Schlüssel, mit der Geisterwelt in eine offenbarliche Korrespondenz treten zu können
Diktat von L. Haiela am 1. April 1858
Es ist bei uns nun auch eine förmliche Not darin eingetreten, sich in besonderen Fällen nur den Menschen dieser Erde zu ihrem Besten mitzuteilen; alles rennt wie hundertfach besessen mit allen Lebenskräften stets tiefer und tiefer und tiefer in die Welt hinein, so dass der gute Same, der auf gutes Erdreich fällt und hundertfältig Frucht bringen sollte, nun eine solche Seltenheit geworden ist; wie da die Erscheinung der großen Kometen.
Ja es gibt dir noch hie und da Menschen, die das im Licht aus unserem Reich Geoffenbarte mit großer Begierde annehmen, und sich eine Zeit lang daran höchlichst erquicken, wie bei der Lesung eines Romans; aber bald werden sie ins Weltgewühl hingerissen, und da erstickt dann all’ das Gute und Wahre, was sie je irgend vernommen haben, und sie erinnern sich kaum dann und wann mit größter Gleichgültigkeit dessen, was sie einst gar sehr erfreute und erbaute!
Nun, diese Menschen hätten bei nur einiger Tätigkeit nach dem Wort des Herrn in kurzer Zeit zu ihrem Nutz und Trost in eine offenbarliche Korrespondenz treten können; aber es lässt das in ihnen die Welt und die eitle nichtige Furcht vor ihr nicht zu, und so haben wir außer dir, sage in ganz Europa kaum hundert Menschen, mit denen wir, wenn schon nicht offen wie mit dir, aber dennoch oft durch allerlei Leitmittel in eine Besprechung treten können.
Daher sollen die wenigen hierortigen Freunde des Herrn das wohl sich recht zu Herzen nehmen, und die schon oft gegebenen Weisungen recht ernstlich benützen, wie sie wenigstens als Anfänger mit uns sich in eine Verbindung setzen können!
Geht es anfänglich auch aus ganz natürlichen Gründen oft noch so unscheinbar und wie effektlos her, so sollen sie aber dennoch die Geduld ja nicht verlieren; denn erst eine längere eifrige Übung macht ja erst den Meister. Ich will dir hier eine Regel geben, nach der ein jeder nur einigermaßen geistig geweckte Mensch zur stets helleren Korrespondenz mit uns treten kann. Die Regel lautet: Das erste unumgänglich Notwendigste ist auf jeden Fall eine besondere Aufmerksamkeit auf alles noch so kleinlich Scheinende, das sich irgend den Sinnen auf was immer für eine Art zur Wahrnehmung darbietet, das zweite wohlgemerkt und begriffen, heißt es sogleich, auf ein wie instinktmäßig ohne vorhergehender Verstandes-Gedanken-Konsultierung entstandenes Urteil eine besondere Aufmerksamkeit zu richten, und es sogleich aufzuzeichnen, ohne nachher gleich darüber mit aller Wucht von äußeren Verstandes-Reflexionen herzufallen, das oft Vernommene korrigieren und es nach diesweltlicher Art ordnen zu wollen.
Dafür komme das dritte Notwendige als dringend notwendig zur Beachtung. Man suche leicht zu findende Entsprechungen, die sich nahe ebenso wie die freien instinktartigen Urteile ins Gemüt ergießen werden, und löse durch sie die Urteile auf, und verbinde sie dann leicht in ein Ganzes; dann erst lege man sie unter das Urteil des äußeren Verstandes, und dieser wird es nur zu bald einsehen, dass eine derartige Wahrnehmung auf einem viel tieferen und geistigeren Boden gewachsen ist, denn alles, was er aus sich je Geistiges an das Tageslicht gefördert hatte.
In dem besteht die Vorübung; hat es jemand darin durch einigen Fleiß zu einiger Fertigkeit gebracht, da wird es dann leicht weiter gehen, und ein Mensch, so er recht ernstlich will, kann es in etlichen Jahren dahin bringen, dass er mit uns reinen Geistern ebenso umgehen und reden wird, als wie mit noch leiblichen Menschen auf der Erde; aber natürlich darf er sich von der Materie nicht fangen und in was immer irreleiten lassen. Durchaus wird ein jeder dann auch den Weg zum allerhöchsten Geist des Herrn finden, wie auch du nur durch die weisheitsvolle Leitung der dich oft besucht habenden Geister am Ende zum Geist des Herrn Selbst gelangt bist.
