Am 21. November 1842
[2.195.1] Nachdem sie alsogestalt Gott bei einer Stunde lang gelobt und gepriesen hatten, erhob sich endlich auf ein inneres Geheiß der Kisehel und sagte zu den anderen:
[2.195.2] „Im Namen des alleinigen, einigen, allmächtigen Gottes sage ich euch, ersteht samt mir; denn also ist es der heilige Wille Dessen, der vor uns war und hat geredet Worte des Lebens, der Gnade und der Erbarmung!“
[2.195.3] Und alle erstanden auf diesen Anruf des Kisehel. Als sie aber alle sich gestärkt und überaus getrost erhoben hatten vom Boden, da auch wandte sich der Kisehel alsbald an den Thubalkain und sagte zu ihm:
[2.195.4] „Bruder Thubalkain, höre! Da es des Herrn Wille ist, also magst du deine Arbeiter wohl herbeirufen und ihnen zeigen die Arbeit; und sie sollen sogleich beginnen und arbeiten die ganze Nacht hindurch.
[2.195.5] Also aber, wie sie das Erz der Berge geschmolzen haben mittels des Bergsalzes und des starken Feuers, sollen sie auch dieses Erz schmelzen; und wenn sie der Klumpen reinen Erzes in großer Menge haben werden, dann erst soll dem Schmelzen Einhalt getan werden.
[2.195.6] Eine gerecht große Menge aber soll bestehen aus siebzehnhundert Klumpen. Alsonach verordne die Sache! Amen.“
[2.195.7] Und der Thubalkain berief alsbald die große Schar seiner Arbeiter zu sich, zeigte ihnen das rohe Erz an und belehrte sie dann, wie sie es anschicken sollten, um dasselbe zu schmelzen und in runde Klumpen zu formen.
[2.195.8] Als die Arbeiter solches nun vollends begriffen, da fragte ihn sein oberster Werkmeister:
[2.195.9] „O Herr und gestrenger Gebieter, es ist alles gut und wohl dargetan; nur erlaube, dass ich dich frage, und zürne nicht darob, so ich dir die Frage stelle und ehrerbietigst sage: Wir haben der Arbeiter in gerechter Menge, und des Erzes ist in großer Fülle vorhanden; woher sollen wir aber das Holz und das Salz nehmen? Denn ohne dem geht das Schmelzen nicht!
[2.195.10] Sollen wir unser Holz hierher schaffen und unser Salz gebrauchen, oder haben wir solches alles aus der Stadt zu nehmen?“
[2.195.11] Und der Thubalkain sagte zum Werkmeister: „Höre, so ich die Arbeit übernommen habe, da habe ich sie ganz übernommen, und dazu gehört dann ja auch das Holz und das Salz!
[2.195.12] Ich sage dir aber, nicht nur das Holz und das Salz, sondern auch die ganze Verpflegung wird von mir aus bestritten und so auch der Arbeitslohn!
[2.195.13] Daher schafft alsbald alles herbei, was zu dem Werk nottut, und trachtet, dass dasselbe längstens in einer Stunde begonnen wird; das heißt, sobald die Sonne unter die Berge sich senken wird, muss hier das Feuer schon tätig sein!
[2.195.14] Macht aber wenigstens hundert drei Spannen tiefe Gruben für die Erzfeuerung, und lasst dazu alle die zweitausend Arbeiter treten, so wird unter dem neuen Segen des alleinig wahren allmächtigen Gottes das Werk gut vonstattengehen!
[2.195.15] Lasse daher hundert Arbeiter sogleich die Gruben machen, zweihundert sollen das Holz herbeischaffen, zweihundert das Salz, hundert sollen Nahrung herbeischaffen, zweihundert sollen das rohe Erz graben, und zweihundert sollen dasselbe braten und schmelzen. Und wenn eine Grube voll sein wird, dann lasse es dreißig Handschwingungen lang abkühlen, schaffe sonach den Klumpen aus der Grube, und beginne alsbald mit einer neuen Feuerung!
[2.195.16] Wenn ihr also emsig die Nacht hindurch arbeitet, so dürften wir bis morgen dieses Metalles in der völlig hinreichenden Menge haben.
[2.195.17] Morgen lassen wir dann die schweren Fußhebelhämmer herbeischaffen, und ehe die Sonne untergehen wird, sollen die Klumpen in zierliche Platten ausgetrieben sein.
[2.195.18] Jetzt weißt du alles, gehe nun und handle! Es geschehe!“
[2.195.19] Alsbald begab sich der Werkmeister ans Werk, und der Kisehel sagte darauf zum Thubalkain: „Bruder, du hast die Sache gut geordnet, gesegnet sei darum das Werk! Wahrlich, sage ich dir, morgen sollst du Wunder schauen; denn deine Arbeiter werden so viel dieses Metalles gewinnen, dass es dich erschauern wird beim Anblick desselben!
[2.195.20] Doch lassen wir dieses nun gut sein, denn es ist nun alles geordnet!
[2.195.21] Du, Bruder Lamech, nehme die Tafel und gehe voran, wir aber werden dir folgen in dein Haus. Alldort wollen wir dieses Heiligtum bis zur Vollendung des Tempels verwahren; nach dem aber wollen wir alle deine Gäste sein, und du wirst unser Bruder und Wirt sein!
[2.195.22] An deinem Tisch werden wir speisen und in deinem Haus loben den heiligsten Namen des liebevollsten Vaters aller Menschen!
[2.195.23] Und du, Bruder Thubalkain, sollst an meiner Seite gehen und heute noch in deines Vaters Hause empfangen den bedungenen Lohn; denn du weißt, dass in deines Vaters Hause der Weiber und der Mägde es in großer Menge gibt. Siehe, diese sind ganz gereinigt nun, und dir soll aus der großen Zahl die rechte werden! Und also begeben wir uns dahin! Amen.“
[2.195.24] Und alsogleich erfasste mit der größten Ehrfurcht und Liebe der Lamech das Heiligtum, ging voran, und der Thubalkain an der Seite des Kisehel und die anderen Boten folgten ihm.
[2.195.25] Als sie sich aber der Stadt nahten, da kam ihnen eine große Volksmenge entgegen und schrie: „Ehre Gott in der Höhe, darum Er den Lamech gemacht hatte zu einem rechten König!“ Und also rief das Volk noch lange in die Nacht hinein.
[2.195.26] Der Lamech war gerührt, dass er laut weinte.
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