Am 14. Dezember 1842
[2.210.1] Als die Arbeiter, bei dreitausend an der Zahl, nun vollends mit den Weibern an der Stelle angelangt waren, allda sich der Lamech mit den sieben Boten aus der Höhe befand, da hieß der Lamech sie alle, dass sie sich niederlassen sollen auf den Boden und allda nehmen Speise und Trank, welches alles in reichlicher Fülle die Weiber und Mägde Lamechs soeben herbeigeschafft hatten.
[2.210.2] Nachdem aber bat er den Kisehel, dass er diesen Gästen möchte segnen die Speise und den Trank; und der Kisehel tat solches.
[2.210.3] Als sich die Arbeiter hinreichend gesättigt hatten und dennoch die Körbe statt leerer nur stets voller wurden, bemerkten etliche solches und konnten sich nicht genug verwundern, denn sie wussten nicht, woher solches käme.
[2.210.4] Aber der Lamech sagte zu ihnen: „Wundert euch des Segens aus der heiligen Höhe? Ja, ihr habt recht, dass ihr euch dessen wundert; aber ihr werdet noch ganz andere Dinge schauen, die euch noch ums Unaussprechliche mehr wundernehmen werden als das, was ihr soeben seht!“
[2.210.5] Ein vornehmer Mann aber aus der Stadt Farak, der ein Baumeister war, erhob sich, verneigte sich tief vor dem König und sagte zu ihm:
[2.210.6] „Mächtiger, glänzender König und Herr! Der allmächtige Gott Faraks und aller unserer Väter verleihe dir ein langes Leben!
[2.210.7] Ich, einer deiner Knechte, möchte dich darum bitten, dass du mich allergnädigst anhören möchtest; siehe, ich habe etwas gar Wichtiges auf meinem Herzen!“
[2.210.8] Und der Lamech, diesem Mann seine Hand freundlichst reichend, sprach: „O rede, rede, Bruder und Freund, und fürchte nicht mehr den Lamech; denn die Hyäne ist zu einem sanften Lamm geworden! Also rede, was dir am Herzen liegt!“
[2.210.9] Und der Mann aus Farak verneigte sich abermals tief vor dem Lamech und sagte dann:
[2.210.10] „Großer König und Herr, siehe, ich hatte heute Nacht einen Traum gehabt, als seien sieben große Männer, mit überstark leuchtenden Kleidern angetan, zu mir gekommen!
[2.210.11] Einer aus ihnen aber trat zu mir hin und sagte zu mir: ‚Mura! Du bist mein Mann; ziehe hin nach Hanoch, da du ein Baumeister bist, und du sollst dort einen herrlichen Bau aufführen!
[2.210.12] Lamech wird dem Gott Faraks einen Tempel errichten, und du sollst den Bau leiten!
[2.210.13] So du morgen erwachen wirst, wirst du auch schon einen fertigen Plan auf deinem Tisch finden; nach diesem Plan sollst du den Tempel erbauen!
[2.210.14] Zeige aber zuvor den Plan dem König, und dieser wird ihn alsbald als den rechten erkennen und wird dich dann zum Bauführer erwählen!‘
[2.210.15] Und ferner sprach er noch zu mir: ‚Ich aber, der dir solches nun im Traum anzeige, bin samt diesen sechs Brüdern aus der Höhe, und mein Name ist Kisehel, ein Bote des Herrn an die Kinder der Tiefe!‘
[2.210.16] Siehe, solches ist zu mir geredet worden, und hier ist der wunderbare Plan, den ich, Mura, wahrhaftig wunderbarst heute früh morgens noch viel vor dem Aufgang [der Sonne] auf meinem Tisch gefunden habe!
[2.210.17] O König und Herr, wolle ihn gnädigst beschauen!“
[2.210.18] Der Lamech, ganz im höchsten Grade fröhlichst erstaunt über diese Erzählung, erkannte alsobald die volle Richtigkeit des Planes und sagte darauf zum Mura:
[2.210.19] „Freund und Bruder! Durch diesen meinen Handdruck ernenne ich dich dazu, wozu dich der mächtige Bote des Herrn berufen hatte im Geiste!
[2.210.20] Diese meine königliche Kette, die ich dir jetzt überreiche, soll dich als den von mir bevollmächtigten Baumeister allzeit auszeichnen!“
[2.210.21] Darauf aber fragte der Lamech den Mura: „Hast du dir auch die Züge des Kisehel gemerkt?“
[2.210.22] Und der Mura erwiderte: „O König und Herr! Also sehr, dass mir dieselben wohl nie aus meiner Seele entschwinden werden!“
[2.210.23] Und der Lamech sagte darauf zum Mura: „Freund und Bruder, siehe dort den großen Mann, der soeben mit dem Thubalkain redet! Sieht der ihm nicht ähnlich?“
[2.210.24] Und der Mura, ganz außer sich vor Freuden, sprach: „O König und Herr, nicht nur ähnlich, sondern – dieser ist es ja selbst leibhaftig! Ja, ja, er ist es, er ist es!“
[2.210.25] Und der Lamech berief den Kisehel zu sich, und dieser trat alsbald zum Lamech und sagte zu ihm: „Nun, wie gefällt dir der Baumeister Mura aus Farak?“
[2.210.26] Der Lamech konnte vor zu großen Freuden nicht reden, und der Mura fiel vor dem Kisehel nieder.
[2.210.27] Der Kisehel aber sagte zu beiden: „Ersteht, gebt Gott die Ehre! Du, Lamech, bist ein rechter König nun, und du, Mura, ein rechter Baumeister!
[2.210.28] Daher macht euch ans Werk; des Herrn Segen sei mit euch und dem Werk eurer Hände! Amen.“
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