Diktat von L. Haiela am 14. April 1858 (Fortsetzung)
Ich habe jüngsthin gleich Anfangs die Bemerkung gemacht, dass eine besondere Aufmerksamkeit auf gar alles, selbst auf ein geringfügigstes und unbedeutsamstes Faktum, das sich nur irgendeinem Sinn darbietet, zu richten ist; und dann gleich ein instinktartiges Urteil darüber, dazu aber dann auch die Aufmerksamkeit darauf, ob dieses instinktartige Urteil mehr vom Gehirn oder mehr wie vom Herzen komme. Kommt es, was leicht zu merken ist, vom Gehirn, so ist darauf eben nicht ein besonderes Gewicht zu legen; kommt es aber vom Herzen, so ist es schon allzeit von Bedeutung.
Nun erst wird sich ein Antrieb von selbst aufdringen, das instinktartige vom Herzen kommende Urteil der Prüfung des diesseitigen natürlichen Verstandes zu unterziehen und durch Vergleichung mit etwa schon dagewesenen Ansichten anderer zu berichtigen, und so sie gut sind, auch festzuhalten, je nachdem offenbar auch die eigene oder eine fremde Ansicht als die richtigere vorkommt.
Nun aber kommt eine Hauptsache! Ideen, die sich der Seele von Zeit zu Zeit in den Stunden der Ruhe darbieten, und bei bewährten und gewandten Denkern den Anfang zu einer Reihe von Forschungen und Überlegungen bildeten, die ihnen ganz sicher nur von einem jenseitigen vollkommenen Geist zugeführt, und gleichsam in den Weg geworfen sind (insoweit sie nicht irgend von wo wie von Außen her stammen, von anderen Menschen herrühren, was manchmal allerdings etwas schwer zu unterscheiden ist, besonders so in einer früheren Zeit sehr häufige und sehr viele von daher stattgefunden haben und als solche dem Gedächtnis derart entschwunden sind, dass der Denker nicht mehr so recht weiß, ob er sie irgend einmal gelesen, oder von jemandem erzählen gehört habe), sind vor gar allem in eine vollends ganz geistig kritische Erwägung zu ziehen; denn das ist nun alles eins, ob in dem Falle ganz eigene oder fremde, es rührt da dann doch schon alles von einem jenseitigen Geist her, der, wenn auch alle Nebenumstände wie eine Hülse der Seele entfallen sind, den Kern und den wahren Sinn in seinem unvertilgbaren Gedächtnis festgehalten hat, und es dann einer Seele zur sicher rechtesten Zeit vergegenwärtigt. Denn wir Geister haben nicht ein so kurzes Gedächtnis, wie die Menschen auf dieser Erde. Es ist darum sehr darauf zu sehen und zu achten, wenn dem Menschen oft plötzlich Facta aus seiner frühesten Jugend, als Geschichten im Elternhaus, aus der Schule, ja sogar gehabte Träume aufstoßen, auf die die Seele schon lange vergessen hatte; da ist allzeit ein jenseitiger Geist, der solches getan hat.
Was aber hast du nun darauf zu tun, um dich darüber mit einem jenseitigen Geist in eine überaus und sicher stets höchst belehrende Korrespondenz zu setzen? Richte sogleich eine Frage in deinem Herzen an den sicher dir höchst gegenwärtigen jenseitigen Geist etwa also: „Unsterblicher Freund und Bruder im Herrn! Zeige mir in meinem Herzen an, was du mir damit hast sagen oder andeuten wollen?“ – und ich stehe dir dafür, dass der Geist dir im Moment die Antwort, wenn anfangs auch sehr gedrängt ins Herz legen wird. Man kann sich sogar um den Namen des Geistes erkundigen, und auch der wird einem nicht verschwiegen bleiben. Aber man nehme stets den ersten, weil ein zweiter schon leicht eine Fiktion der eigenen Seele durchs Gehirn und somit nicht mehr richtig ist. Die Klarheit, Bündigkeit und Gediegenheit aber stellt sich eben dadurch stets wahrnehmbarer und ersichtlicher hervor, wenn der jedem Menschen höchst eigene Geist durch die tatsächliche Beobachtung der Lebenslehre des Herrn von Seiten der alleinigen Seele eben mit der höchst eigenen Seele in eine stets innigere Verbindung tritt, und teils aber dann auch durch eine recht emsige und unverdrossene Übung, durch die der eigene jenseitige reine Urgeist aus Gott dem Herrn als ein Strahl aus dem Gottesherzen dann auch stets mehr und mehr in die Seele einfließen und sie stets heller und wahrhaft lebendiger machen muss, so lange hin, bis endlich ein jeder Funke von einem Todesgefühl in ihr erlischt. Ist das einmal bei einem Menschen erfolgt, so ist die Seele schon völlig eins mit ihrem ewigen jenseitigen Geist aus Gott geworden, und die Besprechung mit uns ist dann eine so ganz leichte und natürliche, dass sich ein Mensch eigentlich nichts Natürlicheres vorzustellen vermag.
