Herr! Bester, heiligster Vater! Was soll da mit dem sehr Schwachen werden, der da nicht anerkennen will Deiner ewigen Liebe süße Mahnung und sucht Rechtfertigung vor der Welt und fängt an, ein Verräter zu werden Deiner geheimen inneren Gnade, die doch nach Deinem Willen bis zur Zeit Deines Gefallens möchte verborgen gehalten werden? Wir alle bitten Dich in unserer demutvollen Wissenschaft über unsere große Schwäche und Unlauterkeit unseres Herzens, dass Du uns anzeigen möchtest, was da ferner geschehen solle, damit Dein heiliger Name nicht möchte entheiligt werden vor den Menschen, die da leben der Welt und nicht dem Geist. O Vater, erhöre gnädigst unsere Bitte! Amen.
- So schreibe! Seht, das sind die Folgen, wenn nicht genau nach Meiner Vorschrift gehandelt wird. Warum tatet ihr nicht, wie es angeordnet war? Daher sollt ihr bei allem, was ihr tut, allzeit darauf sehen, was es für Folgen haben könnte, so ihr nur im Geringsten abweicht, nach dem zu handeln, wie Ich es euch doch allzeit genau gebe! Ihr wisst ja, dass Ich nur raten und erleuchten kann und mag, aber niemals einen freien Menschen zu etwas nötigen; sondern da geschehe, so er es annehmen will!
- Was aber habt ihr mit dem zu tun, den Ich nicht kenne? Für den habe Ich nichts gegeben. Habe Ich jemandes Namen berührt? Seht, wie hätte Ich es für den gegeben? Hättet ihr aber gehandelt nach der Vorschrift, so hättet ihr wohl erfahren, wer darunter zu verstehen ist; denn Ich wäre da alsobald in jedem von euch aufgetreten und hätte euch wohl gezeigt den sehr Schwachen, und ihr hättet ihn auch alsogleich wohl erkannt. Und wäre der auch, den ihr vermeintet, zugegen gewesen, so hätte er sich nicht einmal gewagt, ein solches Heiligtum auf sich zu beziehen; und hätte er sich auch hie und da getroffen gefühlt, so hätte es dann gedient zu seiner Besserung, und er wäre binnen kurzer Zeit gewonnen gewesen. Allein so ist es, wenn jemand nicht genau befolgt Meinen Rat und Meine Ordnung. Es geht dann alles unter, und es wird der gute Same am Wege zertreten, dass er keine Frucht bringe!
- Jetzt fragt ihr freilich, was da zu tun? Ich sagte ja letzthin: Liebe, Sanftmut und Geduld wird alles wieder gutmachen; und was Ich euch damals sagte, das sage Ich euch auch heute, nur mit dem Beisatz, dass der vermeintliche sehr Schwache nicht ist der, den ihr meintet, noch seid es ihr, – sondern Ich Selbst bin es in euch und nehme unter diesem Bild alle eure Mängel auf Mich, um sie für euch zu tragen, zu leiden und zu sterben und zu töten dadurch eure Schuld in Mir, – dann wieder, den Tod besiegend, in euch zu erstehen als Überwinder des Todes und der Hölle, welche Auferstehung im Menschen die eigentliche Wiedergeburt ist. Ich Selbst aber wäre dadurch der siebente Jünger durch die Wiedergeburt unter euch geworden, das heißt, in der großen Verständlichkeit eures Herzens. Denn seht, das Bild ist euch darum also gegeben, als enthielte es förmlich die Lebensgeschichte eines euch bekannten Menschen, wenn auch der Tat nach nicht gänzlich, wohl aber dessen Gemütszustand gemäß, was auch bei euch jedem selbst am meisten zu beachten ist, das heißt, bei jedem für sich selbst.
- Dass aber dieses also gegeben ist, hat, wohlgemerkt, den Grund: Ihr wisst, dass all das Böse und Falsche herrührt von den im Menschen wohnenden argen Geistern, die sämtlich danach streben, den Willen des Menschen für sich zu gewinnen, um sich mittels desselben auch endlich seiner Liebe zu bemächtigen, – wodurch dann der Mensch selbst ein Eigentum der Hölle würde und auch sehr häufig wird, wenn er nicht sorgsam Acht gibt auf sein mahnendes Gewissen, welches dadurch im Menschen entsteht, dass Ich alsobald nach der Tat das Herz zuschnüre – und somit die Liebe oder das Leben im Menschen verwahre, dass es die argen Geister nicht an sich reißen können. Daher und darum dann auch die Unlust nach der Tat und die Reue als ein im Herzen geschrieben gefundenes Wort aus Meiner Liebe, die solches bewirkt hat im Menschen.
