welchem er gar bald zu einer kräftigen und wohlduftenden Blume des ewigen Lebens erblühen wird.
[2.245.19] Solches also, Bruder Lamech, solltest du auch allezeit beachten und dein Volk danach ziehen!
[2.245.20] Da du nun aber solches erfreulich und wohlwillig vernommen hast, also magst du denn auch für uns alle ein gerechtes Mahl richten lassen, aber mit Maß und Ziel! Amen.“
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