Eines jeden Menschen jenseitiger (Geist) – als der eigentliche mechanische Bildner der Seele, und durch diese auch des Leibes – aber kümmert sich niemals um die freie geistige Entwicklung und Bildung der Seele, sondern vereinigt sich mit ihr nur insoweit, als diese durch die ganz freiwillige, tatsächliche Beobachtung der Gesetze des Herrn sich ihrem Geist ähnlicher und ähnlicher gemacht hat. Darum aber hat auch der Herr selbst als der Erste und höchste Lebenskundige nur für die Seelen der Menschen, und nicht etwa für deren jenseitige schon ohnehin vollendete Geister, die Gebote des Lebens und respektive der reinsten und uneigennützigsten Liebe zu Ihm und zum Nächsten gegeben, auf dass eine jede Seele sie annehme und ihr Tun und Lassen darnach einrichte. Solches war im höchsten Grad nötig, weil ohne dem keine Seele je den Weg zu ihrem eigenen jenseitigen Geist gefunden hätte. Es geht aber das noch immer etwas schwer, und gehört da sehr viel Selbstverleugnung dazu; denn die Seele ist eigentlich aus der Materie, und möchte auch stets mit derselben mehr und mehr sich vereinen. Ihre natürliche Anziehung ist sonach die Materie. Wenn sich die Seele, wohl ermahnt durch die Lehre des großen Lebensmeisters, nicht freiwillig von diesem Zuge abwendet, so ist sie offenbar tot und somit verloren, weiß dann von was rein Geistigem nichts, und kann dann, wie man sagt, halbe Ewigkeiten lang harren, bis sie wieder irgend einmal zu einer selbstständigen Willensfreiheitsprobe zugelassen wird. Ihren jenseitigen Geist aber geniert das ebenso wenig, als wie es den Sonnenstrahl genieren kann, ob er von einem Weltkörper als wirksam angenommen wird oder nicht. Aber die freiwillige praktische Anwendung der Lehre des Herrn, und dass sie sich wo nur möglich in ihrem Denken und Trachten nach all dem, was geistig ist, lehrt, so ist denn ihr jenseitiger Geist aus Gott auch schon bei der Hand, und fängt gleich an sich mit der Seele insoweit zu einen, als diese dafür Fähigkeiten in sich fasst.
Wie aber das einmal der Fall ist, so kommt es nebst dem nur auf eine fortgesetzte Übung dessen an, was ich nun in zwei ziemlich gedehnten Diktaten gezeigt habe, und jedermann, der auf den reinen Wegen des Wortes des Herrn sich bewegt hat und sich gleichfort bewegt, wird leicht in einer ganz kurzen Zeit dahin kommen, dahin eigentlich ein jeder wahrhafte Nachfolger des göttlichen Willens schon in diesem Leben kommen soll.
Aber das lasst euch alle, die ihr einmal auf dem Weg des wahren Lebens aus Gott und dessen reinster Erkenntnis habt zu wandeln angefangen, sagen: Keiner kehre sich um nach der Materie! Denn es ist für einen Grundmaterialisten leichter ein ganz gediegener wahrer Spiritualist zu werden, denn ein auf dem halben Weg des Geistes zur alten Materie Zurückgekehrter. Denn der reine ursprüngliche Materialist wird auf dem neuen geistigen Weg einen wahren Ekel und Widerwillen zur Materie in sich zu fühlen anfangen, während der auf dem halben Weg des Geistes zur alten Materie Zurückgekehrte anfangen wird, stets mehr und mehr das rein Geistige fade, anwidernd, für ein leeres vages Zeug und als einen Trug und eine Verirrtheit des menschlichen Verstandes anzusehen, und ist er einmal abgewendet, so wird er sich sehr schwer umkehren.
Da habt ihr nun in aller Kürze den allerwahrsten Schlüssel zur Geisterwelt, den du für dich freilich nicht mehr zu brauchen hast, aber desto besser für die anderen, die an den Herrn und auch an uns fest und nicht von heute bis morgen glauben.
- Es ist in dieser Zeit etwas schwer – selbst für jemand, der in allen möglichen Wissenschaften wohlbewandert ist, eine solche Theorie aufzustellen, durch die der Begriff Entsprechung vollends klargemacht werden könnte, weil die einst gar sehr hohe und von den Alten sogar für heilig gehaltene Wissenschaft der Entsprechungen ganz verlorengegangen ist, so wie die Lesung der Hieroglyphen und der Keilschrift.
- Mein gar liebes Kind Lotte Haiela hat aus Mir eine ganz gute Theorie euch gegeben, wie sich jemand mit der reinen Geisterwelt in eine fürs Heil der Seele sehr ersprießliche Korrespondenz setzen könnte. Nun, diese Theorie musste jedem in ein paar Punkten etwas unklar werden, so richtig sie auch ist, weil eben der Begriff Entsprechung für euch nicht ganz in seinem Geiste klar ist. Ich will euch denn anstatt einer immerhin schwer zu verstehenden Theorie die Sache ganz einfach durch ein paar leicht fassliche Beispiele erörtern, und die Theorie wird sich dazu schon von selbst leicht finden lassen.
