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82. Über die Vaterschaft Gottes und die Größe der Gotteskindschaft

Am 9. Mai 1842

[2.82.1] Nach dieser Darstellung des Gesichtes Horedons durch die Tat und nach dessen wenigen Worten darüber aber fragte der Abedam alsbald den Horedon, sagend nämlich:

[2.82.2] „Horedon, nachdem somit wahrlich dein inneres Gesicht vollkommen kundgegeben ist, so frage Ich dich, wie auch alle, was denn nun besagt dieses Gesicht; was ist dessen Sinn?

[2.82.3] Einen großen Teil hat schon die Enthüllung Rudomins klärlichst kundgetan; sonach dürfte es euch ja doch wohl nicht so schwer mehr sein, diesen erläuternden Nachtrag aus eurem innerlich erhaltenen Licht kundzutun. Wer sonach Mut und Weisheit besitzt, der trete hierher und rede!“

[2.82.4] Alle aber, als sie solche Aufforderung vom Abedam vernommen hatten, fingen an, den hohen Abedam zu bitten, dass da doch nur Er allerbarmend tun möchte, was Er verlange von ihnen; denn obschon sie wohl wüssten, dass da niemand, der in Seinem Namen täte auf den Mund, vermögend wäre, eine Unwahrheit zu sagen, so wäre aber doch ein solches Wort durch einen zweiten unwürdigen Mund nicht mehr also kräftig und mächtig und lebendig, als so da ebendasselbe Wort dem heiligen Vatermunde selbst also überaus liebevollst entstammt.

[2.82.5] Auf diese Bitte nahm alsbald wieder der Abedam das Wort und begann also zu reden: „O Kinder, wie viel Törichtes ist noch in eurem Herzen verborgen! Was hat denn der Horedon soeben vorher getan durch Mein in ihn gelegtes Wort, da er zufolge der Nacht und deren eigens derber Finsternis Mich nicht finden konnte?

[2.82.6] Seht, das Wort, das Ich zu ihm geredet habe, hat er, Mir volltrauend, ausgesprochen, und des weißen Berges hohe Zinnen wurden zerrissen, und die im Inneren des Berges lange schon waltende Glut erbrannte augenblicklich doch durch die weit gemachten Spalten und Risse in lichterlohe Flammen.

[2.82.7] Da ihr sonst ja doch den augenscheinlichsten Beweis von der Kraft und Macht Meines Wortes nun vor Augen habt, so es auch von eines Kindes Munde ausgesprochen wird, sagt, aus welchem Grunde könnt ihr da behaupten, Mein Wort möchte da ohnmächtiger sein, sobald es von euch ausgesprochen wird?!

[2.82.8] Wann aber ist der Vater mehr ein Vater, so er sich selbst als solcher zu sein ausspricht, oder so er also gerufen wird von seinen Kindern?

[2.82.9] Oder so da jemand von sich aussagte: ‚Ich bin ein Vater!‘, hätte aber dabei keine Kinder, die ihn als solchen anerkennen möchten und rufen, oder jemand, der da nach Hause käme und die Kindlein ihm entgegen liefen und riefen ihn und sagten: ‚Ach Vater, Vater, Vater, o du lieber Vater!‘

[2.82.10] Sagt Mir, wer von diesen beiden Vätern ist hier mehr Vater?

[2.82.11] Ihr sagt es in euren Herzen: ‚Der, den seine Kindlein also rufen!‘

[2.82.12] Seht sonach, ihr noch sehr Törichten, wenn denn der von seinen Kindern ausgesprochene Vater mehr Vater ist als der sich selbst also nur bei sich aussprechende, so ist ja doch auch sicher das Wort ‚Vater‘ aus dem Munde der Kinder mehr wert und kräftiger und mächtiger denn aus dem Munde des Vaters selbst!

[2.82.13] Oder wann erbaut und erfreut euch das Wort denn mehr: so ihr euch selbst vor euren Kindern Vater nennt, oder so euch eure Kinder fröhlich und voll der zartesten Liebe und voll alles Zutrauens also nennen?

[2.82.14] Wenn aber schon ihr darinnen einen übergroßen Unterschied findet, – was meint ihr denn, bin Ich etwa weniger Vater, denn ihr selbst es seid?

[2.82.15] O ihr noch stark Törichten, seht ihr denn das noch nicht ein, dass Ich nur allzeit das Allerkräftigste und allervollkommenste Beste will und wünsche es zufolge der euch für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten gegebenen Freiheit?

[2.82.16] So ihr aber solches in eurem Herzen unmöglich je werdet in Abrede stellen können, wozu sollte sonach eure Entschuldigung wohl dienlich sein?

[2.82.17] Daher tue du, Horedon, zum wenigsten mit kurzen Worten kund, wozu Ich ehedem alle berufen habe; ihr alle anderen aber grabt euch die folgenden Worte tiefst in eure Herzen! Amen.“

[2.82.18] Und sogleich begann der Horedon folgende sehr zu beachtende Rede an alle in Meinem Namen zu richten, welche also lautete:

[2.82.19] „Liebe Väter, Brüder und Kinder, es ist somit darzutun, was endlos Großes dahinter verborgen liegt, ein Kind des großen, allmächtigen, ewigen Gottes zu sein, und das zwar aus dem Gesicht Rudomins und meines eigenen, und daneben aber auch klar zu erschauen die eigene aus sich selbst hervorgehende Nichtigkeit; solches also ist die kurz zu lösende Aufgabe.

[2.82.20] Ich meine aber, sie ist schon aufgelöst vor uns allen, und also habe ich schon wieder nichts anderes zu tun, als mich und euch bloß nur darauf aufmerksam zu machen, was soeben zuvor der überheilige Vater Selbst ausgesprochen hat, nämlich, dass der Vater im Munde der Kinder mehr Vater ist denn im eigenen!

[2.82.21] Seht, darin, darin liegt die endlos allerhöchste Würde und Größe unserer Kindschaft, dass der unendliche, ewige Gott Sich Selbst erst in uns einen Vater nennt und erst dann unser wahrhafter Vater in der allerhöchsten Liebe wird, so wir Ihn als solchen in unseren Herzen erkennen und Ihn in aller Liebe auch also rufen!

[2.82.22] So Sich aber der unendliche Gott erst in uns will als Vater vollkommen manifestieren, sagt, was Höheres könnte da wohl noch gedacht werden?

[2.82.23] Was liegt daran, ob wir auch mit dem leisesten Hauch die ganze Schöpfung verwehen möchten und mit einem Gedanken alle Berge entzünden?! Wahrlich nichts gegen dem, so wir zu Ihm in aller Liebe und Wahrheit sagen können: ‚Lieber, heiliger Vater!‘

[2.82.24] Denn Er, der in Sich ist Gott, der Unendliche von Ewigkeit, ist vermöge Seiner unendlichen Liebe Vater in uns, wie wir Kinder in Ihm.

[2.82.25] Er zwar ist, was Er ist, durch Sich, – wir aber sind ewig nichts aus uns, aber alles aus und durch Ihn.

[2.82.26] Das ist also unsere Größe endlos, dass wir Seine Kinder sind und Er unser aller Vater!

[2.82.27] Und das auch ist vollendet der Sinn meines Gesichtes in Seinem Namen! Amen.“

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