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55. Das Gebet des Herrn – 19. September 1842 [Supplemente 1883]

  1. Schreibe heute einen würdevollen Gegenstand, nämlich den Anruf in Meinem Gebet, der da lautet:
  2. Vater unser, der du bist im Himmel!
  3. Solchen Anruf machen nun täglich Millionen Menschen, aber nur sehr wenige bedenken darunter, was sie damit sagen, und noch weniger darunter beten solches im wahren himmlischen Sinne; und doch sollen sie solches im himmlischen Sinne beten, indem ja der Vater im Himmel ist, zu dem sie beten.
  4. Wie lautet aber demnach dieser Anruf im himmlischen Sinne? Es ist hier nicht der Ort, diesen Sinn durch Entsprechungen analytisch zu zerlegen, sondern zur Stelle will Ich euch nur in der rein himmlisch geistigen Weise zeigen – und zwar mit den natürlichen Worten, weil ihr des Geistes Sprache nicht versteht, wie solches aus dem Munde reinster Geister lautet. Und so hört denn, also lautet es:
  5. Ewige unendliche Liebe, die du wohnst im Licht deiner Heiligkeit!
  6. Das ist eine Weise und ein Sinn; aus diesem aber geht folgender noch tiefere Sinn hervor, und dieser lautet also:
  7. Leben alles Lebens, das da wohnt in unserem Herzen!
  8. Seht, dieser Sinn liegt schon wieder tiefer! Wir wollen aber noch weiter sehen, was da hinter diesem noch Tieferes steckt. Und so hört denn, also lautet es tiefer:
  9. Mensch der Menschen, der du im Menschen wohnst!
  10. Seht, um wie vieles tiefer schon wieder dieses ist. Aber hört nur weiter, wie es wieder tiefer lautet:
  11. Wort alles Wortes, das du wohnst in deinem Grundwesen, und wir in ihm, und dasselbe in uns!
  12. Um wie vieles tiefer liegt schon wieder dieses! O beachtet solchen Sinn, denn in ihm wohnt die Fülle des heiligen Geistes! Hört aber nur weiter und tiefer, denn allda lautet es also:
  13. O unbegreifliche Mitte der Unendlichkeit in aller Liebe, Kraft, Macht, Gewalt und Heiligkeit, die du allein umfasst dein endloses Wesen!
  14. Weiter hört es mit offenem Herzen; allda lautet es:
  15. Ewiger unbegrenzter Gott, der du wohnst im Geiste Deiner unendlichen Fülle und Klarheit!
  16. Seht, welche Tiefe hier waltet, und doch hat diese auch selbst hier noch kein Ende, sondern die Tiefen der Tiefen steigern sich auch hier ins Unendliche, so dass ein jeder noch so vollkommenste Engel stets einen neuen und tieferen Anfang darinnen erschaut, und sieht auch, dass in jedem tieferen wieder an und für sich Unendliches liegt, welches in alle Ewigkeit nicht in der Fülle wird erfasst werden.
  17. Nun denkt aber einmal über euch, so ihr diesen Anruf samt den darauf folgenden Bitten oft genug ganz maschinenmäßig herplappert, was sich dabei wohl die Engel denken müssen, die da gar wohl wissen und einsehen, dass sie mit dem alleinigen Anruf in Ewigkeiten nicht fertig werden können in der Tiefe der Tiefen, – und dann erst Ich, auf den dieser Anruf gerichtet ist?! O ihr noch stark Toten, dass euch solches noch nie eingeleuchtet hat!
  18. Wacht nun auf, und ruft im Geiste und in der Wahrheit: „Vater unser, der Du bist im Himmel!“ – so werdet ihr das Leben finden in der Tiefe wie in der Höhe; denn in diesem Anruf selbst liegt ja schon das ganze Gebet, und gleicht da jede Bitte demselben.
  19. Daher denkt in Zukunft, was und wie ihr betet, so wird euer Gebet erhört werden. Solches also versteht wohl für alle Ewigkeiten! Amen!

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