Hier ist Dein Kapitel

6. Ein Geisterkampf und wie er in der Natur sichtbar wird

Am 12. Mai 1842

[6.1] Wenn ihr euch zurückerinnern wollt an manche andere Meiner euch gegebenen Enthüllungen aus der Natur, allwo namentlich dargetan wurde, wo die Tierwelt ihren Ursprung nimmt, so wird euch sobald klar werden, warum in der Einleitung unser vorliegender Berg ein ausgezeichnetes und großes Armenhaus genannt wurde.

[6.2] Seht, vorzugsweise halten sich auch gewöhnlich noch sehr irdisch gesinnte Seelen und Geister in der Region ihres vormals im Leib bewohnten Planeten auf. Diese Geister sind nicht selten voll Ärger, Bosheit und Ingrimm, darum sie so bald ihr zeitlich gutes Leben haben verlassen müssen, und wollen sich nun dafür auf jede mögliche Weise rächen. Obschon sie zwar die Erde direkt nicht sehen können – wie überhaupt kein Geist etwas natürlich direkt zu sehen vermag, was außer ihm ist, sondern nur, was in ihm ist –, so wissen sie aber auf dem Weg innerer Entsprechung doch genau, wo oder in welcher Gegend der Erde sie sich befinden; – und weil sie als Geister mit den naturgeistigen Potenzen in sichtbarem Konflikt [Kontakt] stehen, so vereinigen sie sich auch bald mit ihnen, um dadurch, wo nur immer möglich, der sie so frühzeitig im Stich lassenden Erde zu schaden.

[6.3] Da sie im geistigen Zustand auf dem Weg der Entsprechung auch wohl wissen, dass so ein Gebirgsriese der Erde ein naturmäßiger Nutzwirker ist für alle Ländereien um ihn, so halten sie sich auch besonders gern in seiner Nachbarschaft auf. Beseht nun das Bild – so euch schon die Gelegenheit mangelt, diesen Berg in der Wirklichkeit in Augenschein zu nehmen –, und ihr werdet euch sobald überzeugen, wie da rings um ihn Felsenmassen über Felsenmassen sich auftürmen, in deren Schluchten, Krümmungen und Windungen nicht selten auf ja und nein plötzlich dunkelgraue Wolken aufsteigen, und wenn sie über die Scheitel der höchsten Felsspitzen sich erhoben haben und gewisserart unseren Großglockner erblicken, sich dann doch wieder zurückziehen, und sind oft trotz eines noch so heftigen Windes nicht aus ihren Schlupfwinkeln zu bringen.

[6.4] Seht, diese Erscheinlichkeit ist schon ein sicheres Zeichen vom Dasein solcher missmutigen und böswilligen Geister – und zwar schon in der Verbindung mit den naturgeistigen Potenzen.

[6.5] Erhebt ihr aber eure Blicke höher hinauf zu den weißen Flächen unseres Gletschers, so werdet ihr da ebenfalls fast beständig Wolken und Nebel entdecken, welche aber von einer nahe blendend weißen Farbe sind. Diese Wolken und Nebel sind ebenfalls Träger von Geistern, aber von Geistern guter Art. Die zu allerhöchst Schwebenden sind dazu bestimmte Engelsgeister, und die mehr in der Tiefe des Gletschers schwebenden Nebel, welche gewöhnlich linealförmige Streifwolken bilden, sind zwar ebenfalls Geister guter Art, aber noch nicht völlig reif für die Höhe und müssen sich erst durch getreue Wachsamkeit und mannigfache Kämpfe gegen die argen Geister für die Höhe geeignet, reif und tüchtig machen.

[6.6] So ihr in der Gegend wärt und möchtet da oft tagelang dieser Nebelspielerei zusehen, da würde es euch auch nicht im Traum einfallen, dass es zwischen diesen luftigen Potenzen je zu einem Kampf kommen könnte; jedoch wer da Zeit hätte abzuwarten, bis unter diesen leichten Potenzen es wirklich zu einem kommt, der dürfte auch sicher darauf rechnen, dass ihm während dieses Kampfes das Hören und Sehen vergehen möchte vor tobender Angst in ihm.

[6.7] Wie kommt es aber da zu einem Kampf? Was ist da die gewöhnliche Veranlassung dazu? Wissen wir einmal die Veranlassung, so wird uns auch die Ursache nicht unbekannt bleiben.