- Es heißt also in einem Diktat: „Man suche leicht zu findende Entsprechungen und löse durch sie die (instinktartigen) Urteile auf!“ – Nun seht, das geht so: Jemand aus euch, entweder ruhend in seinem Wohnzimmer oder irgendwohin im Freien mit oder ohne Geschäft wandelnd, bekommt plötzlich einen Gedanken, als ginge er einem großen Berg zu, der bis über seine halbe Höhe sehr dicht bewaldet und am Fuß mit allerlei Gestrüpp umwachsen ist; — über dem Wald hoch aber ersieht er dennoch Bergbauerngehöfte und Äcker und Wiesen und über diesen hoch erst mächtige steile Felsenspitzen und -zacken, studiert und sucht aber dann auch gleich irgendwo einen möglich guten Aufweg durch das Gestrüpp und durch den dichten Wald.
- Er umgeht mit seinen Gedanken den ganzen Berg bald, findet aber nirgends etwas von einem Aufweg, wird dadurch ordentlich gedankenmissmutig und lässt bald den ganzen Gedanken fahren, obwohl dieser so teilweise noch wieder auftaucht wie ein im Erlöschen begriffenes Lampenlicht, so das Öl schon auf den letzten Tropfen steht. Seht nun, diesen Gedanken oder vielmehr dieses recht lebhafte Gedankenbild hat der Seele ein jenseitiger Geist gleichsam in den Weg gelegt. Was fühlt die Seele aber dabei? Sicher eine Art Unbehaglichkeit, ganz ähnlich mit jener bei einem wichtigen, aber mit einer Menge schwer zu überwindenden Schwierigkeiten [verbundenen Vorhaben]. Und eben dieses unbehagliche drückende Gefühl ist schon das gewisse instinktartige Urteil, das durch die leicht und bald zu findende Entsprechung also aufgelöst werden kann:
- Ein irgend größeres geschäftliches Unternehmen gleicht einem im Gedanken geschauten Großberg, dessen weitgedehnter Fuß mit allerlei nahe undurchdringlichem Gestrüpp bewachsen und dessen Brust überaus dicht bewaldet ist. Der weitgedehnte, dicht umstrüppte Fuß entspricht der großen Schwierigkeit des Anfangs der Unternehmung, und das Gestrüpp entspricht den übervielen und stechenden Sorgen. Der dichte Wald entspricht der sehr beschränkten Vorteilsaussicht bei dem Unternehmen und dass es einer langen und beharrlichen großen Mühe bedürfen wird, um bei dem Unternehmen zu einer reinen und vorteilbringenden Aussicht zu gelangen.
- Und gelangt man dann auch nach vielen Mühen und Anstrengungen dahin, so zeigen sich diese nur gering entsprechend den Bergbauerngehöften, den mageren Äckern und Wiesen. Am Ende kommen noch gar steile Felsenwände, Spitzen und Zacken, und diese entsprechen wieder dem förmlich unmöglichen Höhersteigen zur Gewinnung vorteilhafter und größerer Aussichten, weil die sehr mühsame (kostspielige) Erreichung der Vorteilsaussichten, wie das Gedankenbild zeigte, schon an und für sich eine nur ganz geringe war.
- Was wollte nun ein höherer Geist dem Wandler durch dieses Gedankenbild sagen? Das wird nun die Prüfung des äußeren und geordneten Verstandes bald heraushaben, und die Folgerung wird also ganz kurz lauten: Lass deine vorgehabte Unternehmung stehen, denn du wirst damit wenig Gewinnes erzielen und dich am Ende des großen Kostenaufwandes und der vielen Mühen und Sorgen mit nur sehr mageren Vorteilen begnügen müssen, mit denen du dir keinen höheren Aufschwung wirst verschaffen können.
- Ganz geistig aber wird dann der obige reine Verstandessatz also lauten: Siehe, du nur um irdischen Gewinn besorgte Seele, also zahlt die Welt ihre Diener und Knechte!
- Nun, durch dieses Bild wird ein jeder sich leicht selbst eine Regel zur doch sicher helleren Einsicht dessen, was ein instinktartiges Gemütsurteil – als vom Herzen kommend und nicht vom Gehirn – an und für sich ist, was eine Entsprechung ist und wie sie zur Löse des Gemütsurteiles zu verwenden ist, bilden können. Ich werde dir aber in dieser Woche gelegentlich noch ein paar solcher Beispiele geben, woraus dann ein jeder schon nahe für alle möglichen Fälle sein Licht wird schöpfen können. Mein Segen mit euch, Amen.
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