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51. Erklärung verschiedener kleiner aber wichtiger Schrifttexte — 16. August 1842 [Supplemente 1883]

  1. Ich will dir und den anderen etwas sehr Beachtenswertes geben und solle solches stets bei sich getragen und in sich aufgenommen sein völlig; auch den reiferen Kindern sei solches beschieden. Wer solches wohl beachten wird in seinem Herzen, der wird des Lebens Gerechtigkeit haben und wird wandeln dessen geraden Weg, der da führt voll Lichtes zu Mir. Und so schreibe denn: „Der Knecht ist nicht größer denn sein Herr, noch der Apostel größer denn Der ihn gesandt hat.“ (Joh. 13,16) Wie ist demnach der heutige Knecht- und Apostelstand bestellt, da man den Knechten Altäre errichtet hat und ehrt die Apostel, als wären sie mehr denn Ich! Da man Mir ferner alle Gewalt nimmt und alle Ehre an sich reißt – und Ich sein muss, wie der Knecht und der Apostel es wollen, aber nicht dass sie wären nach Meinem Willen! Und doch dabei betet: „Dein Wille geschehe!“ – Was etwa doch solches besagt? Heißt das nicht Gott leugnen mit jeder Faser und Fiber?
  2. „Mein Joch ist sanft, und leicht Meine Bürde.“ (Mat. 11,30) Wie kommt es aber, dass sich die Menschen zur Gewinnung des Joches [Todes?] lieber ganze Berge auf ihren Schultern unter dem Druck eines eisernen Joches wollen gefallen lassen, als nur eine Federflaume Meines Liebewillens? Weil sie tot sind und daher nicht merken, wie und was sie drückt! O der entsetzlichsten Tollheit der Welt!!!
  3. „Des Menschen Sohn ist es, Christus, der da allein guten Samen ansät.“ (Mat. 13,37) Dieses beweist zur Übergenüge, wessen Geistes Kinder diejenigen sind, die da sagen: Was nicht von einer gewissen Stadt und nicht von einem gewissen menschlichen Oberhaupt herrührt oder wenigstens von dort approbiert wird, ist ein Werk des Satans. – Wenn demnach des Menschen Sohn nicht tut nach dem Willen dieser Stadt, da Er es doch unmöglich tun kann, was ist Er sodann? O Hure, was treibst du mit Mir für ein arges Spiel!
  4. „Es werden nicht alle, die zu Mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern nur, die den Willen tun Meines Vaters im Himmel.“ (Mat. 7,21) So wird auch das Dominus tecum [Der Herr ist mit dir], das Dominus nobiscum [Der Herr ist mit uns] und das Domine exaudi orationem meam [Herr, höre mein Gebet], also werden weder das tecum [mit dir], noch das nobiscum [mit uns] und am allerwenigsten aber das exaudi [höre] das Himmelreich bewirken! Das versteht sich von Meiner Seite betrachtet. Ich meine aber, solches geht nur den Herrn der Welt an; denn Ich sehe nur auf die Werke, aber nicht auf das Dominus tecum, – nobiscum und auf das exaudi!
  5. „Wer den Willen tut Meines Vaters im Himmel, derselbe ist mir Bruder, Schwester und Mutter.“ (Mat. 12,50) Daher wäre viel besser zu sagen: Amate fratres [liebe Brüder] als orate fratres [betet Brüder], wodurch das stumme Plappergebet dann als ein Werk der Liebe angesehen wird, alles andere Liebetun aber für nichts geachtet, außer allein die Rührung des Daumens und des Zeigefingers fürs orate fratres! O das sind, das wären doch sonderbare Mütter, Schwestern und Brüder! Wahrlich, die stehen mit Mir in gar keinem Grad der inneren Verwandtschaft!
  6. „Der Meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der Mich liebt.“ (Joh. 14,21) Das heißt: Wer die Liebe hat und bleibt in der Liebe getreu und beständig, der liebt sicher Mich und seinen Nächsten; denn das sind ja Meine Gebote, dass da die Menschen sollen Gott lieben über alles und ihre Brüder und Schwestern aber wie sich selbst lieben. Wie liebt aber da nun ein Bruder den anderen, so er ihm ist Herr und Richter? Wie aber kann er überhaupt lieben einen Menschen als Bruder, so er nicht zuvor den großen heiligen Vater erkennen und lieben will? Was ist ohne Den ein Mensch dem anderen! Ich sage: Nichts als ein naturmäßig moralisch sein sollendes Lasttier, das da um den schlechtesten Sold dienen soll dem Reichen und dadurch auch dem Mächtigen, und dieser dann als ein Herr und Richter herrsche über ihn, den armen Bruder! Solche Herren und Richter aber halten doch sicher Meine Gebote nicht, so wie dann auch die moralisch sein sollenden Lasttiere nicht, da sie sind voll Ärgers, voll Neid und voll Rache gegen die, welche da sein sollen ihre Richter und ihre vollkommenen Herren über Leben und Tod. O Gräuel über Gräuel! Wahrlich, diese sollen nimmer das Angesicht des Vaters schauen im Himmel! Und Ich werde nie zu ihnen kommen und Mich ihnen offenbaren!
