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90. Die Demütigung Garbiels. Das Ende des segensreichen Sabbats

Am 24. Mai 1842

[2.90.1] Und der Garbiel und der Besediel begaben sich, nachdem sie alsbald vom Jorias benachrichtigt wurden, dass sie der hohe Abedam berufen hatte, alsogleich voll Mutes und Beharrlichkeit hin zum hohen Abedam.

[2.90.2] Als sie aber (natürlich nach wenigen Schritten schon) bei Ihm angelangt sind, da tat sich sogleich der Garbiel hervor und sagte (freilich wohl außerordentlich stark vorwärts gebeugt, als säße ihm eine zentnerschwere Demut am Hals) zum hohen Abedam:

[2.90.3] „Lieber, heiliger Vater! Soll ich oder der Besediel zuerst mit der Kundgebung unseres Gesichtes beginnen?

[2.90.4] Ich meinesteils wäre dafür, dass der Besediel zuerst und also ganz zuletzt erst ich dann erzählte mein Gesicht!“

[2.90.5] Solches aber sagte er darum, weil er nicht als Erster gerufen ward und bei den Gerufenen eine Steigerung bemerkte; so verhoffte er sich, wenn er als vollkommen zuletzt kundgeben würde sein Gesicht, da stehe er dennoch oben an und ist erhaben über alle.

[2.90.6] Der Abedam aber sagte auf diesen vorlauten Antrag zum Garbiel: „Garbiel, siehe, Ich Meines Teils bin wieder ganz und gar nicht dafür, sondern bin vielmehr dafür, dass da weder du, noch der Besediel werdet kundgeben eure Gesichte, da sie keinen allgemeinen Wert haben, sondern nur einen sich unterdessen auf euch allein beziehenden, über dessen tatsächliche Anwendung Ich euch erst morgen die volle Weisung geben werde!

[2.90.7] Das wäre somit ein Teil, wofür Ich Meines Teils unabänderlich bin; dann bin Ich aber wieder eines anderen, aber dennoch Meines Teiles wieder dafür, dass, so Ich jemanden rufe, er doch warten soll, was Ich von ihm verlangen werde, und dann erst reden, so Ich es von ihm verlange, aber nicht vorlaut gewisserart Mir vorzeichnen, was Ich tun soll.

[2.90.8] Siehe, für solche nach dem Vorrang dürstenden Zuvorkommenheiten bin Ich Meines Teils wieder gar nicht, aber desto mehr wieder eines anderen Meines Teils dafür, dass sich jemand also demütige, dass er lieber sein will der Letzte als der Erste, lieber Diener als Herr, lieber der Kleinste als der Größte, lieber sein verkannt als zu hoch anerkannt, und lieber sein ein letzter Knecht denn ein erster Gebieter. Siehe, dafür bin Ich Meines Teils wieder sehr!

[2.90.9] Und noch bin Ich eines anderen Meines Teils wieder dafür, dass ein jeder dem anderen in aller wahren Liebe soll sein ein wahrer Bruder. Denn solange er das nicht ist, kann Ich Meines Teils ihm ja auch nicht ein Vater sein; bin Ich aber der allein wahre Vater, da sehe Ich als die allerhöchste Weisheit Meines Teils wahrhaft wieder nicht ein, welches Unterschiedes da Meine Kinder untereinander sein sollten!

[2.90.10] Oder hat die reine Liebe wohl Unterschiede, wenn sie ist vollkommen aus Mir?!

[2.90.11] Ja, es gibt wohl einen Unterschied zwischen Liebe und Liebe, wie sie mächtiger ist und mächtiger; aber diese Unterschiede sind also beschaffen, dass die Brüder diesen Unterschieden zufolge einander achten, und je mehr Liebe einer hat, desto demütiger ist er auch, und desto mehr will er auch allen ein Diener sein.

[2.90.12] Siehe, sonach wäre Ich Meines Teils für dich auch der Meinung, du solltest dich demütigen, deinen Irrtum einsehen, ihn bereuen in dir und dein Herz zuvor erfüllen mit wahrer Liebe zu Mir, dem Vater, und also auch zu allen den Brüdern, Vätern, Kindern und Weibern; denn sonst wirst du deines Teils nicht viel des ewigen Lebens überkommen.

[2.90.13] Auch du, Besediel, magst dergleichen tun! Du, Mein lieber Sehel, aber zeige ihnen den rechten Weg! Amen.

[2.90.14] Morgen aber will Ich jedermann seine Weisung geben; solches sollen demnach auch die beiden von Mir erwarten! Amen.“

[2.90.15] Nach diesen Worten aber wandte sich der hohe Abedam zum Adam und sagte zu ihm:

[2.90.16] „Adam, siehe, also hätten wir den Sabbat gebührlich beschlossen, denn der Nacht Mitte ist herangekommen. Sage es demnach allen, dass allen die Ruhe nun gar nötig geworden ist, darum sie sich zur Ruhe begeben sollen, um morgen gestärkt wieder erwachen zu können!“

[2.90.17] Und der Adam vollzog alsbald des Herrn Willen und ließ allen durch die Kinder Seths die Ruhe ankündigen.

[2.90.18] Als aber solches geschehen, da entstand alsbald ein allgemeiner Lobgesang von vielen Tausenden; nach dessen Beendigung aber segnete Abedam alle zur Ruhe und sagte dann zum Adam:

[2.90.19] „Da nun alles sich zur Ruhe begeben hat, so wollen auch wir keine Ausnahme machen, sondern wollen tun, was alle anderen tun!“

[2.90.20] Der Adam aber fragte den Herrn, sagend: „Heiliger Vater, wo willst Du denn, dass wir mit Dir ruhen sollen, – entweder hier, – oder sollen wir uns in meine Hütte begeben?“

[2.90.21] Der Abedam aber sagte darauf zum Adam: „Adam, siehe, Ich habe schon gar viele Ewigkeiten unter Meinen freien Himmeln zugebracht, so lasse uns denn auch heute hier unter dem freien Himmel zubringen; denn das Firmament hat sich ausgeheitert, und also harrt unser kein Sturm mehr. Daher bleiben wir, wo wir sind, und wie wir sind; und also begebt euch alle zur Ruhe! Amen.“

[2.90.22] Und also ward der segensreiche Sabbat beschlossen, und eine feierliche, heilige Ruhe ergoss sich über alle die heiligen Höhen der Kinder Gottes.

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