[6.8] Seht, die bösen Geister, deren schon früher erwähnt wurde, gehen immer mit dem Rachegedanken um, sich einmal dieses Länderwohltätigkeitsthrones zu bemächtigen, um dann vom selben aus nach allen Seiten gehörig Unheil ausstreuen zu können. Aus dieser Ursache rotten sie sich in den unteren Schlupfwinkeln zusammen und machen kleine Ausflüge, um zu rekognoszieren [erkunden], wie es mit der Wache und der Besatzung des Thrones steht. Bemerken sie, dass es ziemlich blank um ihn aussieht, so geht diese Nachricht weit und breit mit aller Gedankenschnelligkeit hin, und wo da nur immer eine so recht zerklüftete Gebirgsspitze sich befindet, da werden sich auch sogleich überall große Massen von gleich dunkelgrauen Wolken herauszuziehen und in die Höhe zu erheben anfangen, und wenn ehedem der Himmel ganz rein war, so ist er bald ganz dicht umhüllt, nicht selten in wenigen Minuten schon, von solchen oft ganz schwarzen Wolkenmassen, welche da kreuz und quer ziehen und sich auf Umwegen dem Thron nähern, damit durch diese Bewegung die Thronwachen möchten in die Irre geführt werden.

[6.9] Bei solcher Gelegenheit ist dann auf eine kurze Zeit der Großglockner auch gewöhnlich ganz wolkenlos und nebelfrei; denn sobald die Wächter solche Schelmerei von den argen Geistern sehen, da ziehen sie sich sobald zusammen und verbergen sich sorgfältig in den inneren, großen Kristalltempeln dieses Berges.

[6.10] Wenn nun die Hauptanführer der weitgedehnten argen Rotten sehen, dass der Thron unbesetzt ist, so kommandieren sie sobald ihre losen Truppen, sich so hoch als möglich zu erheben und dann behände über den Thron herzufallen und alles, was da in den inneren Gemächern angetroffen wird, für immer gefangen zu nehmen und zu erdrücken.

[6.11] Auf dieses Kommando stürzt nun das graue Gesindel mit für euch, die ihr eine solche Naturszene noch nicht gesehen habt, unglaublicher Hast auf unsern Großglockner hin, bei welcher Gelegenheit es dann in seiner Nachbarschaft selbst um die Mitte des Tages so finster wird, dass die Menschen in seinen nahe gelegenen Tälern nicht selten zu Kerzen- und Lampenlicht ihre Zuflucht nehmen müssen. Bei dieser Gelegenheit wird’s dann gewöhnlich ganz still – was den Grund hat, weil die argen Geister nun der Meinung sind, dass sie endlich einmal gesiegt haben. Allein solche ruhige Szene dauert zuallerlängst höchstens sieben und siebzig Minuten. Nach dieser Zeit werdet ihr bemerken, dass sich aus den Eisklüften sehr dichte weiße Wolken zu ziehen anfangen. Diese breiten sich dann in kurzer Zeit unter den schwarzen Wolken aus, und wenn sie sich gehörig weit und dicht ausgebreitet haben, da fangen sie sich dann an unvermerkt zu erheben und tragen dann das schwarze Gesindel gewisserart auf ihrem Rücken immer höher und höher.

[6.12] Wenn nun das schwarze Gesindel solche List merkt, da macht es bald irgend Luft und lässt das weiße Gewölk durchpassieren. Solches wissen die Geister des weißen Gewölks gar wohl und wissen, dass sich die argen Geister dabei denken: „Zieht ihr nur hinaus; wenn ihr einmal vollends draußen seid, da werden wir ja wohl sehen, wer den Thron in Besitz nehmen wird!“

[6.13] Wenn demnach die weißen Wolken sich samt und sämtlich über die schwarzen hinausgezogen haben, so breiten sie sich in der Höhe nicht selten gleich einem Netz viele Meilen nach allen Seiten mit Blitzesschnelligkeit aus und nehmen das gesamte arge Gesindel einfach [einzeln] gefangen.

[6.14] Wenn aber nun das arge Gesindel durch allerlei geistig-telegraphische Depeschen die Nachricht bis zum Thron hin empfängt, dass die weißen Geister es allenthalben umzingelt und gefangen haben, so werden die Helden, welche sich schon über den Thron hergemacht haben, überaus ergrimmt über die List der weißen Geister. Sie fangen da an, alle ihre Truppen zu konzentrieren, und dadurch die weißen Massen zu brechen, und dieser Moment ist dann auch der Anfang des eigentlichen Kampfes.