  7. „Darin wird der Vater geehrt, dass ihr viel Frucht bringt.“ (Joh. 15,8) Was ist die Frucht, die da soll vielfach gebracht werden, worin besteht sie? Die Werke der Liebe und aller Demut aus ihr sind diese Frucht, die da Mir gebracht werden solle. Auf welchem Bäumen aber solle diese Frucht wachsen, so der ihr angehörige Baum der Liebe und des Lebens von der Wurzel nur vertrocknet und somit völlig ausgestorben ist?
  8. „Das gebiete Ich euch, dass ihr euch untereinander liebt“ (Joh. 13,34), aber nicht verurteilt und richtet – und dann mehr Freude habt, wenn ein Bruder, der sich verirrt hat, in eine gesetzliche Strafe verfällt, statt dass ihr euch seiner erbarmt und ihn setzen möchtet auf den rechten Weg. Wahrlich, so Ich geboten hätte: Beraube einer den anderen und schlage ihn tot, so würde solch ein Gebot sicher sehr vielen Beifall in aller Tätigkeit gefunden haben; aber nur lieben will niemand seinen Bruder und seine Schwester! O du überarge Welt! Da wird viel des allerärgsten Feuers nötig sein, um dich von deiner Härte loszumachen!
  9. „Wenn aber das Licht, das in dir ist, eine barste Finsternis ist, wie groß muss dann erst deine Finsternis für sich sein!“ (Mat. 6,23) Das heißt, so der Mensch schon das Falsche liebt, um dadurch einen desto freieren Spielraum für seine Bosheit zu bekommen, wie groß muss dann erst die Liebe zum Bösen selbst sein! Seht, das ist die gepriesene Weisheit der Welt, die aufgeklärte Vernunft: Regeln zu erfinden, damit unter ihnen der Mensch desto freier sündigen könne! Aber Meine Regel, welche da ist die Liebe, hält man für läppisch und unwürdig eines Mannes, der da sein will ein vollkommener Schüler der Vernunft, welche die Liebe tadelt und Rühmliches redet über den Selbstmord! O Welt, O Gräuel!
  10. „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“ (Mat. 5,9) Wo sind wohl diese nun? Hinter den Kanonen, Schwertern und Spießen sicher nicht. Wo aber lebt nun ein friedsames Volk, das da im Frieden der wahren Bruderliebe hinter Meinen Schutzwaffen miteinander lebt? Sondern, wo irgendein Friede ist, da ist er nur aus Furcht vor den Kanonen, Schwertern und Spießen. O wie wenig leben daher nun auf der Erde, die da gerecht Kinder Gottes heißen möchten, wie wenig Selige! Denn alles zieht nun mit Waffen aus, entweder mit Waffen in der Hand oder mit spitziger zweischneidiger Zunge! Wo sind sonach die Friedfertigen, wo die Seligen, wo die Kinder Gottes?!
  11. „Wenn das Salz dumm ist, womit soll man salzen?“ (Luk. 14,34; Mat. 5,13) Dieser Fragetext gilt vorzugsweise für die gegenwärtige Zeit, wo nahe alles Salz schal, taub und dumm geworden ist, indem man es nicht mehr aus den Bergen der Liebe gräbt, sondern es nur aus den Kloaken der Selbstsucht bereitet. Sagt Mir doch, welchen Geschmack werden wohl die unreifen und unzeitigen Weltfrüchte mit diesem Salz gewürzt bekommen? Oder lässt jetzt nicht schon jeder Vater seine Kinder der einstig zu geziemenden Selbständigkeit und des damit verbundenen Brotes wegen mit diesem Drecksalz ganz durch und durch salzen?! Oh, es solle ihnen dereinst auch in Meinem Reich Selbständigkeit für ewig in großer Fülle werden! Auch Ich werde sie also selbständig und allein für sich zu stellen wissen, dass sich ihnen sicher nie etwas nahen wird. Denn Ich werde sie zu Statuen machen gleich dem Weib des Lots und sie dann stellen in ewig einsame verlassene Gegenden; da sollen sie ihr Salz der Selbständigkeit wahren unbeeinträchtigt für ewig! Versteht ihr nun das dumme Salz?

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