Am 16. September 1842
[2.157.1] Nach solchem Ruf eilte alles hin zum Abba und schmiegte sich um Ihn herum, wie es sich nur immer tun ließ, und der Abba lobte den Eifer ihres Herzens.
[2.157.2] Da der Adam aber nicht also behände war zu Fuß wie die anderen, so geschah es denn, dass die anderen eher den Abba ganz umschlossen hatten, bevor erst der Adam nachzukommen imstande war.
[2.157.3] Solches aber verdross den Alten ein wenig, dass man diesmal so wenig Rücksicht auf ihn genommen hatte, und er fing darum auch an, im Ernst zu schmollen.
[2.157.4] Aber der Abba sagte zu ihm: „Adam, warum schmollst denn du jetzt? Sind wir denn nicht unser zwei gekommen? Hast du hier zu wenig Platz, siehe, dort steht ja noch einer! Schmiege dich an ihn! Erkenne ihn aber zuvor, und frage dann dein Herz, wer von uns beiden wohl tiefer im selben steckt! Ich sage dir aber, es wird dir dein eigenes Herz laut sagen, warum du diesmal zu spät an Meine Seite kamst!
[2.157.5] Ich sage dir aber auch, dass vorderhand der Fremde, den du bald erkennen wirst, besser daran ist, denn du es jetzt bist. Denn er ist schon unsterblich, du aber wirst noch eher völlig sterben müssen, bevor du zur Unsterblichkeit gelangen wirst.
[2.157.6] Und so denn sehe diesen Meinen Begleiter näher an, und so du ihn wirst erkannt haben, da sage es uns allen, für wen du ihn erkannt hast!“
[2.157.7] Hier fing der Adam an zu stutzen und wandte sich langsam nach dem Fremden, fing ihn an vom Fuß bis zum Kopf zu mustern; und da er ihn dennoch nicht zu erkennen vermochte, so wandte er sich wieder zum Abba und fragte Ihn:
[2.157.8] „Abba, ich mag Deinen Begleiter nicht erkennen! Wer ist er denn, und welchen Namen führt er? Abba, sage es mir, damit mich nicht zu lange die Erwartung martere!
[2.157.9] Dass ich und meine Nachkommen in unserem Fleisch eher vor der Erde werden sterben müssen, bis unser Geist wieder in seine Heimat gelangen wird, solches ist mir ja schon seit den Zeiten Ahbels bekannt; denn er ist uns allen ja zum traurigen Beispiel geworden!
[2.157.10] Aber trotzdem bebe ich doch nicht; denn ich weiß es ja auch, dass ich in Deinen Armen sterben werde, also wie ich aus denselben zur Erde kam!
[2.157.11] Aber alles dessen ungeachtet bleibt mir der Fremde dennoch fremd, und ich mag ihn nicht erkennen; daher gebe, o Abba, es mir kund durch Deinen heiligen Mund, wer da doch der Fremde ist!“
[2.157.12] Und der Abba sagte darauf zum Adam: „So trete ihm näher, und es wird sich ja wohl zeigen dann, ob du ihn erkennen wirst oder nicht!“
[2.157.13] Und der Adam trat dem Fremden näher. Als er sich diesem aber kaum noch einige Schritte genähert hatte, siehe, da schrie er plötzlich auf, – denn er erkannte in dem Fremden seinen Sohn Ahbel und wollte auch sogleich auf ihn losstürzen.
[2.157.14] Aber dieser sagte zum Adam: „Halte ein, und höre! Deine Kinder haben den rechten Vater umfangen; warum willst du dich denn von Ihm ferne halten und an Seiner statt mich umfassen, der ich nichts bin gegen Ihn?
[2.157.15] Daher kehre dich schnell um, auf dass du zu Dem gelangst, der da allein ist der ewige Urgrund aller Wesen; denn sonst stirbst du heute noch!
[2.157.16] Siehe, eben heute ist der großen Schlange ein freier Spielraum gegönnt, heute darf sie sogar diese Höhe bekriechen! Daher beeile dich, damit sie dich nicht eher einholt, bis du in den Kreis des Lebens treten wirst!
[2.157.17] Siehe zu deiner Grotte hin, da steht er schon, der große Feind des Lebens!
[2.157.18] Daher eile, eile Vater, denn er ist behände wie ein Blitz und grimmig wie ein gereizter Löwe!“
[2.157.19] Hier sprang der Adam hastig hin zum Abba, und dieser nahm ihn auf.
[2.157.20] Aber mit eins stand auch schon der Fürst der Welt in menschlicher Leibesgestalt grimmsprühend zwischen dem Ahbel und zwischen der Gruppe, welche sich da angeklammert hatte an den Abba, und schrie also:
[2.157.21] „Allmächtiger, warum verfolgst Du mich hier in meinem Eigentum?! Was hast Du zu tun mit meinen Geschöpfen? Warum willst Du mir entreißen, die nicht aus Dir, sondern aus mir hervorgegangen sind, und willst mich machen zu einem kinderlosen Vater?! Hast Du nicht zahllose Legionen nach Dir reiner Geister?
[2.157.22] Daher weiche von der Erde, und weiche aus all meinem großen Weltenreich; denn das ist mein Eigentum, da es aus mir, aber nicht aus Dir hervorgegangen ist! Du zertrittst mit Deinen Füßen mein Eigentum und bist ein Dieb in meinem Reich, daher weiche von hier!“
[2.157.23] Und der Abba sagte zu ihm: „Frevler, welcher Lüge voll ist dein Mund?! So das dein Eigentum ist, wessen Eigentum bist denn hernach du selbst? Wer hieß denn dich werden gleich anderen zahllosen Legionen?!
[2.157.24] Was redest du denn von einem Eigentum?! Zeige mir die Pflanze, welche du erschaffen hast auf der Erde Boden, und Ich will dir die ganze Erde und den ganzen sichtbaren Himmel zu eigen geben!
[2.157.25] Elender Lügner, jetzt bebst du vor Mir, da Ich deine Schande aufgedeckt habe; warum bebst du dann nicht vor dir selbst, da du dich in jeder Sekunde um eine Ewigkeit tiefer verdammst durch deine große Bosheit?!
[2.157.26] Wisse, Ich bin der Herr Himmels und der Erde! Daher weiche, denn diese Stätte ist zu heilig für deine Füße!“
[2.157.27] Und der Feind entschwand brüllend und fluchend der Höhe.
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