Die vier Töchter Anselm Hüttenbrenners stellten wiederum je eine Frage mit der Bitte um Beantwortung durch den Knecht Jakob Lorber. Sie wünschen Aufklärung über „Judas Ischarioth“ – die „unbekannte Zahl“ – den „gordischen Knoten“ – die „vier Elemente“. Schreibende: Die vier erwähnten Töchter.
Der Herr sprach durch Seinen Knecht Jakob Lorber Nachstehendes:
[1.410306.1] O Kinder! Der Stoff, den ihr gewählt habt, ist wahrlich ein vielsagender! Aber wenn ihr auch alle die Elemente verstündet in eurem Kopf, so würdet ihr einem reichen Törichten gleichen, der da nicht weiß, was er mit seinem Vermögen anfangen solle, und es darum verscharrt in seinen Kästen, wo all sein großes Geld ihm ebenso viel nützt, als hätte er keines.
[1.410306.2] Ja, ihr würdet bei der großen Lust nach solchen Kopfschätzen auch nicht minder gleich sein einem Judas Ischariot, der Mich um dreißig Silberlinge feilbot. Denn seht, es ist ein jeder diesem Verräter gleich, der sich mit was immer selbstliebig bereichert, sei es mit Wissenschaften oder mit dem Gold. Denn so er alles dieses nicht von Mir empfängt oder sich solches nicht wenigstens aus großer Liebe zu Mir und seinem Nächsten erwirbt, so ist er, ebenso gut wie ein Judas Ischariot, ein Dieb und ein Räuber, da er alles dieses sich eigensüchtig zu eigen macht und somit auf Meine Kosten sündigt.
[1.410306.3] Sind denn nicht Feuer, Luft, Wasser und Erde Dinge, die Ich aus Mir gemacht habe!? Ist nicht jede Zahl eine aus Meiner Ordnung verliehene Grenzmarke der Unendlichkeit!? Wie kann denn jemand solches alles irgendwo anders empfangen als entweder aus der reinen Liebe zu Mir oder, so er lebendigen Glaubens ist, unmittelbar aus Meinem Munde!?
[1.410306.4] Wüsste jemand auch, wann der erste Funke zu glimmen begann – wären ihm auch bekannt alle Atome und Miasmen der Luft – hätte er gezählt alle Tropfen des Wassers vom Mittelpunkt bis auf die Oberfläche der Erde – und hätte er mit einem Mikroskop alle Stäubchen der Erde gezählt, alles Moos auf den Bäumen und Steinklippen und angeschaut alle Pflanzen, Gesträuche und Bäume und hätte jedem einzelnen einen eigenen Namen gegeben – ja wenn ihm selbst bei seinen Forschungen kein Wesen aus dem Tierreich sowohl der Gattung als der Zahl nach unbekannt geblieben wäre – und wenn er es in der Rechen- und Messkunst soweit gebracht hätte, dass er die Größe, Bewegung, Entfernung, das Licht und die Schwere eines jeden Fixsterns mit der genauesten Sicherheit zu berechnen imstande wäre – wahrlich alles dieses würde ihm nicht viel mehr nützen, als so sich jemand die Mühe genommen hätte, all die Sandkörnchen zu zählen, die beim Bau eines Hauses verbraucht werden.
[1.410306.5] Und wollt ihr, liebe Kinder, euch einen wahren Begriff von einem eigentlichen „gordischen Knoten“ machen, so blickt den Kopf eines solchen selbstherrlichen und selbstsüchtigen Gelehrten an, der, wennschon nicht hier, so doch ganz sicher jenseits jene selbe Lösung finden wird, wie der ähnliche Knoten des Geizhalses Ischariot, da er unter einem weiten Ast hing und der Höllenfürst ihm erwies, was einst mit dem gordischen Knoten Mazedoniens Held getan.
[1.410306.6] So ihr aber lernt alle die Elemente, o Kinder, lernt sie nicht mit dem Kopf, sondern erfasst sie aus Liebe zu Mir in eurem Herzen, so werdet ihr in wenigen Kenntnissen mehr finden als alle Gelehrten in ihrem törichten Dünkel seit der Schöpfung der Welt gefunden haben.
[1.410306.7] Wahrlich ihr werdet dann auf keinen „gordischen Knoten“ kommen! Sondern die große „unbekannte Zahl“, die noch kein Weltweiser gefunden hat, wird euch jedes Blümchen wunderherrlich entziffern. Denn hört, liebe Kinder! Diese „unbekannte Zahl“ bin Ich Selbst, euer lieber, guter Vater!
[1.410306.8] Daher rechnet nur recht fleißig in eurem Herzen und zerhaut aus Liebe zu Mir den Knoten eurer jugendlichen Weltgelüste durch das scharfe Schwert der Selbstverleugnung!
[1.410306.9] O Kinder! Ihr vermögt es nicht zu ahnen, welch einen vorteilhaften Tausch ihr da machen werdet! Denn was da hinter der verschleierten, euch noch „unbekannten“ Zahl steckt, werdet ihr erst dann erfahren, wenn ihr euren (Weltlust-)Knoten gelöst habt.
[1.410306.10] Wer mit dem Kopf lernt, lernt schwer und unfruchtbar. Aber im Herzen wird ein Sonnenstäubchen zu einer Welt! Daher lernt im Herzen, was ihr lernt! Denn da werde Ich, euer lieber, guter Vater, euch ein Lehrer werden. Amen!
[1.410306.11] Das sage Ich, euer lieber, guter, heiliger Vater!
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