[1.401030.1] Für den künftigen Sonntag habe Ich mit euch vor, dass ihr sämtlich schon um acht Uhr morgens zusammenkommen sollt, bei welcher Gelegenheit Ich euch als nachfolgende „Reisediäten“ alles auf dieser Reise Beobachtete umständlich erörtern werde, so zwar, dass die gestrige Mitteilung auch bloß nur als ein purer Index zu betrachten ist.
[1.401030.2] Jedoch wohlgemerkt, eine so einfache Sprache, wie Ich sie im Index geführt habe, werde Ich da nicht führen, weil gestern einer oder der andere bei sich denken konnte: So etwas zu sagen wäre vielleicht auch Meinem Knecht möglich, der doch nur ein purer armer Hascher ist, da er nichts weiß, als was er von Mir erhascht.
[1.401030.3] Das weiß er und redet auch nichts aus sich und kann es auch nicht, da er viel weniger als jeder von euch in irgendeiner Wissenschaft hat. Eben darum ist er Mir auch ein taugliches Werkzeug, da in seinem Kopf fast nichts darinnen ist, aber zeitweise desto mehr in seinem Herzen, welches Ich nur allein brauchen kann, da im selben kein Gedächtnis ist, wohl aber eine Erinnerung der Liebe in und zu Mir und in dieser Erinnerung die Anschauung dessen, das Ich will und sage, welcher Zustand des Menschen ein rechter Zustand ist, und der Zustand der verständigen Köpfe aber ein ganz verkehrter und ist nichts als die allereitelste Träumerei eines kranken, unnatürlich gebrauchten Gehirns.
[1.401030.4] Also nicht so einfach werd’ Ich das Wort führen. Und euer Verstand wird gewürgt werden, aber desto mehr wird sich euer Herz freuen.
[1.401030.5] Wenn aber diese Mitteilung wird zu Ende sein, dann möge X. einen Versuch machen an dem Mann unter vier Augen, ohne jedoch mehr zu sagen, als dass jemand vermöge inneren Schauens und wörtlichen Vernehmens solches alsogleich ohne alle Vorbereitung und andere wissenschaftliche Bildung auf Verlangen, über was immer für einen Gegenstand entweder schriftlich oder aber auch alsogleich mündlich ohne den allergeringsten Anstand den Übrigen mitzuteilen imstande ist.
[1.401030.6] Dieser Mann ist derjenige, an den ihr alle schon gedacht habt, und welcher, wenn er klug ergriffen wird, ein sehr brauchbarer Arbeiter in Meinem Weinberg werden kann. Doch sollte seinem freien Willen nicht der allerleiseste Zwang angetan werden, sondern kosten soll er stückchenweise vom Brot des Lebens, und es wird ihn bald darnach gar sehr zu hungern anfangen.
[1.401030.7] Auch soll er nicht alsobald Bekanntschaft machen mit Meinem Knecht, sondern erst dann, wenn sein Hunger größer und größer geworden ist, und [wenn] sich bei ihm auch der Durst nach dem lebendigen Wasser einstellen wird, alsdann erst sollen ihm die Bogen Meiner großen Haushaltung eröffnet werden und so auch die anderen Nebenworte. Und so wird er schon ein rechter Mann werden und wird Mich wiederfinden da, wo er Mich am wenigsten zu sein glaubte.
[1.401030.8] Wenn er aber sagen wird, es seien wohl manche Dinge in diesen Meinen Mitteilungen sehr frappant, aber es herrsche da keine Ordnung und kein System zugrunde, da soll ihm bemerkt werden, dass Meine Ordnung und Mein System ein ganz anderes ist als das der Menschen, die da zählen eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn; bedenken aber nicht dabei, dass jede dieser Zahlen nur eine Grenzmarke der Unendlichkeit ist. Was aber zwischen eins und zwei und drei und so fort liegt, das bedenken sie nicht! Ich aber habe und kenne die rechte Ordnung und sage nicht eins, zwei und so fort; sondern bevor nicht die unendliche Kluft zwischen eins und zwei ausgefüllt wird, kann nicht zu drei fortgeschritten werden.
[1.401030.9] Wem wohl ist bekannt der Anfang, die Mitte und das Ende aller Dinge? Ich aber bin das Alpha und das Omega und bin der ewige Mittelpunkt aller Dinge Selbst. Daher ist Meine Ordnung auch die rechte, da Ich die ewige Ordnung Selbst bin. Und so der neue Mann Mich wiederfinden wird, so wird ihm auch Meine Ordnung und Mein System einleuchtend werden.
[1.401030.10] So jemand aber das nicht einsehen könnte, der soll nur betrachten die Erde und ihre Vegetation, da wird ihm gewiss alles wie Kraut und Rüben untereinander wachsend vorkommen. Und so er seinen Blick erheben wird gen Himmel, wird er da die Gestirne nicht erblicken, als wenn sie nur zufällig von jemandem gewisserart mit einem phosphorisierten Pinsel wären leichtsinnig hingespritzt worden? Und Ich sage: Es ist doch überall die größte Ordnung! So wachsen giftige und heilsame Kräuter auf einem Fleck, wie auch Disteln unter dem Weizen – und doch ist überall die größte Ordnung.
[1.401030.11] So wirft auch der Maurer seinen sandigen Mörtel zwischen die Steine, die er gelegt hat, und kümmert sich wenig um die Lage jedes einzelnen Körnchens Sand. Doch sage Ich, es liegt in der Lage der Sandkörner im Mörtel mehr Ordnung als im ganzen Gebäude, und doch werden die Gelehrten sagen, dass eine solche Behauptung an Unsinn grenze, wo nicht der Unsinn selbst sei.
[1.401030.12] Seht, so jener Mann das so ein wenig nur beachten wird, so wird es sich mit ihm auch dann schon nach und nach geben. Aber es gehört Klugheit und recht viel Liebe und Sanftmut dazu. Hört! – besonders recht viel Sanftmut!
[1.401030.13] In der Sanftmut müsst ihr euch verstehen, / durch die Sanftmut rauscht ein heilig Wehen. / Nur der Sanftmut Kraft wird es erstehen, / denn die Sanftmut rüget kein Vergehen, / und so kann auch all’s durch sie bestehen. / Wo sie wird im Bau gelegt zum Grund, / wird sie schließen einen festen Bund.
[1.401030.14] Dieses geb’ Ich, euer Vater, nun zur Stund’ / euch all’ Meinen lieben Kindern kund. / Und da jeder es gar wohl verstund, / sag’ Ich „Amen“ durch des Knechtes Mund!
Kein Kommentar bisher