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239. Lamechs große Furcht hinsichtlich der Tempelordnung

Am 26. Januar 1843

[2.239.1] Nach solcher Rede ging der Lamech alsogleich zur rechten Seite des Altars, stellte sich da auf mit der Tafel in der Hand und machte aber dabei ein überaus bedenkliches Gesicht, das da zu sehen war erfüllt von großer Angst und großer Furcht.

[2.239.2] Da aber der Herr solches gar wohl merkte, da hielt Er alsbald inne mit der nahe schon begonnenen Segnung des Altars und sprach zum Lamech, sagend nämlich:

[2.239.3] „Lamech, was ist dir wohl, dass dein Gesicht und alle deine Gebärde nun anzeigt, als gehe solches vor in deinem Gemüt?

[2.239.4] Macht dich beben denn Meine dir nun aus Mir gegebene Ordnung, auf dass du wissest, wie da zu halten ist Mein Heiligtum, und darum sich ihm nichts Unvorbereitetes und Unreines nahen kann und darf?!

[2.239.5] Also rede, und Ich will dir gnädig sein!“

[2.239.6] Und der Lamech erwiderte dem Herrn: „O mein Herr und mein Gott! Was soll der ohnmächtige Wurm im Staube denn da noch reden zu Dir, so Du einmal Deinen allmächtigen, allerheiligsten Willen ausgesprochen hast!

[2.239.7] Da heißt es nur nach solch einem Ratschluss aus Dir: ‚Mensch, Geschöpf, lebe unabänderlich danach, oder Ich, dein allmächtiger Gott und Schöpfer, will dich plötzlich zunichte machen und verderben auf ewig!‘

[2.239.8] Siehe, Du gäbest uns armen Würmern der Tiefe nun wohl Dein Heiligtum, und dadurch eine endlos große Gnade; was aber wird uns solches nach Deinem ewig unabänderlichen Ausspruch bringen?

[2.239.9] Nichts, als Tod, Verderben, und dann ein schreckliches Martergericht!

[2.239.10] Oh, ich müsste die menschliche Natur nicht kennen, wenn ich nicht wissen sollte, wie gar leicht dieselbe auf unreine Wege gerät! Und wenn solches Übel dem schwachen Menschen widerfährt, was ist hernach mit ihm an der Seite dieses Heiligtums?!

[2.239.11] Warum darf denn nur ich allein in den Tempel, da ich doch der größte Sünder war vor Dir allzeit, die tausendfach Reineren aber dürfen solches beim Verlust ihres Lebens nicht wagen?!

[2.239.12] Dass sich niemand unlauteren Herzens diesem Tempel nahen soll, das ist nicht mehr als billig; wer aber ist wohl reinen Herzens vor Deiner Heiligkeit?!

[2.239.13] Und so steht ja jedem der Tod bevor, der sich je wagen wird, zu nahen diesem Tempel!

[2.239.14] O du herrliche, heilige Tafel, jauchzend trug ich dich heraus, aber wehklagend werde ich wieder von dir nach Hause kehren, denn du bist uns Armen nicht zu einem Segen, sondern zu einem unerbittlichen Gericht bist du uns gegeben worden!

[2.239.15] O Herr, wenn es aber schon auf unsere endliche Vernichtung abgesehen ist, so geschehe Dein dessen ungeachtet doch allzeit allmächtiger heiliger Wille! Amen.“

[2.239.16] Als der Lamech solches geredet hatte, da sah ihn der Herr mitleidigst an und sagte zu ihm: „O Lamech, du wahrhaft armer Sohn der Trübsal und Finsternis, warum ängstigst du dich denn vergeblich?!

[2.239.17] Siehe, wenn Ich denn so ein Freund des Tötens Meiner Kinder wäre, wäre es da wohl nötig gewesen, dass Ich zu euch gekommen wäre sichtbar?!

[2.239.18] O siehe, es genügte ein Gedanke, und die ganze Schöpfung wäre zunichte also, als wäre sie nie dagewesen!

[2.239.19] Ich aber kam ja nur zu euch Geistestoten, um euch das Leben, das ihr verwirkt habt, freiwillig aus Meiner großen Erbarmung ganz neu wieder zu bringen und euch hier auch eine Anstalt zu geben, in welcher ihr allzeit das verlorene Leben wieder erhalten könnt.

[2.239.20] Dass diese Anstalt aber in einer reinen Ordnung erhalten werden muss, damit durch allerlei Unordnung solche Kraft nicht geschwächt werde zu eurem Heil, – sage, ist solches wohl ein Gericht?

[2.239.21] Wenn Ich nur dem Oberpriester gestatte, in dies Heiligtum zu treten, was verlieren denn da wohl die anderen?

[2.239.22] Wenn sie mit Liebe an Mir hangen, wahrlich, so ist dies mehr denn tausend solche Tempel!

[2.239.23] Wer Mich aber liebt, der ist schon im Inwendigsten des Tempels, ja im Inwendigsten des geistigsten Tempels, und wird dann auch sicher den Tod nicht finden, so er mit dir geht in diesen Tempel.

[2.239.24] Denn der Mich liebt, der ist schon von oben her und kann zu jeder Zeit in den Tempel.

[2.239.25] Solches aber kannst du doch ja unmöglich von Mir verlangen, dass Ich euch einen Tempel geben soll, erfüllt mit Meiner lebendigen Gnade, zu einem Schweinestall!

[2.239.26] Daher verbleibe es nur bei Meinem früheren Ausspruch, und sei versichert, es soll niemand daran einen Schaden leiden!

[2.239.27] Denn Ich bin ja ein Vater von euch allen, aber kein Mörder!

[2.239.28] Und so denn segne Ich diesen Altar! Amen.“

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