Höre du, Mein lieber und sehr fleißiger Abschreiber Meiner Liebegaben für Geist, Herz und Verstand, der da ist eine Sehe der Seele! Du beklagst dich immer über allerlei Schwächen deines Fleisches; bald ist dein Kopf nicht in der Ordnung, bald deine Füße, manchmal auch dein Magen, den du öfter einer gewissen Blödheit beschuldigst. Aber siehe, das kann nicht anders sein; denn du bist noch immer ein kleiner Schwelger und trinkst Bier und Wein durcheinander und isst dazu bald dies, bald jenes, was dir gerade dann und wann schmeckt. Meinst du wohl, dass das deinem Leib dient? O mitnichten! Das alles ist ein Gift für deinen in Jahren schon etwas vorgerückten Leib.
Versuche nur einmal und gib von allem, was du in einer Woche isst und trinkst, nur einen kleinen Teil in einen Topf und berieche nach acht Tagen dieses Topfes Inhalt, und du müsstest sehr abgestumpfte Geruchsnerven haben, so dieser Gestank dir nicht sogleich einen großen Ekel erzeugen würde.
Wenn aber derlei Allerhanddurcheinander in einem kalten Topf so üble Mefitika erzeugt, was muss es dann erst im warmen Magen alles für böse Dünste erzeugen, die sich dann mit dem Blut vereinen und die Nerven des Leibes bösartig narkotisieren, woher dann allerlei leibliche Schwächen erwachsen müssen!
Wenn du aber dann und wann etwas mehr kränklich wirst, so bleibst du zu Hause und wirst wieder gesund. Da kommt dir die häusliche Diät wohl zustatten. Wird sie dir wohl schaden, wenn du gesünder bist? Ich meine es nicht.
Willst du recht gesund sein und alt werden, so bleibe du schön fleißig bei deiner Hausdiät! Bestelle dir abends zu Hause ein einfaches, dir gut schmeckendes Abendmahl, aber nicht zu sauer und zu stark gesalzen, du magst etwas Wein mit Wasser genießen und zuvor einen guten Gang ins Freie tun, so wirst du gesund und stark verbleiben. Du magst auch dann und wann an schönen Tagen irgendwohin gehen, da ein guter Wein ist, aber das schlechte Lumpengesöff von einem Bier meide! Denn das hat alle schlechten Eigenschaften, nur keine guten – besonders in dieser betrügerischen Zeit, in der Hopfen und Malz rein verdorben sind.
Wenn noch irgendein reines Gersten- und Hopfenbier zu haben wäre, so wäre davon ein mäßiger Genuss gerade nicht nachteilig, wenn auch eben nicht zu heilsam, weil es nur träge und sehr herabstimmende Spezifika in sich enthält. Aber ein Bier, wie es hier in diesem Ort fast allgemein bereitet wird, Ich sage es dir, ist ein barstes Gift. Denn es nährt nicht und löscht nicht den Durst, sondern es betäubt nur und erzeugt noch mehr Durst, damit die Leute desto mehr zu trinken genötigt werden.
Aber nicht nur für den Leib, sondern noch bei weitem mehr für Seele und Geist ist das abendliche Gasthausschmausen bei Bier und Tabakdampf überaus schädlich, da dabei durch die schlechte Kost in den Leib allerlei scheußliche Spezifika aufgenommen werden, die dann Seele und Geist trübe machen. Zu dem gesellt sich aber noch die Nacht der Erde, in der auch das allerschlechteste psychische Spezifikalgesindel in den Luftraum der Erde aufsteigt und im selben wo und wie nur möglich durch das Fleisch, das es augenblicklich durchdringt, die Seele mit allerlei Scheußlichkeiten besudelt und nicht selten mit unkeuschen Gedanken und Begierden erfüllt.
Siehe, du Mein lieber Freund A. H. W., Ich bin auch ein leiblicher Arzt; wirst du Meinem Rat folgen, dann wirst du stets recht gesund und stark in deinem Leib wie in deiner Seele sein, und dein Geist wird leicht Meister derselben werden.
Dieses Rezept sei dir daher auch eine angenehme Gabe von Mir zu deinem irdischen Namenstag. Befolge es, und sein Segen soll nicht unterm Wege bleiben! Das sage Ich, Dein heiliger bester Vater dir. Amen, Amen, Amen.
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