[6.15] Hier würdet ihr zuerst ein ungeheures Toben und Tosen in dieser schwarzen Wolkenmasse gewahren. Dieses Toben und Tosen rührt her von dem Sichaneinander-Drängen dieser Geister und von dem immer mehr und mehr Ergrimmtwerden. Je mehr aber diese argen Geister sich abmühen, die oberen vernichtend zu durchbrechen, desto mehr auch werden sie von den oberen entgegengedrückt.

[6.16] Bei dieser Gelegenheit fangen sich dann die unteren Geister in ihrem Grimm zu entzünden an, und sobald gibts da eine so feurige Szene ab, dass nicht selten in einer Minute mehr denn Hunderte der heftigsten Blitze mit großem, erderschütterndem Gekrache nach allen Seiten hin fahren, um die herabbohrenden weißen Massen zu töten, und in die Höhe, um die Hauptanführer der weißen zu verderben, und in die Tiefe oder auf die Erde, um den Thron zu vernichten.

[6.17] Seht, das ist nun das erste Manöver! Aber wenn die Geister der weißen Massen gewahren, dass den unteren feindlichen Rotten gewisserart die Munition ausgegangen ist, da erfassen die weißen Geister plötzlich in allen Teilen die schwarzen und drängen sie so fest aneinander, wie fest da ist ein wirklicher Stein, und schleudern sie dann mit der größten Heftigkeit hinab auf die Erde, und natürlicherweise zum größten Teil auf die weitgedehnten Eisflächen des Thrones selbst, wie auch in weiteren Umkreisen, jedoch in kleineren Knoten, als Hagel in die Tiefen herab. Bei dieser Gelegenheit könnt ihr auch die Ursache dessen sehr leicht begreifen, warum – namentlich über die Eisfelder des Großglockners – nicht selten zentnerschwere Eismassen den Wolken entstürzen, und oft in solcher Dichtigkeit, dass da gewisserart ein Eisblock den andern vor sich hertreibt.

[6.18] Wenn auf diese Weise das schwarze Gesindel samt und sämtlich besiegt am Boden liegt, so lassen die weißen Geister noch einen Regen, welcher da schon aus den Friedensgeistern besteht, über diese Besiegten herabstürzen, lösen sich endlich selbst in einen schneidend kalten Wind auf und binden dadurch die Besiegten auf längere Zeit an das frühere Eis des Thrones. Dadurch verschaffen sie diesen argen Wesen wieder eine Ruhe, in welcher sie sich dann gewöhnlich mit der Länge der Zeit eines Besseren besinnen. Und ist solches eingetroffen, dann löst sich das eisige Band oder die naturmäßig-geistige Potenz wieder zu fließendem Wasser auf und dem also gedemütigte Geist wird wieder der Gebrauch seiner Freiheit anheimgestellt.

[6.19] Bessert er sich, so wird er bald in die unteren Reihen der Friedensgeister aufgenommen; bessert er sich aber nicht und wiederholt bei einer andern Gelegenheit solchen Angriff – was leider am öftesten der Fall ist –, so wird er dann wieder auf die ganz gewöhnliche und einfache Weise gefangen genommen, aber allzeit ein bisschen länger in der Gefangenschaft gehalten.

[6.20] Seht, das ist die erste Geisterszene, die sich vorzugsweise da ereignet, wo es sich natürlicherweise um einen wenigstens vermeintlichen Thron handelt. Aber diese Szene ist nicht die einzige, die da vor sich geht, sondern es gibt dann auch gar viele, welche aber nicht so wie diese in die naturmäßige Erscheinlichkeit mehr herüberragen, sondern sie offenbaren sich mehr dem Gefühl derjenigen auf mannigfache Weise, welche je Gelegenheit haben, wenigstens einen unteren Teil eines solchen Berges zu besteigen.

[6.21] Um jedoch bei unserer Darstellung dieses Berges nicht in eine zu lange Ausdehnung zu geraten, wollen wir bei der nächsten Gelegenheit nur noch zweierlei eine kurze Aufmerksamkeit widmen und uns dann schnell auf den evangelischen Teil, welcher für euch der bei Weitem wichtigste ist, zuwenden.

[6.22] Und so lassen wir es für heute wieder bei dem bewendet sein.

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare