[1.400816A.1] Damit ihr nun euer heutiges Thema, welches in der Darstellung des Inneren einer Taube besteht, begreift, so ist es notwendig, einige flüchtige Rückblicke auf das am gestrigen Tag euch Mitgeteilte zu machen.
[1.400816A.2] Obschon die Bewohner der Luft zunächst den Bewohnern des Wassers die höhere Fortbildungsstufe einnehmen, so ist aber andererseits jedoch nötig, wenn man aus dem Wasser gestiegen ist, zuerst über die Fläche der Erde einen Blick zu machen und dann sich erst in die Regionen der Luft zu erheben, um daselbst eine nähere Bekanntschaft mit deren geflügelten Einwohnern zu machen.
[1.400816A.3] In dem Wasser gibt es eine sonderbare Art Wesen in einer sehr unförmlichen Gestalt, die da nicht besser aussieht als ein vielbezweigter Baumast und von euch mit dem Namen „Polyp“ benamst wird. Dieser Polyp setzt sich an irgendeiner Stelle gleich einem Baumgewächs fest, wurzelt sich in dieselbe ein und ergreift mit seinen vier, fünf, sechs, oft auch sehr vielen Armen oder Rüsseln die ihm nahekommenden Gewürmer und andere Wasserinsekten und verschlingt dieselben in sich, wodurch er dann – besonders in den unteren Tiefen des Wassers – zu einer baumartigen Größe heranwächst.
[1.400816A.4] Wenn dadurch nun seine Verdauungsorgane fester und fester geworden sind, so fängt er, gleich einem Baum, an, teilweise abzusterben und lebt nur noch in seinen äußeren, jüngst gewachsenen Rüsseln fort. Jedoch nach und nach, besonders wenn es ihm anfängt an hinreichender Nahrung zu gebrechen, so wird er dann ganz tot.
[1.400816A.5] Ist nun dieses mit ihm vorgegangen, so geht sein ganzes unförmliches Wesen in eine unzählige Menge von kleinen rötlichen Würmern über. Diese Würmer zehren dann, sich gewaltig reproduzierend, wohlbehaglich an einem solchen abgestorbenen Polypen. Und wenn auch sie sich so gewisserart zu Tode gefressen haben, dann vereinigt sich ihr Leben zu einem, aus welchem Leben dann eine Art Fische zum Vorschein kommt.
[1.400816A.6] Dieser Fisch ist der nämliche, der euch unter dem Namen als „Tintenfisch“, „Tintenwurm“ (Sepia) bekannt ist und seine Wohnung vorzugsweise in großen Mengen noch immer in den größten Tiefen der Meere hat.
[1.400816A.7] Seine Nahrung besteht ebenfalls in einer Art schwarzbrauner Würmer, welche ungefähr die Gestalt eines Haferkornes haben, und gleich einem Fisch an ihren Bauchseiten mit zwei Nasen [Flossen] versehen sind und ihren Feind ganz wohl kennen. Wenn nun dieser seine Mahlzeit halten will, so trübt er das Wasser mit einem schwarzen Saft, welcher Saft zugleich eine betäubende Wirkung auf diese kleine Tierwelt ausübt.
[1.400816A.8] Nun, auf diese Weise bereitet er sich dann immer seine Mahlzeiten. Und wenn er sich so jahrelang hindurch an Tausenden und Tausenden solcher Würmer sattgefressen hatte, so stirbt er natürlich in der Menge seines Geschlechtes, nachdem er mehrere Millionen solcher Leben in sich aufgenommen hat.
[1.400816A.9] Diese nun so potenziert vereinten Dungwürmerleben vereinen sich dann wieder – wie schon bekannt – in eines, von welcher Vereinigung freilich wieder keinem Naturforscher je etwas geträumt hat. Ich aber, als der Urheber aller Dinge, weiß wohl alle Wege, die Ich vorgezeichnet habe in Meinen Werken. Und somit sage Ich, dass aus der Vereinigung solcher Leben ein anderes Wesen hervorgeht, und das zwar der sogenannte Seefalk oder fliegende Fisch.
[1.400816A.10] Dieser Seefalk nährt sich nun teils von den Insekten des Meeres, teils aber auch von den Insekten, die er in einem raschen Flug in der Luft fängt; daher hat er auch seiner inneren Konstruktion nach eine doppelte Einrichtung, nämlich die eines Fisches und die eines Vogels. Er hat nämlich in seinem Bauch Blasen, die er augenblicklich mit atmosphärischer Luft füllen kann, und nach seinem intelligenten Vermögen auch wieder entweder alsogleich ganz oder zur Hälfte entleeren.
[1.400816A.11] Aber da ist wieder für die Naturforscher ein unauflöslicher Knoten vorhanden, die da nicht wissen, wie der Fisch aus der Mitte des Wassers in die atmosphärische Luft kommt und woher er sie nimmt. Jedoch so schwer wie den Naturforschern wird es Mir nicht sein, auch dieses Rätsel vollends zu lösen. Also merkt:
[1.400816A.12] Der Fisch lässt durch einen eigenen Kanal einige Tropfen Wasser in die Blase hineindringen. Unter der Blase aber befindet sich ein dunkles, metallisch aussehendes Gewebe. Dieses Gewebe hat diese Eigenschaft, dass es alsbald eine über 80 Grad heiße Temperatur annimmt. Sobald sich nun ein Tropfen Wasser ober ihm in der Blase befindet, wird durch diese plötzlich erzeugte Hitze das Wasser in einem Augenblick in einen Dunst aufgelöst und füllt somit die Blase mit atmosphärischer Luft. Diese chemische Handlungsweise ist nach Meinem Willen jedem Fisch, je nach seinem Bedürfnis, so geläufig eigen, wie euch die Bewegung eurer Hände und Füße.
[1.400816A.13] Nun, eine solche Einrichtung hat denn auch unser fliegender Fisch. Aber seht, so könnte er noch nicht fliegen, und wären seine Flügel auch ellenweit. Sondern er hat noch nebst dieser Blase durch sein ganzes Körperwesen eine Menge Röhrchen oder Organe gezogen, welche – wenn er fliegen will – sogleich mit einem äußerst leichten Gas gefüllt werden. Diese Füllung geschieht auf folgende Weise:
[1.400816A.14] Nämlich die atmosphärische Luft wird durch einen eigenen inneren, elektrischen Prozess geteilt, dadurch sinkt das Schwersalzige der atmosphärischen Luft als tropfbare Flüssigkeit in der Blase nieder und wird durch einen eigenen Kanal, der sich nun bei einer solchen Gelegenheit öffnet, alsogleich hinausbefördert. Das sehr leichte Gas aber strömt dann in die erwähnten vielen Röhrchen, benimmt
dann der Fleischmasse des Fisches in gerechtem Verhältnis dessen natürliche Schwere, so zwar, dass sein Körper gleichgewichtig wird mit der atmosphärischen Luft. Nun spannt er seine Flügel aus und kann mittelst dieser natürlicherweise fliegen wie ein jeder Vogel. Da geben ihm seine Flossen nach seiner Intelligenz die Richtung, und seine Flügel erheben ihn zu der benötigten Höhe.
[1.400816A.15] Seht, das ist nun die mechanische Beschaffenheit dieses Tieres. Wie aber dieses Tier von zweierlei Kost lebt, so hat es auch zweierlei Feinde; nämlich im Meer eine größere Gattung der Raubfische, und in der Luft eine Menge großer Wasservögel, die fast allezeit diesen Luft-Usurpator für seine Keckheit mit dem Tode bestrafen.
[1.400816A.16] Da dieser Fisch nun eine ganz gutmütige Gattung ist, so geschieht nach seinem Austritt aus solchem Leben folgender Teilungsprozess: Der weibliche Teil, somit auch der blödere, vereinigt sich und geht sogleich in eine Vogelgattung über, welche bei euch unter dem Namen die „Seemöwe“ bekannt ist, und somit noch immer auf die Nahrung der Wasserinsekten beschränkt ist. Der männliche Teil aber vereinigt sich ebenfalls, und wird zu euerem heutigen Thema. Und somit wären wir zu der sehr bedeutungsvollen „Taube“ gekommen.
[1.400816A.17] Ich sage euch, was das Lamm unter den Vierfüßlern, das ist die Taube unter den Bewohnern der Luft, aus welcher Ursache sie auch wohlbekannt von Mir oft als das Bild der Heiligkeit Gottes dargestellt wird. Und so steht dieses Tier an der Spitze aller Bewohner der Luft und zugleich, durch seine Sanftmut und gänzliche Unschädlichkeit, auf der letzten Stufe, allwo ihre Geister, sogleich mit zahllosen Geistern noch aus anderen edlen Kreaturen beherrschend vereint, zu Menschen(-Seelen) werden. Ihr weiblicher Teil entspricht der sanften Liebe, und ihr männlicher der daraus fließenden Gnade.
[1.400816A.18] Ihr werdet euch zwar denken, da es im Meer eine so gewaltige Menge der Fischgattungen gibt, auf welche Weise wohl diese bis zur Taube gelangen könnten. Allein da sage Ich euch: Der sogenannte Polyp ist eben auch sehr verschiedenartig, und da gibt es denn fast jeder Tiergattung des Wassers entsprechende Polypen. Und diese Polypen sind dann durchgehends nicht eine nach der Meinung eurer Naturforscher allerunterste Gattung der Tierwelt, sondern sie sind vielmehr ruhige Läuterungsanstalten, welche immerwährend – ohne abzusetzen – in sich verschlingen, was ihnen unterkommt. Und so sind sie eine Mittelstufe zwischen den Würmern und allen möglichen Fischgattungen. Denn durch sie wird die Welt der Würmer in eine höhere Stufe befördert.
[1.400816A.19] Die Fische aber stehen schon sämtlich auf dieser Stufe, da sie nach ihrer Lebens-Vereinigung zu Bewohnern der Luft werden. Und so entspricht fast jede Fischgattung einer Vogelgattung.
[1.400816A.20] Jedoch ist im Meer noch eine andere Gattung der Tiere, welche durch das euch schon bekannte Conchilien-Leben [Schalentier-Leben] fortgebildet wird, deren letzte Bildungsstufe schon so gestaltet ist, dass sie teils im Wasser, teils auf der Erde in atmosphärischer Luft leben können. Dergleichen Tiere werden dann die Schildkröte, wie auch noch andere, schildlose Kröten- oder Frösche-Gattungen; welche Tiere alle schon mit den Sinnen des Gesichts, des Gehörs, des Geruchs und des Gefühls sowie auch des Geschmacks begabt sind. Ferner sind das Seekalb, der Seelöwe, das Walross und so auch allen Vierfüßlern entsprechende Tiere als Halbbewohner des Wassers und der Erde anzusehen, durch deren Gattungsvereinigung entsprechende Vierfüßler der Erde werden.
[1.400816A.21] Es gibt noch eine dritte Fortbildungsstufe im Meer, welche jedoch seltener, daher auch großartiger und wunderbarer ist, davon Ich euch bei anderer Gelegenheit näheres kundgeben werde.
[1.400816A.22] Und nun kehren wir somit wieder zu unserer Taube zurück, welche wir noch näher beleuchten wollen.
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