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197. Politische Priesterränke – 13. Dezember 1847

  1. Also schreibe denn ein wohlzubeachtendes Wörtlein Meinem lieben Andreas H.-W, nach dem er ganz getrost und besten Mutes handeln soll! Und es wird die rechte Wirkung nicht unterwegs verbleiben.
  2. Ich habe es dir, du lieber Andr. H.-W., ja schon im vorigen an dich gerichteten Wörtchen gesagt, dass diese verkehrte Art nun alle Minen wird sprengen und kein Mittel unversucht lassen, durch das es ihr deucht, ihren finsteren und herrschsüchtigen Zweck zu erreichen. Aber darob mache du dir nur keine Skrupel! Denn siehe, alles, was sie nun ergreift, führt sie nur eine Stufe näher zu ihrem Untergang, also, wie es gerade Mein Wille ist. Denn siehe, mit den eigenen Zähnen wird sich diese Natter zerfleischen!
  3. Auf dass du dich aber bei allen künftigen Begebnissen, die da vorkommen können und auch werden, zu richten und zu benehmen wissest, so merke, was Ich dir nun sagen werde!
  4. Es wird sich ergeben, dass diese nach Rache lechzenden Diener Baals, da sie keinen rechten Grund irgend fassen können, das Gubernium [Verwaltungsbehörde] und den Magistrat wie die Polizei bei Hofe zu verdächtigen, selbst Hand ans Werk legen, im verborgenen Krawalle und demonstrative Meutereien gegen sich selbst anzetteln, sich dies und jenes antun lassen und dann sagen werden: „Seht, das sind die Früchte, die durch lauter weltliche hohe Staatsbehörden an uns Jüngern Gottes verübt werden! Das tut ein gottloses Gubernium, das ein Magistrat, dessen Beamte von A bis Z lauter gotteslästerliche, verdammliche Ketzer sind, die alle der Hölle und dem Teufel angehören!“ – und dergleichen Geschrei mehr an das dumme, blinde Volk durch Predigten, im Geheimen, in den Beichtstühlen, wie auch womöglich an die harmlose Schuljugend während der Katechisierstunden.
  5. So werden sie es auch nicht unterlassen, Mietlinge zu dingen, die dieser Stadt und ihren weltlichen Behörden wie auch ihren Vorständen ein „Lebehoch“ darbringen werden in anderen Städten, und zwar an solchen Plätzen, an denen ein solch demonstratives Benehmen irgendeinem Hofmann zumeist auffallen muss.
  6. Daher habe Ich dir schon letzthin eine strenge Überwachung dieser Baalsknechte anbefohlen, weil Ich wohl sehe und sehr genau weiß, was da diese Verruchtheit alles zu tun imstande ist, um ihre Rache zu kühlen und dadurch zu ihrem herrschsüchtigen Zweck zu gelangen.
  7. So werden sie auch anonyme Blätter unter allerlei Entstellungen über das hier nicht nach ihrem Sinne erfolgte Begräbnis einsenden, um womöglich die weltlichen Behörden dieser Stadt zu verdächtigen und sie so irgendeiner Verantwortung zu unterziehen, ja sie womöglich sogar aus dem Amt zu entfernen, oder das Staatsoberhaupt wenigstens dahin zu vermögen, dass es ihnen die Gewalt einräume, solchen „ketzerischen“ Landes- und Stadtbeamten ein zweites sogenanntes lebendiges Glaubensbekenntnis abzunehmen, indem solche Beamte weder Kirchen zu besuchen und noch weniger der Beichte obzuliegen pflegen und somit Kirche und Staat nicht mehr wissen könne, in was für verruchten Händen sich die weltliche Amtsgewalt befinde.
  8. Ich aber sage und rate dir: Sammle dir eine gerechte Beschwerde, lasse sie von recht vielen Zeugen bewahrheitskräftigen, suche auch den Gouverneur dazu zu vermögen, ein gleiches zu tun; und getraute er sich nicht, so tue es für dich! Solche gegründete Beschwerde reicht höchsten Ortes ein und bittet auf euere Kosten um eine völlig unbefangene Hofkommission, so werdet ihr den Baalsdienern die Wege abschneiden, auf denen sie euch bei Hofe zu verdächtigen emsigst bemüht sind – was ihnen aber freilich nicht gelingen wird, da dies Meine Sorge ist.