- Wenn nun aber jemand sich wohl zu kehren nach Meinem Wort äußerlich und innerlich hat angefangen, so werden diese Geister tückisch und still im Menschen und warten nur eine günstige Gelegenheit ab, allwo sie sich vereint wie in einem Aufruhr dann erheben würden, so sie merkten, dass Ich da käme offenbar zum Menschen. Daher lenke Ich des schadenfrohen argen Gesindels Aufmerksamkeit durch eine äußere entsprechende Gleichnisgabe, worin sich aber heimlich bei sich jeder im Herzen wohl erkennen kann – und kann sich dann beschauen und sich reinigen durch solche besondere Gnadengabe. Ich aber komme dann selbst – wenn das Gesindel nach außen wohl fröhlich merkt, aber nach innen schläft – von innen ganz geheim als ein barer Dieb, und da weiß niemand, von wannen Ich gekommen bin und wo Ich hin will. Und nun seht, da hat das Gesindel es mit Mir zu tun, damit euch der zu große Kampf erspart würde, in dem ihr allzeit unterliegen würdet, so Ich solches auf diese kluge Art nicht auf Mich nehmen würde und euch erlöste von solcher Not.
- Dass Ich da heiße der „Sehr Schwache“, kommt daher, dass Ich da klug sein muss und darf nicht auftreten als ein starker Held, sondern muss auftreten in der Kraft eurer Liebe, damit dann das Gesindel über Mich herfällt und mit Mir tut, was dereinst die Juden, Pharisäer, Schriftgelehrten und Hohenpriester taten. Ich lasse dann auch mit Mir machen, was damals zu Jerusalem geschah, welcher Zustand des Menschen dann auch der betrübendste ist. Aber hat dann der Mensch sich während dieser Zeit treu und tapfer gehalten in seiner Liebe, so erstehe Ich alsobald in großer Kraft und Herrlichkeit im Menschen, mache Wohnung bei ihm, und so ist er dann durch diese Meine Auferstehung in ihm selbst im Geiste auferstanden mit Mir, nimmt sich selbst ein in und durch diese Meine Auferstehung. Und da dadurch alle seine Feinde besiegt, getötet und aus ihm geschafft sind, so ist er dann auch vollends wiedergeboren und lebendig durch und durch, da er das Leben alles Lebens in sich trägt. Aber freilich geht das oft leider nicht auf einmal, sondern Ich schleiche Mich gar oft als Dieb in euch, – aber ihr könnt nicht eine kurze Zeit wachen in eurer Liebe dann mit Mir, und es zeigt sich da allzeit noch, dass euer Geist zwar willig, aber das Fleisch schwach ist. Darum sollt ihr dann beten, um in der Versuchung zu bestehen, und sich nicht zerstreuen mehr, wenn der Hirt geschlagen wird, und nicht verleugnen den Meister gleich dem Petrus, sondern gleich dem Johannes Mir vorsichtig bis zum Kreuz folgen und dann führen das anbefohlene Weib als die stark hergenommene Liebe in Gewahrsam – und erwarten daselbst Meine baldige Auferstehung!
- Seht, nun wisst ihr alles, wie sich die Sachen verhalten. Was aber ferner sonderheitlich das Bild aussagt, will Ich euch nächstens durch den Knecht von Punkt zu Punkt in die Feder sagen, worüber ihr euch alle hoch erstaunen werdet. Was aber den bewussten sehr albernen und höchst unklugen Menschen betrifft, so habt fürs Erste Geduld und Nachsicht mit seiner Narrheit, denn er ist blöden Geistes, und sagt ihm, dass ihn davon auch nicht ein Sonnenstäubchen zu eigen angeht. Lasst ihn zu euch kommen und sagt ihm, wie sich die Sachen verhalten und dass nur ihr in eurer Meinung euch wieder einmal geirrt habt, und er somit dadurch nicht im Allergeringsten beteiligt wird. Sagt ihm aber auch, dass derjenige, der sich eher entschuldigt, als er noch bestimmt weiß, dass er der Angeklagte ist, sich nicht selten dem Gericht preisgibt! Beherzigt alles dieses nun vorderhand, und macht euch bald ans Werk; alles andere wird dann folgen. Hört und seid sanft und klug! Amen. Das sage Ich der Siebente. Amen, Amen, Amen.
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