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53. Ein Eherat – 27. Juni 1842

  1. Schreibe nur, schreibe; denn Ich weiß es gar lange schon, um was du Mich fragen willst!
  2. Mein lieber K. G. L., der du Mich lieb hast und traust Mir in deinem Herzen, darum du in der dir wohlbewussten Sache einen guten Rat haben möchtest von Mir! Siehe, hier ist wieder ein Punkt, wo, wie ihr zu sagen pflegt, der „gute Rat teuer“ ist! Denn Ich sage dir, und du kannst es Mir pünktlich glauben: In der Hölle und bei der jetzigen Zeit auf der Welt ist für Mich Selbst ein guter und wirksamer Rat im Ernst schwer; außer Ich wollte mit dem Rat zugleich auch schon mit Meiner Allmacht dareinschlagen.
  3. Täte Ich aber solches – wofür wäre dann der vorhergehende Rat gut und tauglich? Siehe, vor gar nicht langer Zeit habe Ich dem sogenannten Westindien, wegen seines zu industriösen und menschenfreundlichen Strebens, einen solchen mit Meiner Allmacht verbundenen Rat gegeben, auf dass sie sich von der Welt zu Mir zurückkehren sollten. Aber dieser Rat hat vielen Menschen (Ich will hier Mich keines anderen Ausdruckes bedienen) – das Leben und so manchen Ortschaften das Dasein gekostet!
  4. Siehe, was dir aber hier dieses Beispiel im Großen gezeigt hat, und wie dir für die Zukunft noch mehrere ähnliche, wo nicht noch größere Beispiele zeigen werden, was da Mein mit Meiner Allmacht verbundener und somit auch sehr handgreiflicher Rat vermag – dasselbe kann auch bei einzelnen Menschen der Fall sein, so Ich ihnen einen allmächtigen Rat erteilen würde, der dann freilich wohl für den Augenblick wirksam wäre.
  5. Erteile Ich aber den Weltmenschen einen freundlichen Rat entweder durch den besseren Trieb ihres Herzens oder, wie es hier der Fall ist, durch einen geweckten Seher und Wortknecht, sage Mir, wo ist der, der solches völlig glaubt und darum auch treulichst beachtet? Denn also verkehrt sind die Sinne der Menschen, dass ihnen das größte Wunder des lebendigen Wortes so gleichgültig ist, wie nur immer eine andere alltägliche Erscheinung auf der Welt!
  6. Daher kannst du Mir ja glauben, dass so bei manchen Gelegenheiten und in so manchen Punkten einen guten Rat zu geben, wahrhaft selbst für Mich schwer wird!
  7. Dessen ungeachtet aber will Ich dir denn doch noch in deiner dich kümmernden Angelegenheit etwas sagen, aber natürlich also nur, wie es bei Mir steht und nicht wie es in der tollen Weltordnung der Menschen, wie sie gegenwärtig sind, sich vorfindet.
  8. Siehe, so da jemand eine Magd beschlafen hat, so dass er dadurch auch gezeugt hat aus ihr eine Frucht, nachdem er sich zuvor ihre intimste Neigung durch allerlei eheliche Vorworte verschafft hatte – da sind nur drei Fälle möglich, die ihn seines gemachten Bundes entledigen. Und diese drei Fälle sind: erstens, der ein- oder anderseitige Tod des Leibes; zweitens, eine durch was immer für Umstände herbeigeführte gänzliche Untauglichkeit für den ehelichen Stand; drittens, wenn das Mädchen dem Mann gänzlich und ohne sein Verschulden in ihrem Herzen untreu wird und den Liebesantrag eines anderen in ihrem Herzen angenommen hat.
  9. Siehe, nur diese drei Fälle können und werden bei Mir als ein voll entschuldigender Grund angesehen. Alle anderen Gründe aber, welche auf dem mageren und überaus trüglichen Boden des Weltverstandes gewachsen sind, werden allzeit für null und nichtig betrachtet!
  10. Wer da sagt aus seinem Verstand: „Ich möchte ja das Mädchen wohl nehmen zum Weib, wenn es meine Vermögensumstände gestatteten!“ – dem sage Ich: „Du, der du nach der Sünde also gut rechnen kannst, warum hast du dir denn vor der Sünde keine Rechnungstafel angeschafft?! Wahrlich, für jetzt kommst du Mir zu spät mit dieser deiner Rechnung!
  11. Denn Ich kenne keine solche Rechnung, die da die Sünde entschuldige und dich enthebe deines gemachten Bundes! Warum? Weil der Mensch durch die Sünde mit Mir ohnehin schon den ewigen Bund gebrochen, den er Mir geschworen hat in der Wassertaufe, so soll er zu diesem Hauptbruch nicht noch einen anderen hinzufügen, der dem Hauptbruch völlig gleich kommt.
  12. Fürs Zweite aber soll der also rechnende Mensch bedenken, dass seine Versorgung nicht so sehr von den weltlichen Vermögungsumständen abhängt, als vielmehr, ja ganz allein, von Mir – so wird er mit einem gläubigen Herzensverstand gar leicht finden, dass die Probe der Weltrechnung besser ist als die Rechnung selbst!
  13. Denn für den Ich sorge, der ist wahrhaft versorgt; während so manche in den Weltkerkern doppelter Art schmachten, weil die Proben ihrer Rechnungen schlechter ausgefallen sind als die vermeintlich gut geführten Weltrechnungen!
  14. Siehe, das ist der einzige Rat, den Ich dir geben kann, der da auch allein nur gut und wahr ist! Wer aber wird ihn befolgen? Wird er wohl überhaupt befolgt werden?
  15. Wahrlich, wer da aus Liebe zu Mir nicht ehelicht, der tut ja besser. Wer aber einmal einem Mädchen das Wort gegeben hat, der tut eine grobe Sünde, wenn er sein Wort bricht. Hat aber jemand einmal gar schon wider Mein Gebot einem Mädchen beigewohnt, um wie viel mehr muss er darum auch verpflichtet sein, seine Sünde an dem Mädchen wiedergutzumachen – ohne welche Tat sie ihm nie von der Schuldtafel gelöscht wird im Reich des Lebens!
  16. So du, Mein lieber K. G. L., willst solchen Rat deinem Freund erteilen wie aus dir, kannst du es ja tun! Ob er aber fruchten wird, solches lassen wir in der Welt unterdessen dahingestellt sein. Amen.

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