  9. Denn es sehen die da oben nun wohl recht gut ein, dass ihnen in dieser politischen Geistlichkeit eine große Laus im Pelz sitzt. Aber sie können ihrer darum nicht loswerden, weil sie sich in ihre eigenen Lebensfibern eingefressen hat. Wird sie getötet (das heißt, in ihrem finsteren Wirken), so fürchten sie, mit ihr mitgetötet zu werden. Und lassen sie diese Laus aber wuchern in ihrem Lebensorganismus, dann sehen sie wohl auch ein, dass solch eine Laus sie am Ende selbst auffressen muss.
  10. Darum aber sind sie (die obersten Staatsbehörden) auch still und sagen zum Ganzen nichts und warten bloß beobachtend ab, wohin am Ende nach einer Zeit die Waage den größeren Ausschlag geben wird.
  11. Die Pfaffen spüren das wohl, wie viel geringer ihr Gewicht gegenüber dem Gerechten ist, das sich in deiner Waagschale befindet. Darum aber tragen sie nun auch nach all ihren Kräften allerlei Unflat in ihre leere Schale, um damit euer gerechtes Gewicht zu vernichten. Aber ihre Schale ist glühend vor Zorn und verzehrt bald von selbst, was sie hineinlegen. Daher sie denn auch bisher noch nichts ausgerichtet haben!
  12. Tue du, Mein lieber Freund, aber nur, was Ich dir geraten habe! Und sei hier sehr wachsam auf jede meuterisch riechende Bewegung! Ahnde streng und gerecht jeden, der da auf irgendwie immer gestaltete Demonstrationen offen sinnt und sich über die Ausführung derselben bespricht! Und schone da niemand, weder Geistliche noch Weltliche – auf dass sie keine Sache wider dich irgend finden und dann sagen sollen, du seiest lau oder gar heimlich mit den Demonstranten einverstanden. Denn siehe, alles das rührt von ihnen her!
  13. So ein Volk selbst um seine Rechte kämpft, da erweckt es Mein Wille in großer Masse – und nicht in verächtlichen nächtlichen Klubs, die allezeit von den „Schwarzen“ herrühren. Gegen solche muss kräftigst zu Felde gezogen werden.
  14. Es wäre auch gut, so die Geistlichkeit des Landes durch die Bezirksobrigkeiten genauer überwacht würde als bis jetzt. Sonst wiegeln diese Geistlichen in ihren Pfarreien das Landvolk zu Demonstrationen auf und werden dann die Schuld auf die Hauptstadt schieben und sagen: „Seht, das sind die Früchte, wenn ein Land Ketzer zu höchsten Landesbeamten hat! Exempla trahunt! [Beispiele reißen mit!] Weil in der Hauptstadt uns Geistlichen Gubernium und Magistrat nicht gehorchten, so tut nun das gemeine Landvolk auch desgleichen!“
  15. Kurz und gut, diese verkehrte Art muss nun unter ein strenges Augen- und Ohrenmerk gestellt werden, sonst wird sie unter der Hülle ihres Schafpelzes wühlen wie eine Schermaus im Finstern und kann dem Land einen großen Schaden zufügen. Denn Ich kann und darf nicht mit Meiner Allmacht ihren Willen brechen. Und Mein Licht würde sie töten, wie das Leuchten des Blitzes die Krebse, so sie sich zuvor nicht in ihre Sumpflöcher verkriechen, bevor ein Wetter kommt.
  16. Darum rate Ich euch hier die rechte Klugheit an, die oft mehr vermag als eine Heeresmacht von vielen hunderttausend Kriegern!
  17. Ich aber werde dieser Art nur noch eine ganz kurze Zeit zusehen, ob sie sich bessere. Dann aber werde auch Ich ein „Kriegsheer“ gegen sie anrücken lassen, desgleichen die Welt noch nicht geschaut hat!
  18. Über alles aber sei du voll guten Mutes! Ich werde stets dir zur Seite sein und dir kein Haar krümmen lassen. So klug wie diese sind, werde wohl etwa auch Ich sein! Alles dessen sei du, mein lieber Andr. H.-W., völlig versichert! Das sage Ich, der allsehende Jesus, dir! Amen.

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