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197. Lamechs liebeerfüllte Verehrung des heiligen Namens. Vom Reinigungsfeuer der Gottesliebe

Am 23. November 1842

[2.197.1] Der Lamech aber fand großes Wohlbehagen an der Verehrung des heiligsten Namens also, dass er nicht erstehen wollte; denn je mehr er stets tiefer und tiefer den Namen fasste, desto mehr ward er auch ergriffen im Herzen und im Geiste, und konnte sich darob nicht trennen von dem Ort, allda ihn die Liebe zu Gott so mächtig zu fesseln anfing.

[2.197.2] Der Kisehel aber beließ ihm die hehre Lust seines Geistes, damit er sich mehr und mehr feste in der mächtigen lebendigen Liebe zu Gott.

[2.197.3] Da aber der Thubalkain solches sah, verwunderte er sich über seinen Vater Lamech und sagte zum Kisehel:

[2.197.4] „Höre, großer mächtiger Freund und Bruder nach deinem Wort, wahrlich, so mir jemand gesagt hätte: ‚Morgen wird aus der Erde ein Baum erwachsen, der mit seinen Ästen bis zur Abendzeit das Firmament erreichen wird!‘, so hätte ich solches eher für möglich gehalten als eine solche plötzliche Umkehr meines Vaters!

[2.197.5] Es sind ja noch kaum etwa bei acht Tage verflossen, als Lamech den Himmel und die ganze Erde zu vernichten geschworen hatte, – und jetzt liegt er im Staub zerknirscht vor dem, das er so gräuelhaft bitter verflucht hatte!

[2.197.6] Wahrlich, das ist das größte Wunder, das die ganze Erde samt ihrer Werdung mit allem dem, was in ihr, auf ihr und über ihr ist, aufzuweisen hat!

[2.197.7] Ja, ich sage dir, mächtiger Freund und Bruder, wenn du mit deiner Kraft Berge versetzt hättest, so hättest du mich dadurch von deiner rein göttlichen Sendung nicht so mächtigst überzeugt, als eben durch dieses unerhörte Wunder!

[2.197.8] Ja, jetzt glaube ich erst vollends, dass ihr rein von Gott hierher gesandt seid! Denn die Wunder draußen haben mich wohl gefangen, aber überzeugt haben sie mich weniger; denn sie sind zu rasch aufeinandergefolgt, dass ich mir nicht helfen konnte, sondern ward nur genötigt wie ein vollends Besiegter und musste mich fügen, von meiner Ohnmacht und auch beiseitiger Überzeugung getrieben.

[2.197.9] Jetzt aber erwacht mein freier Wille, und so bin ich kein genötigter Bekenner mehr alles dessen, was ihr uns schon gelehrt habt und sicher noch ferner lehren werdet, sondern jetzt will ich frei aus mir heraus, was ihr wollt aus dem allerheiligsten Willen des allmächtigen Gottes heraus!

[2.197.10] Daher lasst auch nun mich hingehen zum Thron und allda tun, was also erbaulichst nun tut mein Vater Lamech! Euer Wille in Gott geschehe!“

[2.197.11] Und der Kisehel erwiderte dem Thubalkain: „Bruder, solches ist recht und billig von dir! Gehe hin und stärke dich für die kommende Versuchung; denn wem der heilige Vater durch ein Wunder hilft, den prüft Er dann auch stärker denn einen, der da allein durch das Wort zu Ihm ist bekehrt worden.

[2.197.12] Ich sage dir, es muss zuvor alles durchs Feuer gehen, bis es sich Gott nahen kann im Herzen und im Geiste! Du bist zwar bekehrt, und der Lamech ist es auch, und das auf eine wunderbarste Art; aber in diesem Bekehrungszustand gleicht ihr noch dem Erz, das da in der Erde gefunden wird und gewisserart als ein Unrat derselben zu betrachten ist. Soll das Erz fest und brauchbar werden, so muss es durchs Feuer wandern.

[2.197.13] Siehe, also wirst auch du und der Lamech noch eher müssen durchs Feuer wandern und vom selben ganz geschmolzen werden, bevor ihr die wahre Festigkeit im Glauben, in der Liebe und Treue zu Gott erlangen werdet!

[2.197.14] Darum also magst du wohl auch hingehen und dich gleich deinem Vater stärken für jede möglicherweise kommende und sicher zu erwartende Prüfung von oben!“

[2.197.15] Diese Worte erschreckten den Thubalkain also sehr, dass er darob zu beben anfing und am Ende kaum die Frage stotternd herausbrachte:

[2.197.16] „O Freund! – Werde – ich – und der – Vater Lamech – denn – müssen – im – Feuer verbrannt – werden?“

[2.197.17] Und der Kisehel erwiderte: „Oh, was Törichtes gedenkst du?!

[2.197.18] Nicht ein Funke wird euren Leib berühren; aber das Feuer eurer Liebe zu Gott wird euch müssen zuvor in allem eurem noch in euch verborgen haftenden Welttum verzehren! Alsdann erst werdet ihr euch, wie schon gesagt, Gott nahen können, und alle eure Sünde wird dadurch von euch genommen werden also, wie sie von mir genommen ward, da auch ich ein Sünder war vor Gott.

[2.197.19] Auch ich ward durch ein Wunder bekehrt und musste darauf ein starkes Feuer bestehen und bestehe es jetzt noch! Also wird es auch euch ergehen; daher gehe nur wohlgemut hin zu deinem Vater, und tue desgleichen, das er nun tut, so wirst du viel stärkende Gnade finden und wirst dadurch die kommenden Prüfungen leicht und fröhlichen Mutes bestehen! Amen.“

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